Wo liegt eigentlich Paraguay?

Hallo, Hola und Mba’éichapa (Guaraní)

Ich bin Lea und ich mache meinen Freiwilligendienst in Asunción, Paraguay

Paraguay ist ein Land, in dem es nur wenig Tourismus gibt und welches für viele Menschen noch unbekannt ist. Für mich war das nicht anders. Als ich meinen Platz bekommen habe, waren alle natürlich neugierig und haben angefangen mir alle möglichen Fragen zu stellen. Die Tatsache, dass ich nur sagen konnte, dass Asunción die Hauptstadt ist, es zwischen Argentinien und Brasilien liegt und ich nirgends einen Reiseführer dafür finden kann, war da leider nicht ausreichend genug. 

Also musste erstmal gegoogelt werden…Ahh okay, fast 7 Millionen EinwohnerInnen, wenig Tourismus, überraschend viele deutsche und zwei Amtssprachen; Spanisch und die indigene Sprache Guaraní, welche genau so heißt wie auch die Währung vor Ort (1€ sind ungefähr 8.000 Guaraní). Stück für Stück konnte ich immer mehr über Paraguay herausfinden und die ganzen Fragen mehr oder weniger beantworten. Inzwischen weiß ich schon deutlich mehr über das Land, die Menschen und ihre Kultur und ich lerne jeden Tag dazu. 

Aber jetzt ist natürlich auch die Frage was ich hier eigentlich so mache; 

Ich arbeite in der Callescuela, diese ist eine Organisation, die sich für die Förderung der Rechte von Kindern und Jugendlichen einsetzt. Besonders für arbeitende Kinder und Jugendliche. Neben dem Büro gibt es in Asunción 4 Einsatzstellen, von denen dieses Jahr 3 besetzt sind. Ich arbeite in der Einsatzstelle “Villa Elisa”, welche eine von den Stellen ist, die sich direkt in einer der “Comunidades” (Gemeinschaft/Siedlung) befindet.

Dann gibt es noch “9 de Marzo” oder „Nueve de Marzo“, wo eine Freiwillige arbeitet und der “Mercado Abasto”, auf dem noch zwei weitere Freiwillige arbeiten.

Mein „Zuhause“ ist hier in einer Art Studentenheim, in dem ich gemeinsam mit 4 weiteren Freiwilligen lebe. Ich habe meine eigenen vier Wände (+ gelegentliche Besuche von Ameisen) und sogar ein eigenes kleines Bad. Auf dem Gelände leben ungefähr 30 StudentenInnen, die Vermieterin mit ihrer Familie, die deutsche Kirche mit dem deutschen Pastor und seiner Frau und 4 Hunde. Es gibt mehrere Gebäude auf dem Gelände verteilt, ein Fußballplatz, sehr viel grüne Fläche und Papaya Bäume.

Einen typischen Tag bzw. Woche könnt ihr euch so vorstellen: 

Um ca. 6:30 Uhr stehe ich auf, Frühstücke etwas und mache mich fertig. Zwischen 7:00-7:15 gehe ich los zu meiner Busstation und dann heißt es erstmal warten, bis der richtige Bus kommt, das kann manchmal sehr lange dauern und für eine Person, die aus einer Großstadt wie Hamburg kommt, fühlt es sich wie eine Ewigkeit an. Wenn der Bus dann da ist, muss ich ungefähr 30-45 Minuten fahren, je nach dem wie viel Verkehr es gibt. Manchmal nutze ich die Zeit zum Vokabeln lernen, meistens schlafe ich aber einfach ein.

Angekommen in Villa Elisa:

Dort gibt es drei verschiedene Altersgruppen. „CEPI“ (2-4), „Abeja‘s“(6-13) und „Goats“(Jugendliche). Dienstags und Donnerstags gibt es eine sogenannte „Refuerzo“ (Hausaufgabenhilfe), bei der auch eine Professorin/Lehrerin da ist und mit den Kindern schreiben, lesen und Guaraní lernt oder ihnen beim Hausaufgaben machen hilft. Am Mittwoch und Freitag Nachmittag ist immer die „CEPI“ Gruppe da. Es wird gespielt, gesungen, gebastelt und gegessen. Samstag Vormittags sind dann noch die Jugendlichen da. Dort gibt es meistens eine „Reunión“ (Eine Besprechung/Sitzung), bei der viele verschiedene Themen besprochen werden.

Mittwochs und Freitags habe ich nach der Arbeit von 18-20:00 noch Training. Ich habe das Glück hier, das Ringen weiter fortzuführen und habe mich sehr früh bereits über Vereine und Trainingsmöglichkeiten informiert. Das hat mir sehr geholfen eine gewisse Routine und etwas vertrautes, aber trotzdem auch neues/anderes in diesem ganzen Chaos zu haben. Auch wenn mir manchmal die Motivation fehlt, schaffe ich es meistens trotzdem mich zum Training zu motivieren und im Nachhinein bin ich auch immer sehr froh, da gewesen zu sein. 

Nach dem Training geht es wieder nachhause und meistens machen wir Freiwilligen noch etwas zusammen, wie reden, kochen oder spielen „Wizzard“. Das Wochenende fängt für mich am Samstag Nachmittag an und geht bis Montag. Wenn wir nicht gerade etwas gemeinsam unternehmen, ist das auch die Zeit, wo ich meine Wäsche waschen kann, einkaufen gehe oder ein bisschen mein Zimmer und Bad putzen kann.

Inzwischen lebe ich mich so langsam ein, auch wenn es mir manchmal noch etwas schwer fällt und ich noch viel an mein Zuhause denken muss. Ich bin aber sehr froh, hier in Asunción gelandet zu sein! Auch in meiner Einsatzstelle fühle ich mich immer wohler. Der Arbeitsweg wird zur Routine, der Bus ein guter Ort für Power-naps und jedes mal wenn ich meine Communidad betrete, überkommt mich ein wohliges Gefühl. 

Ich bin sehr dankbar für die ganzen Menschen, die mir diese Zeit hier ermöglichen und vor allem bin ich gerade sehr dankbar für die Personen, die mir das ankommen hier erleichtern, unabhängig davon, ob sie dabei tausende von Kilometern entfernt sind, nur durch eine regelmäßig abrechende WLAN Verbindung für mich da sind oder ob sie ganz nah sind und mit der Hilfe von Google Übersetzer mir hier vor Ort helfen, Ich bin sehr dankbar dafür! 

Was noch ein bisschen ein Stein im Schuh ist, ist das Thema Visum. Anders als die meisten, müssen wir erst hier vor Ort den größten Teil dafür machen. Was vor einem halben Jahr noch sehr toll war, ist jetzt leider sehr nervig. Für uns heißt das nämlich, regelmäßige Besuche bei verschiedenen Behörden und ständig von A nach B rennen. Aktuell haben wir aber alle Dokumente und müssen jetzt nur noch das finale Visum beantragen. Zum Glück werden wir viel dabei unterstützt, was die ganze Sache deutlich leichter macht. Ich werde aber trotzdem sehr froh sein, wenn das kein Thema mehr ist.

Dafür gibt es aber viele andere schöne Dinge und Momente hier, über die ich mich immer freuen kann. Zum Beispiel, wenn ich weniger als 15 Minuten auf meinen Bus warten muss, die Papaya Bäume im Studentenheim, der Beginn der Mango-Saison, Dienstags und Donnerstags „Cocido con leche“ trinken (Eine Art schwarzer Tee mit Milch und einem Jahresvorrat an Zucker), etwas anderes gekocht zu haben als Nudeln mit Soße, ein neues Wort auf Guaraní lernen, wenn es nach ein paar heißen Tagen wieder auf 25 Grad abkühlt oder wenn man sich endlich dazu aufbringen kann einen neuen 25L Wasserkanister die Treppe hoch zu schleppen. 

Wie ihr seht gibt es hier viele Dinge und noch mehr über die ich mich regelmäßig freuen kann, auch wenn ich anfangs einige davon als große Qual gesehen habe. Aber sin problema (ohne/kein Problem), wenn ich wieder zuhause bin, wird mir nie wieder zu heiß sein, ich kann 1A Nudeln kochen und habe Muskeln wie Arnold Schwarzenegger.

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