Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Litauen (ELKL) (Lietuvos Evangelikų Liuteronų Bažnyčia) entstand im Anschluss an die Unabhängigkeit der Republik Litauen 1918. Mit der sowjetischen Besatzung begann eine Zeit der Unterdrückung der Kirche und der Verbannung vieler Christinnen und Christen. Über die Hälfte der bestehenden Gemeinden wurden nach der Unabhängkigkeit Litauens gegründet. Einige der litauischen Pastoren arbeiten im Ausland, beispielsweise in Deutschland.
Entwicklung der Beziehungen
Die Partnerschaft mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Litauen – wie auch mit den lutherischen Kirchen in Estland und Lettland – wurde bereits Ende der 70er Jahre vom Lutherischen Weltbund über die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) angeregt. Der Lutherische Weltbund schlug vor, die Zuständigkeiten für die regionalen evangelisch-lutherischen Kirchen auf dem Gebiet der damaligen Sowjetunion zwischen den Gliedkirchen der EKD aufzuteilen. 1989 reiste eine erste offizielle Delegation der Nordelbischen Kirche nach Rīga, Vilnius und Tallinn.
Gründung des Baltikumsausschusses
Die Kirchenleitung bildete einen Baltikumsausschuss und übertrug ihm die Entscheidungsbefugnis in allen grundsätzlichen, kirchenpolitischen Angelegenheiten und bei finanziell umfangreichen Projekten. Zur Wiederherstellung von Kirchen und anderen kirchlichen Gebäuden, zum Aufbau einer kirchlichen Struktur und der Diakonie sowie zur theologischen Ausbildung konnten so Mittel bereitgestellt werden. Die Nordelbische Kirche stellte auch fachliche Begleitung in den Bereichen Bau, Orgeln und Glocken. Die diakonische Arbeit konzentrierte sich in der Anfangszeit hauptsächlich auf akute Nothilfe und den Aufbau und die Wiederinstandsetzung diakonischer Einrichtungen. Dieses Engagement hat sich im Laufe der Zeit hin zu konkreten Projektvorhaben verändert.
1250 schloss Fürst Mindaugas die litauischen Stämme zu einem Staat zusammen. Litauen widersetzte sich erfolgreich dem Deutschen Orden, lediglich das Gebiet am Fluss Memel wurde ab 1328 dem Ordensland zugeteilt. Litauen selbst wurde ein mächtiges Großfürstentum mit vielen Völkern. 1386 ging es eine Personalunion mit Polen ein und blieb auch nach der Reformation römisch-katholisch. Es entstand ein großes Reich vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer. Bei den drei polnischen Teilungen (1772, 1793 und 1795) fiel das litauische Gebiet nach und nach an Russland.
Das Gebiet am Fluss Memel kam als Teil des Deutschordenslands nach der Reformation zum protestantischen Herzogtum Preußen. Es wurde Teil von Ostpreußen und blieb protestantisch. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand die Republik Litauen.
Das nun in Deutschland „Memelland“ genannte Gebiet wurde dem Völkerbund unterstellt. Nach der Besetzung durch litauische Kräfte wurde es 1923 der Republik Litauen angegliedert.
Gedeckt durch den Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt vom August 1939 besetzte die Rote Armee 1940 die drei baltischen Staaten, die daraufhin in die Sowjetunion eingegliedert wurden. 1941 bis 1944 besetzten deutsche Truppen das Baltikum, bis im Herbst 1944 die Länder wieder unter sowjetische Herrschaft kamen. Viele Kirchen wurden zerstört, viele Geistliche und Gemeindeglieder deportiert. In den Kirchen war nur der sonntägliche Gottesdienst erlaubt. Unter den Bedingungen des Eisernen Vorhangs waren kirchliche Kontakte nicht auf direktem Weg möglich. So wurden Kontakte zu den Kirchen des Baltikums zunächst getarnt als Touristenreisen aufgenommen. Geldliche Hilfen wurden heimlich mitgenommen und verteilt.