Es ist soweit. Mein letzter Blogeintrag über mein einjähriges Leben in Logaweng.
Es war ein wirklich spannendes Jahr! Ich habe so viele prägende Dinge erlebt, so viel dazugelernt und so sehr viel Nähe erfahren. Mir wurde unglaublich viel geholfen!
Das sind alles Geschenke, die ich mit Freuden nach Deutschland nehmen kann.
Ich habe sehr viel über eine andere Kultur erfahren und vermag es viele Dinge mittlerweile gut einzuschätzen. Am Anfang war dies alles ein wenig anders. Eine stetige Unsicherheit begleitete mich… was darf ich hier jetzt machen, wie verhalte ich mich in dieser Situation? Was sage ich? Wie gehe ich mit einer (gesteigerten) Aufmerksamkeit meiner Person gegenüber um?Was kann ich machen, damit die Leute mich respektieren können und wie respektiere ich sie?
Diese Fragen und noch viele mehr brauche ich mir nun nicht mehr zu stellen. Denn – nach einem Jahr und einer dauerhaften Konfrontation mit ihnen wurde ich sehr viel sicherer.
Manchmal war das nicht so leicht. Oft gab es Missverständnisse meinerseits oder von anderer Seite. Zum Beispiel habe ich gelernt, dass eine Abmachung oft auch nicht mehr als ein loses Einverständnis sein kann. Genauso die Zeit: in den ersten Wochen war ich immer zu der jeweiligen angegebenen Zeit dort wo ich sein sollte… nur eben oftmals allein. Viele Stunden habe ich mit warten verbracht, auf Boote, Autos, Schüler, Strom, Wasser…
Jetzt kann ich die Zeit sehr viel relativer verstehen und mache mir immer weniger aus Unpünktlichkeit.
Das ist natürlich nicht ganz spurlos an mir vorbeigegangen 😉 Die (große) deutsche Tugend ist mir ein wenig flöten gegangen… und es wird sicherlich spannend damit in Deutschland anzukommen, dem Land der Uhren, dem Stress. Dem Land in dem manchmal einzig und allein für die Zeit gelebt wird? Alles wird geplant und meistens auch so durchgeführt. Stille Momente genießen kann eine Seltenheit sein.
Die Menschen hier an der Küste haben einen sehr viel gesünderen Umgang damit gefunden. Wenn etwas heute nicht passiert, macht man es eben “bihain” , später.
Auch die Sicherheitslage einer Situation einzuschätzen war am Anfang durchaus schwierig.
Kann man sich als Weißer in Lae (der nächsten Großstadt) einfach auf die Straße stellen? Ja! Auch wenn mir das vermutlich wenige der in Lae lebenden Australier glauben können geht auch dies – und man bekommt eine Menge interessierter Blicke zugeworfen. Ein Whiteskin, der sich an die Straße stellt oder womöglich auch noch ein wenig herumläuft. Pidgin spricht? Das ist eine Abnormalität in Lae. Denn dort leben die verschiedenen internationalen Gruppen sehr für sich selbst.
PNG ist eine andere Welt. Sie ist nicht zu vergleichen mit der, nur wenige Kilometer entfernten, Australischen.
Diese Welt hat, wie alle anderen auch, Probleme. Und sie hat wunderbare Seiten. Sie ist gefüllt von Empathie und Teilnahme sowie Interesse an den anderen Menschen. Fast schon die Kehrseite zu einem sehr individuellen und Ich-fokussierten Deutschland.
Ich bin unendlich dankbar das zu erfahren.
PNG ist anders, als in Deutschland allgemein angenommen wird. Es gibt keine Kannibalen und Wilden. Auch PNG ist seit langem in der “Zivilisation” angekommen. Menschen haben Handys, es wimmelt von Motorgeräuschen, es gibt, wenn Empfang da ist, teilweise besseren Handy und Internetempfang als in Deutschland.
Ich kann mutigen Menschen nur empfehlen mal aus Deutschland herauszukommen und ein paar andere Wahrheiten und Lebensstile kennen zulernen. Europa, Sofa und politische Leyenspiele zu verlassen und anders zu erleben. Den eigenen Horizont zu erweitern. Es lohnt sich!
Einen Haken gibt es natürlich bei dem Ganzen: Das Zurückgehen.
Denn wer möchte schon freiwillig zurück? Für mich gibt es gerade nicht so viele motivierende Punkte an Deutschland. Ich kann Weltenbummler und Auslandsdeutsche wirklich sehr gut verstehen, denn wenn man einmal wo anders war, viel erlebt hat und sich in diese Neu erlebte verliebt hat, dann ist es schwer einfach wieder zurück zu gehen.
Ich darf dies nun machen und bin gespannt. Besonders auf die Seiten die dann doch wieder positiv aus Deutschland herausstechen.
Aber – ich möchte wieder hierher kommen. Ich mag diese pazifische Lebenseinstellung sehr. Außerdem habe ich es schon versprochen, es gibt also nicht viel was ich dagegen machen könnte.
Bei meinem Abschied wurden auch ein paar Reden gehalten.
„Volontäre kommen und gehen. Sie kommen aus einer anderen Kultur. Und wir teilen unsere mit ihnen. Wir bringen ihnen viele Sachen bei und sie uns auch. Wir helfen ihnen beim Erwachsenwerden. Wir leben zusammen, essen zusammen und haben zusammen Freude. Wir teilen unseren Glauben und stärken die Partnerschaft zwischen den weltweiten Christen.
Milo geht nun zurück zu seinem (Ples (Dorf), aber er wird uns nicht vergessen wie auch wir uns an ihn und diesen Namen (Milo-drink) erinnern werden. Und eines Tages treffen wir uns wieder.
Yumi paitim wanpela bikpela hamamas han!“
(gekürzt)
Ich kann dem nichts mehr hinzufügen.
Daŋge Ŋaŋgam