Hallöchen zusammen,
Meinen heutigen Blogpost möchte ich nutzen, um euch das erste Projekt, das Ronja und ich im India Peace Centre betreuen, etwas näher vorzustellen.
Seit etwa zwei Wochen sind wir den Großteil unserer Arbeitszeit damit beschäftigt, einen Malwettbewerb für die Schüler_innen der lokalen High Schools und Colleges in Nagpur zu organisieren. Der Wettbewerb steht unter dem Thema „Arts for Peace“ und ist anlässlich des internationalen Tag des Friedens am 21. September angedacht. Die Teilnehmer_innen sind dazu aufgefordert ein Bild zu malen, welches ihre Auffassung von Frieden wiederspiegelt. Die Bilder werden dann in einer Ausstellung im IPC gezeigt und die besten Exemplare mit Preisen ausgezeichnet.
Für Ronja und mich bestand die Organisation bis jetzt vor allem daraus, das Infomaterial für das Projekt zusammen zu stellen, die Schulen im Umkreis zu kontaktieren, Vorbereitungstermine wahrzunehmen und schließlich die Schulen zu besuchen, um die Malaktionen durchzuführen. Die Projektplanung war meiner Ansicht nach bis jetzt ein sehr guter Einstieg in die Arbeit des IPC und ich konnte mich der ein oder anderen kleinen Herausforderungen stellen. Dazu gehörten beispielsweise das anrufen in einem fremden indischen Schulbüro, mit der Aussicht darauf, dass man auf Hindi begrüßt wird. Genauso wie das erste Treffen mit einer Schulleiterin, bei dem man sich nicht sicher ist, ob es sich nun gehört ihr die Hand zu reichen, oder die Erfahrungen mit der „Indian stretchable time“, bei der es auch mal ganz normal ist pünktlich bei einem Termin zu erscheinen, nur um dann zu erfahren, dass die Person mit der man den Termin eine halbe Stunde vorher telefonisch vereinbart hat nun leider nicht mehr da ist und man doch bitte kurz auf die Vertretung warten solle. Diese erschien ca. 40 Minuten später.
Zum „Arts for Peace“-Projekt gehörten für mich auch schon einige persönliche Lernerfahrungen. So zum Beispiel, dass hier von allen durchgeführten Programmen immer viele Fotos gemacht werden (Diesem Umstand sind auch die Bilder in diesem Post zu verdanken). An die offiziellen Fotos schließt sich dann oft noch ein Foto mit dem zuständigen Lehrer an und dann gibt es auch ab und zu mal die Schüler, die doch gerne noch ein Foto machen würden. Anfangs habe ich dort immer brav bereit gestanden, auch wenn ich mir komisch vorkam mit einer Truppe Teenies, die mir völlig fremd waren, Selfies zu machen. Doch mittlerweile habe ich ein stückweit versucht mir selber klar zu machen, dass es in solchen Situationen auch okay ist „nein“ zu sagen. Es ist eine Gradwanderung, da hinter solchen Bildern natürlich keinerlei schlechte Absichten stecken und man Enttäuschung hervor ruft. Auf der anderen Seite denke ich aber auch, dass ich in diesem Falle das Recht habe meinem Unbehagen Ausdruck zu geben. Dieses entsteht noch zusätzlich daraus, dass ich mich durch diese „Fotokultur“ teilweise wie ein Anschauungsobjekt oder sogar ein „Star“ fühle. Das ist eine Position, die mir aber auf Grund der geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe hier zufällt. Über diese Privilegien aber auch Pflichten, die man als Besucher und „Weißer“ (Definition) mit sich trägt, haben wir auf unserem Vorbereitungsseminar viel gesprochen. Darüber bin ich sehr dankbar, ohne die Denkanstöße aus dem Seminar würde ich diesen Situationen unbeholfener gegenüber stehen. Die Gedanken an Privilegien und ähnliche Themen begleiten mich in den letzten Tagen immer wieder. Momentan eher noch als viele Fragen und Unsicherheiten in meinem Kopf. Ich werde sie sicherlich in einem separaten Blogpost nochmal aufgreifen, aber dazu muss ich selber erst mal zu mehr Klarheit kommen.
Ein weiteres Wirrwarr im Kopf entsteht bei mir gerade auch durch das Thema für unseren Malwettbewerb: Draw what Peace means to you!
Was bedeutet Frieden für mich? Würde ich, so wie viele Schüler_innen, eine Friedenstaube, das Peace-Zeichen, eine Weltkugel oder Menschen die sich bei den Händen halten zeichnen? Ich denke die letzteren beiden treffen es vielleicht schon ein bisschen. Beim Thema Frieden ist Teamwork gefragt und gleichzeitig ist ein großer Bestandteil erst einmal selber Frieden zu empfinden. Viele Leute haben sich darüber schon den Kopf zerbrochen und versucht zu definieren, was Frieden ist. Für mich bietet dieses Jahr dir große Chance, mich auf diesem Themengebiet zu belesen und weiter zu bilden. Eine Aufgabe, die ich mir selber gerne stelle. Und vielleicht weiß ich ja am Ende des Jahres ein bisschen besser, was auf meinem Friedensbild zu sehen wäre.
Bis dahin hoffe ich ihr hattet trotz meiner kleinen philosophischen Ergüsse Spaß beim lesen und wisst nun etwas mehr über meine Arbeit im IPC.
Viele Grüße gehen raus in die Welt und lasst mich doch mal wissen:
What does Peace mean to you?