Weihnachten und neue Anfänge

Kurz vor Weihnachten, an einem Sommerlichen Dezembertag, bekam ich dann doch kurz Vorweihnachtsgefühle: Das Paket meiner Eltern kam an. Sie hatten Weihnachtsgeschenke für alle, gefaltete Sterne, einen Origami Adventskalender für mich und einen Schneewittchen-Christbaumkugel Adventskalender für uns alle inkludiert. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Das Paket hatte offensichtlich sehr viel durchgemacht – es war ja auch schon im September abgeschickt worden, und hatte einen Wasserschaden davongetragen. Zum Glück waren nur die Geschenk Verpackungen betroffen so dass wir die Namen auf dem Geschenk teilweise nicht lesen konnten, das war aber auch schon alles.

Dann kam Schon fast Weihnachten. Am 23 fand bei uns die erste Bescherung statt mit den Geschenken meiner Mutter. Wir wollten am 24 nach Asuncion fahren um mit dem anderen Freiwilligen dort Weihnachten zu feiern. Da wir 10 Leite waren, wollten wir zu Weihnachten lieber Wichteln anstatt jedem ein Geschenk zu holen. Da jeder dort nur 1 Geschenk erhalten sollte, haben wir also am 23 zuhause in Ciudad del Este die Geschenke meiner Mutter Ausgepackt.

Am nächsten Morgen ging es dann ab nach Asuncion. Auf der Fahrt telefonierten wir mit Familie und freunden, um allen frohe Weihnachten zu wünschen. In Asuncion folgte ein Videoanruf mit meiner Familie zur Bescherung. Ich war live dabei als meine Geschenke ausgepackt wurden, welche dank online shopping, Lieferdiensten und Papa alle gut behalten angekommen sind, Hurra zu unserer Modernen Zeit.

Danach ging es ab zum Air B&B, alle hatten etwas zu Essen mitgebraucht (wir haben Getränke gekauft da wir nur schwer mit der langen Reise etwas hätten mitnehmen können). Als Weihnachtsessen hatten wir also ein Buffet, das war echt anders als die altbekannte Gans und Klöße. Nudelsalat, Grillgemüse, süße Karotten, Fleisch und noch mehr. Vor allem das Grillgemüse hat mir sehr gut Geschmeckt. Angestoßen wurde mit einem Aperol (der war so sehr mit Sekt verdünnt dass er sogar mir geschmeckt hat). Schließlich kam es zur Bescherung. Ich hatte beim Wichteln Lea gezogen und ihr einen Haufen schönen Schnickschnack (Haargummis, Ohrringe, Nagellack etc) gekauft und Bruchschokolade gemacht. Darüber hat sie sich sehr gefreut. Von meinem Wichtel habe ich ein paar Ohrringe und eine kleine bunte Tasche bekommen.

Danach saßen wir in der Runde, haben die Weihnachtsgeschichte gelesen und Weihnachtslieder gesungen. Das hat dann wirklich Weihnachtsstimmung hochgebracht. Den Rest des Abends verbrachten wir mit quatschen und aufräumen. Schließlich ging ungefähr die hälfe (darunter auch ich) gegen zwei ins Bett.

Am nächsten Tag passierte nicht viel mehr. Alle wollten ausschlafen also war ich eine der ersten die aufstand (um 10). Ich hatte Hunger, also habe ich Pancakes für alle gemacht. Nach einer Weile erhielt ich Hilfe und es kamen immer mehr Hungrige Freiwillige in die Küche um sich etwas zu stibitzen. Das einzig weitere erwähnenswerte ist der Abend, an dem Lea, ich und zwei weitere Freiwillige uns zusammenkuschelten und drei Haselnüsse für Aschenbrödel schauten.

Das ist jetzt nicht mehr Weihnachtlich, aber dennoch das Ende dieser Geschichte: die „Residencia Temporaria“ vor einigen Monaten hatten wir unsere Aufenthaltsgenehmigung hier ja schon beantragt, hatten aber nie eine Information erhalten wann diese endlich fertig ist. Jetzt ist aber am Montag vor Weihnachten unsere vorläufige Aufenthaltserlaubnis abgelaufen. Das bedeutet, dass ich über Weihnachten theoretisch illegal im Land war. Das kümmert hier aber wohl keinen. Am 26 konnten wir schließlich endlich unsere ID-karte abholen… mit dem schlechtesten Bild was jeh von mir gemacht wurde. Mit meiner auseinanderfallenden Frisur und den Tiefpunkten Augenringen sehe ich aus wie ein Geist oder als hätte mir jemand eine reingehauen. Aber wenigstens darf ich für die nächsten zwei Jahre ohne Probleme hierbleiben. Nach dem Amt sind Lea und ich in ein Café gegangen (Ben und Lene hatten alles am Montag erledigt und waren in den Urlaub gefahren, da sie schon früher frei haben). Da Lea ein bisschen krank war, wollten wir einen Bus früher als Geplant zurücknehmen, der war aber leider voll und so warteten wir einfach am Busbahnhof, telefonierten noch einmal mit Familie und lacierten unsere Nägel mit Leas Wichtelgeschenk.

Danach ging es auch schon ab in den Urlaub – einen Monat lang! Ganz schön viel Zeit. Es war echt schön aber auch viel Zeit und so war ich ziemlich bereit dafür dass die Arbeit wieder losgeht. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass ich etwas weniger Ferien am Stück aber dafür mehr über das Jahr verteilt hatte, aber so war es auf jeden fall auch schön und das ganze funktioniert hier einfach etwas anders. Schulferien sind hier auch anders verteilt. Drei Monate im Sommer und sonst nur noch an Gesetzlichen Feiertagen. Zumindest habe ich das so verstanden, wenn das anders sein sollte werde ich mich nochmal korrigieren.

Die erste Arbeitswoche ist noch nicht viel passiert. Die Kinder haben immer noch Ferien, also haben wir die meiste Zeit mit Nichtstun oder Aufräumen verbracht.

Am Montag nach der Arbeit gab es eine sehr interessante Veranstaltung zu der wir mit den Leuten der Callescuela gegangen sind. Am 3.2.1989 ist nämlich der Diktator Stroessner gestürzt worden. Wir waren an einem Treffen zum Gedenken. Ciudad del Este war früher nach ihm benannt, und doch gab es bis jetzt keine Gedenkstätte in der Stadt. An dem Treffen, wurde eine Wand bemalt, und zur ersten Gedenkstätte an die Diktatur in Ciudad del Este gemacht. Wirtschaftlich gab es unter Stroessner einen Aufschwung. Er hat den Itaipu Damm in Ciudad del Este bauen lassen, und damit die Stadt begründet, dieser Wasserdamm und noch ein Zweiter versorgen ganz Paraguay mit Strom, so dass es diesen zu 100% von erneuerbaren Energien bezieht. Die Diktatur war stark antikommunistisch, und wurde von der USA unterstützt. Außerdem wurde Paraguay zu einem sicheren Ort für Nazis, unter anderem Josef Mengele. Unter Strössner sind viele Menschen gefoltert und Ermordet worden oder verschwunden. Wer mehr wissen möchte und spanisch versteht kann gerne in den Podcast „La ciudad con nombre de dictador“ reinhören.

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Wir Donnerstag und Freitag konnten die Kinder Freiwillig kommen um vor der Schule den Stoff zu widerholen. Sie blieben zwar nicht lange, aber es hat echt Spaß gemacht mal wieder mit ihnen zu arbeiten. Lea und ich wechseln für den Rest unserer Zeit die Einsatzstelle, also bin ich ab jetzt in St Ana. Ich habe schon zwei Kinder kennengelernt (weil nur die beiden zu dem Angebot gekommen sind) aber mit denen hat es bis jetzt echt viel spaß gemacht.

Noch etwas hat sich diese Woche neu entwickelt: Ich habe endlich eine Freizeitbeschäftigung – außer dem Tanzen mit der WG- gefunden. Zwei Mal die Woche gehe ich ab jetzt zum Rugby Training. Das Training ist Gemischt, aber aktuell kommen eigentlich nur Männer, und es geht kürzer als ich mir wünschen würde, aber es ist ein Anfang, und mit der Zeit entwickelt sich das bestimmt auch noch. Ich habe nicht gemerkt, wie sehr ich Sport vermisst habe, bis ich die ganze Woche viel mehr Energie hatte und grinsend durch die Gegend lief.

Ein aktueller Stress Faktor ist vor allem die Wahl. Diese Woche kamen meine Wahlunterlagen zuhause an, und meine Eltern haben sie mit der Post per express nach Paraguay versandt, in der Hoffnung, dass sie Rechtzeitig ankommen das meine Stimme noch mitgezählt wird. Ich habe schon vor Wochen mit der Botschaft geschrieben, und während es zwar einen Kurierdienst, aber Sie sagten mir, dass durch die Verkürzte Zeit für die Briefwahl, die Briefe auch mit dem Kurierdienst der Botschaft nicht rechtzeitig ankommen werden, und meine beste Chance meine Eltern sind. Ende der Woche werden wir nach Buenos Aires fahren, für unser Zwischenseminar, bis dahin muss der Brief angekommen sein. Jetzt bleibt nur noch hoffen.

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