Willkommen in Südamerika!

Was vor 3 Monaten noch unvorstellbar war, ist nun Wirklichkeit. Inzwischen bin ich schon seit zweieinhalb Monaten auf südamerikanischen Boden und die einst so weit entfernte Vorstellung von dem Leben hier ist plötzlich mein Alltag geworden.

Am 14. August ging es los und ich stand mit meinen Eltern und meiner Schwester und so vielen anderen Lateinamerika-Freiwilligen vom ZMÖ und anderen Organisationen am Flughafen. Ich hatte mich in den letzten Wochen vor meinem Abflug von so vielen Menschen verabschiedet und war das Abschiednehmen gewöhnt und trotzdem war es komisch, dass es auf einmal so weit war. Ich war auf dem Weg in das Abenteuer, auf das ich mich Monate gefreut hatte.

Wir hatten das Glück, mit einem Direktflug von Frankfurt direkt nach Buenos Aires zu fliegen, wo wir mit insgesamt 51 Freiwilligen zwei Wochen lang ein Einführungsseminar besuchten. Die meisten Freiwilligen lernte ich bereits am Flughafen kennen, unter anderem meine Mitbewohnerinnen Freia und Klara. Aufregung, Vorfreude und gleichzeitig ein bisschen Angst lagen in der Luft und dann hieß es BOARDING. 

Die 14 Stunden Flug vergingen deutlich schneller als ich mir vorgestellt hatte und plötzlich trafen wir schon auf argentinischen Boden. Am Flughafen wurden wir direkt von Anna und Peter von der IERP, der Partnerorganisation, die Ansprechpartner für uns alle ist, in Empfang genommen und zu unseren Unterkünften gebracht.

Nachdem wir unsere WGs für die 2 Wochen kennengelernt hatten, ging es dann los die Stadt erkunden. Ich war unfassbar aufgeregt, das erste Mal außerhalb von Europa zu sein und unfassbar neugierig alles kennenzulernen.

Am nächsten Tag ging dann das Seminar los und nach und nach lernten wir uns alle kennen und verstanden uns auf Anhieb ziemlich gut. Durch das Zusammenleben in WGs wurden wir schon auf unseren späteren Alltag vorbereitet, was mir tatsächlich sehr geholfen hat und ich habe nach einem Tag bereits sehr zu schätzen gewusst, diese WG zu haben. 

Während des Seminars wurde uns nochmal super viel mit auf den Weg gegeben. Von organisatorischen Fragen, über länderspezifische Einheiten bis hin zu Sprachkursen und Workshops wurde alles abgeklappert. Besonders spannend fand ich die Einheit zur Geschichte Lateinamerikas und den Folklore-Workshop, das war einfach sehr berührend und inspirierend. Auch der Sprachkurs war ein perfekter Einstieg und hat uns alle langsam an den Alltag hier herangeführt. Die zwei Wochen in Argentinien waren einfach eine ganz besondere und vielfältige Zeit, für die ich sehr dankbar bin. 

Und so schnell, wie wir in Argentinien angekommen waren, ging es dann auch schon weiter nach Paraguay. Wir haben am letzten Tag des Seminars noch ein großes Abschiedsgrillen veranstaltet und die letzten Stunden alle zusammen genossen. Am nächsten Morgen ging es dann los.

Wir sind mit dem Bus, der wirklich sehr gemütlich war, von Buenos Aires direkt nach Ciudad del Este gefahren. Jede*r hatte einen breiten Sessel mit Fußablage und alles war sehr geräumig. An der Grenze verlief auch alles problemlos und bald waren wir auch schon in Hohenau, wo zwei Freiwillige ausgestiegen sind. Es blieben also nur noch wir vier auf dem Weg nach Ciudad del Este. Das war der Punkt, an dem ich das erste Mal so richtig realisiert habe, dass es jetzt wirklich losgeht zu dem Ort, der für ein Jahr mein Zuhause wird.

Angekommen! (Felix, ich, Klara, Yulie, Julia, Freia und José von links nach rechts)

Nach 24 Stunden im Bus kamen wir dann an und wurden von der Leitung unserer Projekte (Julia und José) abgeholt und mit einem landestypischen Essen begrüßt. Es gab „sopa paraguaya“, einen herzhaften Kuchen aus Maismehl und Käse, und Fleisch mit einer Gemüsepfanne. Danach ging es zu unserem Haus und uns wurde alles gezeigt und erklärt. Dort hat uns auch unsere Vermieterin Yulie in Empfang genommen, mit der wir uns ein Grundstück teilen. Die ersten Tage hatten wir erstmal Zeit, um uns einzuleben und zu organisieren, was Einkäufe und erste Anschaffungen anging. Durch Kollegen von der Arbeit oder unsere sehr hilfsbereiten Nachbarn haben wir z.B. herausgefunden, dass wir am besten auf dem Mercado einkaufen, wo es so gut wie alles gibt, oder wo wir unser Trinkwasser auffüllen können. Außerdem wurden Zimmer eingerichtet, Schränke eingeräumt, Fotos aufgehängt und Musik gehört.

Am Montag haben wir dann das erste Mal gearbeitet und wurden dem Team und nach und nach den Kindern vorgestellt. Das war total schön und überwältigend gleichzeitig. Freia und ich arbeiten beide bei der Callescuela und haben uns zusammen zwei Wochen zwei verschiedene Standorte der Callescuela angeschaut. In beiden Standorten gibt es mehrere Bereiche, wie den Kindergarten „CEPI“, die Nachhilfe „Refuerzo Escolar“ und Gruppen, die sich politisch engagieren. Wir haben uns nach diesen Einführungswochen dann auf die Standorte aufgeteilt und nun arbeite ich in „Kilometro 9“ und es macht mir wirklich Spaß. Durch die verschiedenen Altersgruppen und Aktivitäten ist es abwechslungsreich und ich arbeite mit verschiedenen Kollegen zusammen. Die Kinder haben mich alle direkt aufgenommen und sind super offen, was mir den Einstieg sehr erleichtert hat. Das Projekt ist außerdem relativ ländlich und langsam weiß ich schon, wer wo wohnt und erkenne Familien, die mich auch schon freundlich begrüßen, wenn ich zur Arbeit komme. Allgemein sind alle Menschen, die ich bisher getroffen habe, total nett und hilfsbereit und helfen mir sehr, mich hier einzufinden und mich zu verständigen. Dafür bin ich sehr dankbar!

Inzwischen haben wir uns alle noch mehr eingelebt und ich fühle mich wirklich wohl hier und bin richtig im Alltag angekommen. 

Ciudad del Este ist insgesamt eine sehr lebendige und vielfältige Stadt. Wir leben eher ländlich und nicht im Stadtzentrum, aber man merkt, dass wir am Dreiländereck mit Argentinien und Brasilien leben, weil immer viel Verkehr ist und ich z.B. anfangs oft gefragt wurde, ob ich aus Brasilien komme, wenn ich etwas nicht verstanden habe, weil es hier üblich ist, Brasilianer*innen zu begegnen. Durch unsere Vorfreiwilligen haben wir als WG außerdem schnell Kontakt zu einigen Freunden bekommen. Es tut total gut, mit Leuten in Kontakt zu sein und die Menschen und Kultur besser kennenzulernen und die Sprache natürlich auch.

Insgesamt also sehr viele neue Eindrücke, die mich alle auf irgendeine Art inspirieren. Dadurch tut es aber manchmal auch gut, einfach ein bisschen Ruhe zu genießen und Tagebuch zu schreiben oder mit meinen Mitbewohner*innen zu quatschen. Dadurch merke ich auch, wie viel sich schon in meiner Wahrnehmung verändert hat.

Feststeht, ich bin sehr gespannt auf alles, was ich noch erleben werde und bin sehr dankbar, hier zu sein und all diese Erfahrungen machen zu können.

Bis bald:)
Malena

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