Tschüss Deutschland und Karibu Tansania!

Kimara Korogwe: Die Straße, in der ich wohne

Ankunft in Tansania

Hallo, ich heiße Coralie bin 19 Jahre alt und habe vor fast zwei Monaten meinen kleinen hessischen Heimatort gegen die größte tansanische Stadt, Dar Es Salaam, mit bald 6 Millionen Einwohnenden getauscht. Hier werde ich für 11 Monate einen Freiwilligendienst an einer Grundschule absolvieren.

Nachdem schon auf dem letzten Vorbereitungsseminar in Hamburg viele Abschiedstränen geflossen sind, wurde bei mir die Vorfreude in den Wochen vor dem Abflug größer als die Angst vor den Abschieden. Ich konnte es kaum abwarten endlich selbst zu sehen, ob sich meine Erwartungen erfüllen werden oder wie anders am Ende doch alles ist.

Am 22.08.23 ging es dann auch wirklich für mich los. Ich hatte mich bereits ein paar Tage vorher auf Island von meiner Familie verabschiedet und habe dann in Frankfurt noch meinen Großeltern und ein paar engen Freunden Tschüss gesagt und schon saß ich zusammen mit meinem Mitfreiwilligen Julius im Flieger nach Istanbul. Dort haben wir dann zwei weitere Freiwillige, Frida und Sarah getroffen und sind direkt weiter nach Dar Es Salaam geflogen. Mit der Ankunft um 2:30Uhr in Tansania, hatte ich bereits den Ort meines Freiwilligendienstes erreicht, während die anderen noch weitermussten. Da Julius Weiterflug allerdings gecancelt wurde, haben wir die Zeit in Tansania gemeinsam gestartet. Vom Flughafen wurden wir von dem Deutschlehrer der Schule, an der ich arbeite, abgeholt. Eine Parkkralle und viele holprige Straßen später sind wir gegen 4:30Uhr bei meiner Mentorin zuhause angekommen, bei der wir die ersten zwei Nächte geschlafen haben. 

Den ersten richtigen Eindruck von Daressalaam habe ich dann auch erst ausgeschlafen am nächsten Nachmittag bekommen. Julius und ich haben uns auf die Suche nach dem indischen Ocean gemacht und sind dabei an einem Fischmarkt, einem Fußballplatz, vielen Ziegen und sehr vielen aufgeschlossenen Menschen vorbeigekommen. Ein Unterschied, der direkt auffällt, in Tansania ist das Straßenleben sehr viel aktiver als in Deutschland. Überall gibt es Straßenstände oder kleine Läden, an denen Gemüse, Obst, Kleidung, Fingerfood, Stoffe und vieles mehr verkauft wird und man kann daran eigentlich nicht vorbei gehen ohne, dass einem ein „Karibu!“ (Wikommen!) zugerufen wird.

Nach dem entspannten Start bei meiner Mentorin zuhause, wurden die nächsten drei Tage umso aufregender. Zunächst habe ich meine Mitfreiwillige und Mitbewohnerin Karo kennengelernt. Wir wohnen zusammen auf den Kirchengelände, der KKKT Lutheran Parish in dem Stadtteil Kimara. Auf dem Gelände befindet sich neben dem Gebäude, in dem wir wohnen, eine Kirche, in der jeden Tag ein Gottesdienst stattfindet und jeden Sonntag mehr als 4000 GottesdienstbesucherInnen Platz finden. Außerdem gehört zu der Gemeinde ein Krankenhaus, die Pre- und Primary School, in der ich arbeite, eine Secondary School und ein Waisenhaus, in dem meine Mitfreiwillige arbeitet. In den ersten Tagen konnten wir bereits viele Gemeindemitglieder sowie die beiden Pastoren der Gemeinde kennenlernen, die uns sehr freundlich empfangen haben. Zudem haben wir im Waisenhaus zu Abend gegessen und hatten somit die Möglichkeit bereits Karos Einsatzstelle und die Kinder kennenzulernen. Sonntags konnten wir mit anderen weltwärts Freiwilligen außerdem die deutsche Gemeinde in Daressalaam kennenlernen, die einmal im Monat einen Gottesdienst feiert.


Sprachkurs

Nach vier Tagen in Daressalaam, sind wir dann zu siebt Richtung Morogoro zu unserem zweiwöchigen Sprachkurs aufgebrochen. Dort habe ich mit 18 weiteren Freiwilligen auf den Campus einer Secondary School gewohnt. Wir haben in dieser Zeit nicht nur viel Swahili Grammatik gelernt, sondern auch, wie man typisch tansanisches Essen kocht. Wir waren wandern, haben Morogoro kennengelernt, Sonnenaufgänge angeschaut und viel über Tansania erfahren. Ich fand Besonders den Austausch mit den anderen Freiwilligen schön und dass unsere LehrerInnen so viel Spaß daran hatten, uns einen Einblick in die tansanische Kultur und Sprache zu geben. Insgesamt hat der Sprachkurs in Morogoro für einen sehr angenehmen Start in ein so aufregendes Jahr gesorgt.

Morogoro, kochen von typisch tansanischen Essen

Erste Arbeitswochen

Eigentlich ist meine Einsatzstelle die Jerusalem Pre- und Primaryschool. Diese Schule wird von etwa 1300 SchülerInnen besucht und ist die einzige in Dar Es Salaam, in der Deutsch Unterrichtet wird. Ich arbeite allerdings erst seit zwei Wochen an der Schule, da der Deutschlehrer, den ich hier unterstütze zuvor in Deutschland war, um die Partnerschaft mit einer Hamburger Schule zu stärken.
Meine ersten Arbeitswochen habe ich also zusammen mit meiner Mitfreiwilligen Karo im Waisenhaus „Jerusalem Home“ verbracht. Im Jerusalem Home wohnen aktuell 38 Kinder, die zwischen 2 Monate und 13 Jahre alt sind und aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren Familien wohnen. Sie sind auf zwei Stockwerke verteilt, um eine bessere Betreuung zu gewährleisten. Im zweiten Stock des Gebäudes wohnen die sechs jüngsten Kinder und mit ihnen in Tag- und Nachtschichten immer mindestens zwei Betreuerinnen. Im ersten Stock wohnen die älteren Kinder, von denen fast alle schon in die Schule gehen. Vormittags sind dort nur vier Kinder zuhause. Unsere Aufgabe war es entweder oben oder unten mit den Kindern zu spielen, sie zu wickeln, zu baden, ihnen beim Essen zu helfen oder die Betreuerinnen beim Abwasch oder Wäschefalten zu unterstützen. Während es vormittags meisten relativ entspannt ist, mit wenigen Kindern, kann es um so chaotischer werden, wenn Nachmittags alle Kinder da sind. Die Arbeit hat mir trotzdem immer sehr viel Spaß gemacht und ich gehe immer noch jeden Tag, nach der Arbeit in der Schule, rüber ins Waisenhaus, um die Kinder zu sehen, die mir jetzt schon sehr ans Herz gewachsen sind.
In der Schule versuche ich den Deutschunterricht zu unterstützen und korrigiere zudem die Hausaufgaben der SchülerInnen. Auch hier gibt es, wie im Waisenhaus, immer genug zu tun, da alle Stufen Deutschunterricht haben und es nur einen Deutschlehrer gibt.

Freizeit

Da unsere Arbeitsstunden sehr unterschiedlich sind und wir auch oft bis Abends im Waisenhaus bei den Kindern sind, ist auch unsere Freizeit eher ungeregelt. Oft müssen wir uns erstmal um den Haushalt kümmern, wenn wir von der Arbeit nach Hause kommen. Da wir das Waschen mit der Hand nicht gewöhnt sind und sich über den Tag auch immer viel Geschirr ansammelt, was abgewaschen werden muss, dauert der Haushalt oft länger als wir denken und es bleibt daher unter der Woche nur wenig Freizeit. Wir nutzen allerdings oft die Mittagspause um uns auszuruhen und sind auch manchmal schon früher auf unser Zimmer gegangen, wenn es uns zu viel wurde. In dem Gebäude, in dem wir wohnen, leben mit uns ca. 60 Jungs im Alter von 13 bis 20 Jahren, die auf die Secondary School gehen, welche ein Internat ist. In den letzten Wochen haben wir die Jungs von unseren Gang immer besser kennengelernt und lassen den Tag oft gemeinsam mit ein paar Runden UNO ausklingen.
Mehr Freizeit haben wir dann an den Wochenenden, an denen wir häufig in die Innenstadt fahren und dort auf Märkte gehen, Cafés testen oder einen Standspaziergang machen. Von Kimara aus dauert es etwa eine Dreiviertelstunde mit dem Schnellbus in die Innenstadt. Neben dem Schnellbus kann man aber auch verschiedene Daladalas (Kleinbusse) nehmen, bei denen wir aber nie ganz sicher sind wo wir am Ende raus kommen. So haben wir allerdings auch schon einige schöne Ecken der Stadt ungeplant entdeckt. Insgesamt ist es immer aufregend sich in Dar Es Salaam zu bewegen, es ist immer etwas los und wir haben schon an den verschiedensten Orten sehr coole Menschen kennengelernt.

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