Die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen entstand im 16. Jahrhundert. Die reformatorischen Schriften erreichten Polen sehr früh. Bereits 1523 wurde in Wrocław der ehemalige Mönch Jan Hess vom Stadtrat als evangelischer Pfarrer an die Maria-Magdalenen-Kirche berufen. Besonders erfolgreich war die Reformation im Teschener Land, wo sie auch breite Schichten der Bevölkerung erreichte. Bis heute gibt es dort große evangelische Gemeinden.
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen etwa 400.000 Mitglieder, von denen etwa 75 % deutsch- und 25 % polnischsprachig waren. Im Zuge der Aussiedlung vieler deutschsprachiger Gemeindeglieder nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Zahl der Mitglieder auf etwa 100.000 zurück. Heute hat die Kirche etwa 70.000 Gemeindeglieder in sechs Diözesen und 131 Gemeinden. Etwa 500 deutschsprachige Gemeindeglieder gibt es heute noch in Polen.
Eine Besonderheit ist die Christliche Theologische Akademie Warszawa, eine staatliche ökumenische Hochschule mit nur einer Fakultät, nämlich der Theologischen Fakultät. Diese ist in zwei Fachbereiche gegliedert, den Fachbereich Theologie und den Fachbereich Soziale Arbeit.
Verfasser aller Gesetze und Ordnungen der Kirche ist die Kirchensynode, deren Amtsperiode fünf Jahre dauert. Die höchste Verwaltungs- und Administrationsgewalt übt das Konsistorium aus, dessen Sitz Warszawa ist. Die Kirche ist Mitglied des Polnischen Ökumenischen Rates, des Lutherischen Weltbundes und des Ökumenischen Rates der Kirchen. Leitender Geistlicher der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen ist derzeit Bischof Jerzy Samiec. Partner der Nordkirche ist jedoch nicht die gesamte Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen; vielmehr besteht eine Partnerbeziehung zu den beiden Diözesen, die Gebiete des ehemaligen Hinterpommern betreuen, welches vor 1945 zur Pommerschen Evangelischen Kirche gehörte.
Die Diözese Wrocławska liegt im äußersten Westen von Polen und umfasst die gesamte Grenzregion zu Deutschland. Sie geht von der Ostsee bis nach Kłodzko und nach Poznań im Süden, von Szczecin bis Niederschlesien. Die Diözese hat 16 Kirchengemeinden, zu denen 27 Filialgemeinden gehören. In ihr arbeiten 17 Pastoren. In Szczecin wurde 2013 erstmals nach 13 Jahren in ganz Polen wieder eine Diakonin geweiht. Die Diözese hat etwa 3.000 Mitglieder.
Die größten Gemeinden sind Wrocław (650 Mitglieder) und Szczecin (400 Mitglieder). In Wrocław gibt es die einzige selbständige deutschsprachige Gemeinde (150 Mitglieder in Wrocław und dem ganzen Südbereich der Diözese).
In Szczecin steht das Internationale Dietrich Bonhoeffer Studien- und Begegnungszentrum Gruppen und Einrichtungen für Seminare, Tagungen und Begegnungen zur Verfügung. Es gehört zur evangelischen Trinitatisgemeinde wie auch der Dietrich-Bonhoeffer-Garten der Stille und Meditation in der Nähe von Szczecin-Zdroje, wo einst das Predigerseminar der Bekennenden Kirche durchgeführt wurde.
Die Diözese Wrocławska ist partnerschaftlich mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und dem Dekanat Wiesbaden verbunden.
Die Diözese Pomorsko-Wielkopolska liegt im Westteil von Polen. Sie geht im Norden bis zur Ostsee, im Süden bis weit über Poznań und Toruń. Die Diözese hat 19 Kirchengemeinden, zu denen 25 Filialgemeinden gehören. In ihr arbeiten 17 Pastoren. Sie hat etwa 3.000 Gemeindeglieder. Die größten Gemeinden sind Sopot-Gdansk (500 Gemeindeglieder), Słupsk (230), Poznań (230) und Koszalin (200). Sitz der Diözese ist die Heilandskirche in Sopot.
In Koszalin lädt das vor einigen Jahren neu erbaute Gemeindehaus Gruppen zur Übernachtung und zur Gestaltung von Seminaren ein (25 Betten und ein offener Boden, der ebenfalls von Gruppen genutzt werden kann). Die polnische Ostseeküste ist ein lohnendes Ziel.
Die Diözese Pomorsko-Wielkopolska ist partnerschaftlich mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland verbunden.
Bis 1945 war das Gebiet von Hinterpommern über viele Jahrhunderte deutsch. Auch nach Kriegsende, Flucht und Vertreibung der ehemaligen deutschen Bewohner und Neuansiedlung ebenso vertriebener Neuankömmlinge aus dem ehemaligen Osten Polens blieb das Interesse der ehemaligen Bewohner an ihrer alten Heimat erhalten. Das verband sich nicht nur mit Erinnerungen an die Vergangenheit, sondern auch mit dem Wunsch nach Versöhnung und dem Aufbau neuer und friedensstiftender Beziehungen zwischen ehemals verfeindeten Nationen. Heute sind viele Menschen auf beiden Seiten der Grenze an guten nachbarlichen Beziehungen interessiert.
Die Partnerschaft zwischen der ehemaligen Pommerschen Evangelischen Kirche (PEK) und den Diözesen Wrocławska (Breslau) und Pomorsko-Wielkopolska (Pommern-Großpolen) der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen besteht seit vielen Jahren. In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg stand für die pommersche Kirche vor allem die Betreuung der im ehemaligen Hinterpommern und in Stettin verbliebenen deutschen Gemeindeglieder im Vordergrund. Darüber wurde regelmäßig auf den Tagungen der Landessynode berichtet. Nach einer längeren Unterbrechung erfolgte in den siebziger Jahren ein Neuanfang, ausgelöst durch die Bildung einer Kontaktgruppe Polen im Sekretariat des Kirchenbundes der DDR. Die von dort ausgehenden Initiativen wurden von einer deutsch-polnischen Arbeitsgruppe für die Region Pommern auf beiden Seiten der Oder umgesetzt. Diese seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts wachsende Beziehung wurde am 14. November 1999 durch einen Vertrag besiegelt. Die Beziehung wird vor allem von den Gemeinden in Szczecin, Koszalin, Słupsk und Gorzów Wielkopolski auf polnischer Seite und dem Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis auf Seite der Nordkirche gepflegt. Zweimal im Jahr treffen sich die Mitglieder der AG Polen-PEK, alle zwei Jahre die Diözesanräte und die Kirchenleitung.
Seit Pfingsten 2012 besteht die Partnerschaft zwischen diesen beiden Diözesen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.