Viajar no Brasil

Im Januar und Februar sind in Espirito Santo Schulferien und da mein Projekt in dieser Zeit geschlossen ist, hatte ich Zeit, um Brasilien zu bereisen. In diesem Blogbeitrag soll es um meine Erlebnisse auf meiner Reise durch Brasilien gehen.

Meine Reise durch Brasilien begann am 21.12. am sehr kleinen Busbahnhof von Afonso Claudio. Man würde nicht erwarten, dass von diesem kleinen Bahnsteig ein Bus bis nach São Paulo fährt, doch nach 18 Stunden und einer Nacht, in der ich nur mittelgut schlafen konnte, haben wir tatsächlich die größte Stadt Amerikas erreicht und nach weiteren 7 Stunden bin ich dann bei meinem Mitfreiwilligen Jonathan in Curitiba angekommen. Die Busfahrten hier sind immer ein kleines Abenteuer, und die Busse sind ideal, um die spektakuläre Natur Brasiliens zu bestaunen. Für mich ging es von enge Passstraßen in den Bergen von Espirito Santo, über die Ponte Presidente Costa e Silva, von der aus man die gesamte Bucht von Rio überblicken kann, bis hin zu den riesigen Regenwäldern des Mata Atlantica, wo man stundenlang kein einziges Haus sieht und sich LKW und Busse über steile Serpentinen quälen. Trotzdem lassen sich die Busfahrten recht gut aushalten, da die Busse hier deutlich bequemer sind, als in Deutschland und man auch immer in einer “Lanchonetta” Pause macht, in der es dann brasilianische Spezialitäten wie Coxinhas, Pastell oder natürlich ein Churrasco Buffet gibt.

Der „Itapemirim“ von Afonso Cláudio nach São Paulo
Die Sitze sind deutlich bequemer als sie aussehen und in anderen Bus auf befahreneren Strecken gibt es dann auch deutlich größere Busse mit verschiedenen Klassen und sogar richtigen Betten

Am nächsten Tag hat mir Jonathan dann Curitiba gezeigt. In der Stadt herrschte eine für mich ungewöhnliche Stimmung, da es gleichzeitig sommerlich und weihnachtlich war und wir bei  25 Grad auch einen Weihnachtsmarkt unter Palmen besucht haben. Für uns ging es dann am Abend weiter mit dem Nachtbus nach Porto Alegre, wobei auch diese Fahrt etwas abenteuerlich begann. Unser Bus hatte Verspätung, was aber nirgendwo erwähnt wurde und wir wussten daher nicht, ob unser Bus vielleicht ausfällt, oder wir am falschen Bahnsteig standen und er ohne uns abgefahren ist. Aber nach einer Stunde ist er dann doch noch gekommen und wir konnten uns auf den Weg nach Rio Grande do Sul machen. Von Porto Alegre ging es dann wieder per Bus und Uber nach Padilha, wo wir Joni und Julia besucht haben. Dort haben wir uns zuerst ihr Projekt angeschaut, bevor wir dann gemeinsam Weihnachten gefeiert haben. Es war auf jeden Fall ungewohnt, so weit von Zuhause und meiner Familie entfernt Weihnachten zu feiern), aber trotzdem hatten wir ein schönes Fest, bei dem natürlich auch ein Besuch in der Kirche nicht fehlen durfte. Im Gottesdienst haben besonders die Kinder eine große Rolle gespielt. Es wurden verschiedene Weihnachtslieder, wie zum Beispiel “Stille Nacht“ gespielt und am Ende kam dann auch noch der Weihnachtsmann vorbei. Es waren auf jeden Fall sehr schöne andere Feiertage und es war schön, die anderen Freiwilligen mal wieder zu sehen. 


Nach 5 Tagen in Padilha ging es dann für mich und Jonathan nach eine kurzen Zwischenstopp weiter nach Florianópolis in Santa Catharina. Die Stadt, die meistens nur Floripa genannt wird, liegt auf einer Insel und ist über zwei Brücken mit dem Festland verbunden. Dort haben wir auch Neujahr verbracht, wobei wir eigentlich am Strand feiern wollten, was aber wegen Regen im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen ist. Dafür haben wir in der Innenstadt das große Feuerwerk gesehen und konnten unser erstes Silvester weit weg von Europa dennoch genießen. Uns hat es so gut gefallen, dass wir noch eine Nacht länger bei einem Freund von Jonathan übernachtet haben und er hat uns auch noch seinen Lieblingsstrand gezeigt. Floripa ist definitiv eine Reise wert, allerdings ist die Stadt zumindest in Südamerika kein Geheimtipp und generell fahren sehr viel Touristen, besonders aus Paraguay und Argentinien im Sommer an die Küste von Santa Catharina, weshalb diese Region eine der reichsten in ganz Brasilien ist. Das sieht man vor allem in der Stadt Balneário Camboriú, etwa 60 Kilometer nördlich von Floripa. Dort stehen riesige Hochhäuser und im Sommer ist hier jeden Tag Party. Als wir hier am Abend unterwegs waren, hat uns die Szenerie einfach nur beeindruckt und ich kenne keine Stadt in Europa, die damit vergleichbar wäre.

Florida im Regen, aber die Lokals haben uns versichert normalerweise ist das Wetter besser

Als nächstes ging es für uns nach einem kurzen Übernachtungsstop in Curitiba weiter in die größte Stadt Amerikas, São Paulo. Es ist wirklich unglaublich, wie riesig diese Stadt ist und man kann kaum glauben, dass hier mehr Menschen leben als in den meisten Ländern Europas. In so einer riesigen Stadt gibt es natürlich auch viel zu entdecken, wie zum Beispiel die Avenida Paulista, auf der ein Hochhaus neben dem anderen steht oder die Kathedrale, welche zwischen den vielen Hochhäusern schon fast etwas untergeht. Ganz in der Nähe befindet sich das Bankenviertel, welches der wichtigste Handelsplatz in ganz Südamerika ist. Hier sticht besonders das Edifício Altino Arantes, ein 160 Meter hoher Wolkenkratzer im Art Deco Stil, der bereits 1947 eröffnet wurde und bis heute eines der höchsten Gebäude Brasiliens ist, heraus. Was mich aber in São Paulo am meisten beeindruckt hat, war, einfach nur an einem normalen Samstag durch die Stadt zu laufen, da es, egal wo man war, unglaublich voll war. Egal ob in der Großmarkthalle, den Einkaufsstraßen des Centro Historico oder dem japanischen Viertel. Das habe ich bis jetzt nur aus München zum Oktoberfest gekannt und hier schien es so, als wäre das jeden Samstag so. Im Gegensatz dazu stand der Sonntag, an dem fast alle Läden geschlossen haben und es schwierig war, überhaupt etwas zu Essen zu finden. São Paulo ist also definitiv keine Stadt für jemanden, der keine großen Menschenmengen mag, aber wenn man gut mit dem Großstadtdschungel zurecht kommt, ist die Stadt auf jeden Fall eine Reise wert. 

Von der größten Stadt Südamerikas ging es dann in die wohl bekannteste nach Rio de Janeiro. Ich glaube, ich muss hier wahrscheinlich nicht die ganzen Sehenswürdigkeiten aufzählen, aber ich wurde definitiv nicht enttäuscht. (Nur die Christusstatue habe ich mir irgendwie etwas größer vorgestellt) Zwischen engen Gassen und riesigen Boulevards gibt es wirklich immer etwas zu entdecken und man ist immer nur wenige Minuten vom Strand oder von einem Aussichtspunkt entfernt, von dem man über die ganze Bucht von Rio blicken kann. Da wir eine Unterkunft direkt in Copacabana hatten, konnten wir jeden Tag an den Strand gehen, was besonders am Wochenende auch die Lieblingsbeschäftigung der “Cariocas” ist. Dort wird dann Volleyball und Strandfußball gespielt, oder einfach nur das gute Wetter genossen. Was mich besonders überrascht hat, war, dass man in Leme ganz am Ende der Copacabana sogar Meeresschildkröten im Wasser sehen konnte.

Als letzten Bundesstaat ging es dann für uns nach Minas Gerais und dort zuerst in die Hauptstadt Belo Horizonte. Obwohl der Minas Gerais größer als Deutschland ist, wohnen hier nur etwa 25 Millionen Menschen und zwischen den großen Städten gibt es Landstriche, in denen kilometerweit kein einziges Haus steht. Besonders markant sind hier die vielen Eisenerzminen, nach denen der Staat auch benannt ist. Für mich war das größte Highlight in Belo Horizonte das “Mineirão” Stadion, denn hier hat die Nationalmannschaft 2014 Brasilien 7:1 besiegt und daher war ein Besuch des Stadions natürlich Pflicht. Aber neben solchen „Fußball historischen“ Orten gibt es in Minas Gerais auch noch andere Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel die Altstadt von Ouro Preto. Diese Stadt war der letzte Stopp auf unserer Reise. Im 18.Jahrhundert wurde hier sehr viel Gold (ouro) abgebaut, welches durch Eisenoxid verunreinigt war und deswegen schwarz (preto) gefärbt war. Daher war die Stadt sehr reich und es wurden viele prächtige barocke Kirchen und Häuser gebaut. Das macht die Stadt sehr sehenswert und heute auch zum Weltkulturerbe. Was man aber auf den vielen schönen Bildern aus der Stadt allerdings nicht sieht, ist, dass es dort extrem bergig ist und man eigentlich die ganze Zeit entweder bergauf oder bergab geht. Diese Wege lohnen sich aber trotzdem und es ist wirklich toll diese Stadt zu erkunden. Leider war das auch das Ende unserer Reise, aber nach rund einem Monat auf Reisen war es dann auch ganz schön wieder Zuhause in Serra Pelada anzukommen.


Diese Reise durch Brasilien war für mich auf jeden Fall ein unvergessliches Erlebnis, und mir wurde noch einmal bewusst, wie vielfältig dieses Land ist und wie viel es hier zu entdecken gibt. Obwohl wir so weit gereist sind, haben wir eigentlich nur den Süden des Landes kennengelernt und es gibt immer noch viele Orte in Brasilien, die ich noch gerne besuchen würde, aber vielleicht habe ich ja nochmal die Möglichkeit auch den Norden des Landes zu besuchen. Auf jeden Fall gibt es hier immer vieles, über das ich auch weiterhin berichten könnte. Als nächstes geht es für mich zum Karneval nach Rio, was auf jeden Fall noch einmal ein besonderes Erlebnis wird.

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