In Rumänien gibt es vier protestantische Kirchen, die in der Zeit der Reformation vor allem in Siebenbürgen entstanden sind: die große Reformierte Kirche, die Unitarische Kirche, die Evangelische Kirche A.B. (Augsburgischen Bekenntnisses) in Rumänien, sowie die Evangelisch-Lutherische Kirche in Rumänien. Dabei ist die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien vorwiegend deutschsprachig, die Reformierte, die Unitarische und die Evangelisch-Lutherische Kirche überwiegend ungarischsprachig. Der weitaus größte Teil der Protestantinnen und Protestanten lebt in Siebenbürgen. Das hat seine Ursachen in den Grenzverschiebungen als Folge des Ersten Weltkriegs. Auf Grund des Vertrags von Trianon am 4. Juni 1920 gingen zwei Drittel des ungarischen Staatsgebietes an andere Staaten. Siebenbürgen kam zu Rumänien. Damit wurden 2 Millionen Ungarinnen und Ungarn sowie 800.000 Deutsche zu Bürgerinnen und Bürgern Rumäniens. Die lutherischen Christinnen und Christen ungarischer Sprache, die bis 1920 Teil der lutherischen Kirche Ungarns waren, mussten sich neu organisieren und gründeten 1921 die Evangelisch-Lutherische Kirche in Rumänien.
Geografisch konzentrieren sich die Gemeinden im Bereich Brassó, das Bischofsbüro ist in Kolozsvár. Im Wesentlichen besteht die Kirche aus Menschen ungarischer Nationalität, die betonen, dass sie eine „doppelte Minderheit“ seien: sowohl bezüglich ihrer lutherischen Identität als auch als ungarischsprachige Minderheit. Zudem gibt es die slowakischen Gemeinden im Dekanat Nagylac, und in Bukarest eine deutsch- und eine rumänischsprachige Gemeinde.
Der Bischof ist Präsident der Generalsynode, des höchsten gesetzgebenden Organs der Kirche. Sie trifft sich in der Regel jährlich, mindestens aber alle drei Jahre, und besteht zu einem Drittel aus Ordinierten und zu zwei Dritteln aus Laien. Die Gemeinden werden vom Pastor / von der Pastorin und dem Kurator / der Kuratorin gemeinsam mit dem Kirchengemeinderat geleitet.
Über jeder Kirchentür von Gemeinden der Evangelisch-Lutherischen Kirche steht auf Ungarisch: „Ein feste Burg ist unser Gott“. Auch begrüßen sich die Gemeindeglieder mit diesem Satz. Es ist für sie ein Bekenntnis zu Gott, der sie trotz ihrer geringen Zahl durch die Jahrhunderte in den Herausforderungen der Geschichte bewahrt hat.
Rumänien (rumänisch: România) liegt im Grenzraum zwischen Mittel- und Südeuropa. Der moderne rumänische Staat entstand 1859 durch die Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ungarisch-Rumänischen Krieg von 1919 kam auf Grund der Friedensverträge von Versailles und Trianon Siebenbürgen (Transsilvanien) hinzu, das zuvor zu Österreich-Ungarn gehörte.
Nach 1945 wurde Rumänien Teil des Warschauer Paktes. Von 1965 bis 1989 war Nicolae Ceauşescu Generalsekretär der Kommunistischen Partei. Im Dezember 1989 kam es zur Rumänischen Revolution, in der in Demonstrationen das Ende des mit Gewalt und der starken Macht der Securitate regierenden Ceauşescu-Regimes gefordert wurde. Es gab Straßenkämpfe mit mehr als 1.000 Toten. Am 25. Dezember 1989 wurde das Ehepaar Ceauşescu nach einem kurzen Prozess standrechtlich erschossen. Im Mai 1990 kam es zu Neuwahlen. 2004 wurde das Land Mitglied der NATO, 2007 Mitglied der Europäischen Union.
Viele Menschen sind in den letzten Jahren aus Rumänien ausgewandert, vor allem nach Italien, Spanien, Portugal, Deutschland, England und Ungarn. 25 % der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Der Mindestlohn beträgt 160 €, der Durchschnittslohn 355 € im Monat. Sozialleistungen sind schwer zugänglich.
Die Mehrheit der Bevölkerung ist rumänisch-orthodox (86,7 %). Die Protestanten machen 6,7 % der Bevölkerung aus. Die meisten von ihnen sind Ungarn. 5,6 % der Bevölkerung sind katholisch, wovon knapp 1 % auf die mit Rom assoziierte griechisch-katholische Kirche entfällt. Die Säkularisation ist im Land nicht sehr stark ausgeprägt, doch wenden sich immer mehr Jugendliche von der Kirche ab. Wie im Westen gibt es starke freikirchliche und charismatische Gruppen.
Die Partnerschaft zwischen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rumänien entstand in den 1990er Jahren auf Vermittlung des Lutherischen Weltbundes. Im Gespräch mit dem damaligen Europasekretär des LWB, Tibor Görög aus Ungarn, erfuhr der damalige Mecklenburgische Landesbischof Christoph Stier von dem Interesse der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rumänien an einer Partnerschaft. Insbesondere deren damaligem Bischof Mozes Arpad war daran gelegen, dass seine Kirche neben den Kontakten nach Ungarn und Finnland auch partnerschaftliche Beziehungen zu einer Kirche im Osten Deutschlands unterhielt. 1994 reiste Bischof Stier mit einer kleinen Gruppe zum ersten Mal nach Siebenbürgen. Von da an wurde die Partnerschaft kontinuierlich weiter entwickelt. 2019 unterzeichnete Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt für die Nordkirche in Greifswald den Partnerschaftsvertrag.