24.01.2025, 19:00 Uhr
Den Kreislauf der Gewalt durchbrechen
Yuval Rahamim vom Parents Circle aus Israel zu Gast in Hamburg

Seit 30 Jahren kommen israelische und palästinensische Familien zusammen, die durch die gegenseitige Gewalt nahe Angehörige verloren haben. Trotz ihres tragischen Verlustes setzen sie sich für Dialog ein, um die Gewalt durch den gemeinsamen Trauerprozess zu überwinden, um Gerechtigkeit und Frieden zu schaffen. Es geht ihnen nicht um Vergebung, sondern darum, ihren Schmerz in Hoffnung zu verwandeln und ein friedliches Zusammenleben zu praktizieren. Diese gemeinsame Anstrengung führte 1995 zur Gründung des Parents Circle – Families Forum (PCFF), heute auch Israeli Palestinian Bereaved Families for Peace genannt, dem mittlerweile über 800 Familien von beiden Seiten angehören.
Es ist nicht selbstverständlich, dass die Mitglieder des Israeli Palestinian Bereaved Families for Peace nach dem Hamas-Massaker an israelischen Zivilisten am 7. Oktober 2023 und der Geiselnahme, sowie dem anschließenden Krieg im Gazastreifen und den Angriffen im Westjordanland in Kontakt geblieben sind.
Bereits am 8. Oktober gaben die beiden Vorstände des PCFF eine Erklärung ab, in der sie dazu aufriefen, dem Teufelskreis der Gewalt ein Ende zu setzen. 80 weitere betroffene, israelische und palästinensische Familien haben sich seit dem 7. Oktober 2023 und dem Gazakrieg dem Parents Circle angeschlossen.
Das Ökumenewerk der Nordkirche unterhält seit vielen Jahren enge Verbindung zum Parents Circle.

Yuval Rahamim war acht Jahre alt, als er im Sechstagekrieg 1967 seinen Vater verlor. Jahrelang glaubte er, dass er, wenn er erwachsen wäre, den Tod seines Vaters rächen würde, aber dazu kam es nie. Mit der Zeit erkannte Yuval, dass Rache seine Seele nicht beruhigen würde, sondern dass Versöhnung und das Ende des Konflikts und des Blutvergießens wichtig wären. Yuval trat 2010 dem Forum bei und nahm im Laufe der Jahre an vielen Dialogprogrammen und Treffen zwischen Israelis und Palästinensern teil und war Gastgeber dieser Veranstaltungen. Er war auch israelischer Vorsitzender des Vorstands und von 2019 bis 2024 Co-CEO.

Bassam Aramin wird per Zoom zugeschaltet. Er lebt in Jericho im Westjordanland. Im Alter von 17 Jahren wurde er inhaftiert und verbrachte 7 Jahre in einem israelischen Gefängnis. Anschließend studierte er Geschichte und erwarb einen MA in Holocaust-Studien an der University of Bradford, England. Er wurde 2007 Mitglied des Parents Circle, nachdem er seine 10-jährige Tochter Abir verloren hatte, die vor ihrer Schule von einem israelischen Grenzpolizisten getötet wurde. Bassam widmet seine Zeit und Energie seiner Überzeugung für ein friedliches, gewaltfreies Ende der israelischen Besatzung Palästinas und für die israelisch-palästinensische Versöhnung. Bassam ist der Protagonist von Colum McCanns preisgekröntem Roman Apeirogon und ehemaliger Co-Direktor des Parents Circle.
Ort
Hauptkirche St. Petri, Gemeindesaal, Bei der Petrikirche 3, 3. Stock, 20095 Hamburg
Eintritt frei.