Und auf einmal ist es Dezember…

Hey,

Ich denke, es ist wieder Zeit für ein Update aus Kenia, denn inzwischen hat sich doch schon wieder einiges verändert.

Inzwischen bin ich schon 4 Monate hier und über ⅓ meiner Zeit in Kenia ist um. Es ist wirklich sehr erschreckend. Ich meine, in meiner Vorbereitungszeit habe ich oft gehört, dass die Zeit schnell vergehen wird aber, dass es letztendlich so schnell geht, hätte ich nicht erahnen können. Der Gedanke, dass im kommenden Monat bereits die Hälfte um ist, lässt mich bedrückt wirken und macht mich nahezu etwas traurig. Ich möchte und kann mir noch nicht vorstellen, wie es wird, zurück in Deutschland zu sein. Ich bin mir sicher, dass die kommende Zeit auch noch mal wie im Fluge vergehen wird. In jedem der kommenden Monate stehen einige Sachen auf dem Plan, auf die ich mich wirklich sehr doll freue.

Trotz der bedrückenden Gefühle diesbezüglich lasse ich mich davon nicht unterkriegen. Stattdessen versuche ich die Momente noch intensiver zu genießen und verspüre durchgehend eine Dankbarkeit.

Durch den Regen ist es sehr matschig.

Richte ich meinen Blick auf den Kalender, dann realisiere ich immer wieder aufs Neue, das nun Dezember ist und die Vorweihnachtszeit begonnen hat. Wirkt für mich gelegentlich etwas widersprüchlich, wenn ich nach draußen gehe und es um die 25 Grad sind. Allerdings wütet auch derzeit El Nino, der für extreme Regenfälle sorgt. Dies hat wirklich auch einige unschöne Folgen, für die es sich lohnt, mal etwas mehr zu recherchieren. Denn ich musste feststellen, dass davon in den Nachrichtenplattformen in Deutschland sehr wenig bis gar nicht berichtet wird. Dennoch gibt mir der Regen am Abend ein Gefühl von dem kühleren Herbst und Winter in Deutschland.

Spaziergang durch Ongata Rongai. Der Himmel und Boden spiegelt sehr gut das Wetter wider.

Jette und ich haben es uns inzwischen sehr gemütlich in unserer WG gemacht und holen so auch ein wenig die Vorweihnachtszeit in unser Zuhause. Wir haben eine große Lichterkette aufgehangen, zünden jeden Abend Kerzen an und unsere selbst gemachten Adventskalender zieren unseren Schrank im Eingangsbereich. Demnächst stehen noch weiteres Dekorieren, Plätzchen backen und verschiedene Aktivitäten, wie beispielsweise ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt der Deutschen Kirchengemeinde in Nairobi, auf dem Programm. In unserem Einkaufszentrum, in dem wir häufiger einkaufen gehen, wurde inzwischen auch weihnachtlich geschmückt. Die Gänge sind mit Lichterketten und Basteleien aus Perlen geschmückt und im Eingangsbereich stehen große geschmückte Tannenbäume. Ich habe auch die erste Begegnung mit einer Weihnachtsfrau gemacht und somit habe ich mein erstes “Merry Christmas” schon Mitte November gehört, was für mich zuerst etwas befremdlich wirkte. Dennoch komme ich nun auch in Weihnachtsstimmung, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass Jette und ich unseren ersten Weihnachtsfilm geschaut haben, bei uns am Abend gelegentlich Weihnachtsmann und Co KG läuft und Jette dafür sorgt, dass Weihnachtsmusik nahezu täglich in unsere Wohnung zu hören ist. Ich freue mich wirklich unglaublich doll auf diese Weihnachtszeit und bin unfassbar dankbar, dies in Kenia erleben zu dürfen.

Ausblick von unserem Balkon. Zu sehen ist unter anderem ein Wohnhaus der Mädchen.

Nun möchte ich euch aber auch noch einen weiteren Einblick geben, und zwar in meinen Arbeitsalltag und meinem dazugehörigen Arbeitsweg.

Ich habe den wohl möglichst entspanntesten Arbeitsweg aller Zeiten.

Jette und ich leben im Gästehaus des PLCCs, welches sich auf dem Gelände befindet. Unsere Wohnung befindet sich gegenüber von den Häusern, in denen die Mädchen mit den jeweiligen Hausmüttern leben und neben dem Bürogebäude. Ich arbeite nun den dritten Monat im Büro. Sprich, ich muss nur einmal die Treppen des Gasthauses runter laufen, durch unser Tor und links zum Bürogebäude gehen. Das ist in einer Minute erledigt und ein großer Kontrast zu dem, was ich sonst gewohnt bin. Die letzten Jahre bin ich mit dem Auto 20 Minuten zur Berufsschule gefahren und bin dann noch über 5 Minuten vom Parkplatz bis zu meinem Klassenraum gelaufen. Ich genieße es sehr, hier nur 30 Minuten vor Arbeitsbeginn aufstehen zu müssen.

Links ist das Gasthaus zu sehen und rechts das Bürogebäude.

Momentan sind hier Ferien, diese haben Ende Oktober angefangen und gehen bis Anfang Januar. Dementsprechend hat sich mein Arbeitsalltag auch noch mal verändert. Zuerst möchte ich euch von meinem Arbeitsalltag während der Schulzeit berichten.

Ich habe um 8 Uhr am Morgen angefangen zu arbeiten. Ich habe zuerst das Büro aufgeschlossen, den Laptop hochgefahren und auf meine Kollegin gewartet. Von 08:15 Uhr- 08:30 Uhr hat die Morgenandacht stattgefunden, die wir jeden Morgen besucht haben. In den Tag zu starten mit Musik und Tanz, die wesentliche Bestandteile der Andacht sind, ist wirklich etwas sehr Schönes. Nach der Andacht sind wir zurück ins Büro gegangen, haben meistens einen kurzen Smalltalk gehalten und haben dann angefangen zu arbeiten. Ich war in der Zeit viel damit beschäftigt, die Unterlagen des PLCCs zu digitalisieren, bei der Bürokratie zu helfen oder verschiedene Unterlagen zu übersetzen. Um 11 Uhr gab es dann immer eine Teepause für alle. Es wurde Chai getrunken und Brot mit Blueband gegessen. Anschließend wird von 11:30 Uhr bis 13 Uhr weiter gearbeitet, denn um 13 Uhr wird gemeinsam Mittag gegesse. Daraufhin hatte ich erst mal Pause. Von 18 Uhr bis 21 Uhr habe ich dann in einem der Häuser gearbeitet, in denen die Mädchen leben. Dort habe ich die Mädchen bei ihren Hausaufgaben unterstützt oder gemeinsam mit ihnen für Klausuren gelernt. Wenn alle fertig waren, haben wir gemeinsam gemalt, gesungen und/oder getanzt.

Am Nationalen Baumpflanztag haben wir 30 Bäume gepflanzen.
Begutachtung des Apfelkuchens

Nun sind aber Ferien und dies bedeutet, dass die Mädchen nicht zur Schule gehen und sich zurzeit alle Mädchen auf dem Gelände befinden. Zur Betreuung der Mädchen wurde ein Ferienprogramm erstellt, indem auch wir Freiwilligen involviert sind. Beispielsweise backen wir gemeinsam mit den Mädchen einmal die Woche für alle auf dem Gelände. Inzwischen haben wir schon Apfelkuchen, Kekse, Schokoladenkuchen, Zitronenkuchen und Pizza gebacken. Die Freude diesbezüglich ist immer sehr groß. Dennoch arbeite ich auch während der Ferien im Büro. Meine Arbeitszeiten hier sind von 08 Uhr-13 Uhr, dazwischen mache ich auch immer eine kleine Teepause. Anschließend bin ich bis 16 Uhr dann noch bei den Kindern und unterstütze das Ferienprogramm.

Ich genieße meine Arbeit wirklich sehr. Auch wenn Büroarbeit nicht die Tätigkeit ist, in der ich mich in Zukunft sehe, macht es mit meiner Kollegin großen Spaß. Sehr oft verbringen wir auch unsere Pausen zusammen und unterhalten uns über die verschiedensten Themen. Dabei lerne ich auch immer unfassbar viel über die Kultur und das Land, aber genauso viel auch über mich selbst. Auch die Arbeit mit den Kindern ist jeden Tag eine Bereicherung und sowohl die Kinder als auch das Team gibt mir unglaublich viel Liebe und nahezu täglich die Chance, mich weiterzuentwickeln.

Bis zum nächsten Blogeintrag wird sich auch bezüglich der Arbeit einiges verändert haben. Im Januar tauschen Jette und ich nämlich unsere Arbeitsplätze. Jette arbeitet dann nämlich im Büro und ich starte in der Schule. Dazu kommen im Januar 10 neue Mädchen zum PLCC, mit denen ich durch die Schule sehr viel zusammenarbeiten werde. Ich bin wirklich sehr gespannt und voller Vorfreude auf die neuen Herausforderungen und Eindrücke.

Wir hören dann spätestens im Februar wieder voneinander. Ganz liebe Grüße und frohe Weihnachten aus Kenia

VOM ABHEBEN UND ANKOMMEN

Hey ich bin Nina, 18 Jahre und mache meinen Freiwilligedienst im Großraum Buenos Aires. Ich hab gar keine Ahnung wie man sowas hier anfängt, merke ich gerade. Ich bin seit zweieinhalb Monaten hier und seitdem ist so viel passiert. Vielleicht fange ich einfach mal von ganz vorne an:

Die letzten Tage zu Hause waren schwierig. Meine Freunde haben mich mit einem Abschiedsfest überrascht, ich war mehr als glücklich und wollte so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen. Ich war in Gedanken die ganze Zeit über aber schon beim Abschied und hatte richtig Angst davor, meinen Liebsten Tschüss sagen zu müssen. Ich wollte mich nochmal fallen lassen, war aber mit den Gedanken immer schon einen Schritt voraus. Vielleicht bist du ja auch gerade Freiwillige*r und weißt genau was ich meine. In der Woche vor dem Abflug hab ich nochmal super viel mit meiner Familie unternommen. Wir waren am Bodensee, Bogenschießen, Minigolfen, Fahrrad fahren und Essen. Ich habe jede Sekunde so krass genossen und noch immer ist diese Woche sehr präsent in meinem Kopf.

Tja und dann gehst du abends ins Bett und weißt, wenn du morgen aufwachst dann gehts los. Um kurz vor elf am nächsten Tag ziehe ich meine Wanderschuhe an und nehme meinen riesigen Winterpulli unter den Arm. Denn von der Hitze in Deutschland geht es in den argentinischen Winter.
Meine Familie bringt mich zum Bahnhof und ich nehme sie nochmal fest in die Arme.
Die Uhr sagt, in zwei Minuten kommt der Zug. Papa umarmt mich, die Augen meiner Mutter fangen an zu glitzern. Wenn sie jetzt weint, isses eh vorbei. Ich kann es überhaupt nicht fassen, dass dies nun die letzte Berührung mit ihnen ist. Für so lange.
Noch eine Minute. Ich ziehe meine Briefe aus der Tasche und überreiche sie meiner Familie. Ich merke, wie mir jetzt schon wieder fast die Tränen kommen. Ich will nicht mehr weinen, die Verabschiedungen der letzten Wochen waren hart.
In meinem Kopf spielen die Gedanken verrückt. Noch 30 Sekunden. In der Entfernung sehe ich schon den Zug anrollen. Ich packe also meine Sachen zusammen, drehe mich nochmal um und steige ein. Der Zug setzt sich in Bewegung, am Fenster rennt meine Schwester den Bahnsteig entlang, bis ich sie nicht mehr sehe. Was ein Gefühl. Gänsehaut.
Sobald ich alleine bin, kommen mir schließlich die Tränen. Ich bin traurig. Doch gleichzeitig fällt etwas von mir ab. Die Verabschiedung ist nun rum, ich bin irgendwie frei. Fühle mich leicht. Ich checke mich online für den Flug ein und dann bin ich auch schon am Flughafen. Ich treffe am Gate 50 andere Jugendliche, alle auf dem Weg in den gleichen Flieger. Ich frage mich, was sie wohl gerade fühlen und wie die Verabschiedung bei ihnen war.
Für mich war dies der schwerste Abschied bis jetzt. Auch wenn ich es mir ja ausgesucht und mich monatelang damit beschäftigt habe, dass ich gehe, hat es mich im dem Moment krass umgehauen. Und gleichzeitig war da dieses Gefühl der Freiheit, das Gefühl, alles hinter mir lassen zu können – einfach mal auf reset zu drücken. Die ganze Vorbereitung der letzten elf Monate, der Stress ums Abi, Momente die schwierig waren und jetzt ist es alles geschafft. Ich könnte nicht glücklicher sein. Das was ich hier erleben darf ist so besonders, so privilegiert und so aufregend. Was ist das für eine wahnsinnige Chance?

Das ist mein erster Flug und langsam geht in Frankfurt die Sonne unter. Im Flieger sitze ich am Fenster, neben mir Thea. Ich bin super nervös. Wir rollen in der Dunkelheit auf die Startbahn. Ich nehme Theas Hand und mir wird ganz flau im Magen. Wir werden schneller, ich werde in den Sitz gedrückt. Und plötzlich heben wir ab.
Unter mir werden Frankfurts Lichter kleiner und ich drücke mein Gesicht gegen die Scheibe. Ich sehe noch, wie wir die spanische Küste erreichen und auf das Meer hinaus fliegen, dann schlafe ich ein.
Als ich aufwache sind wir schon über Brasilien und es gibt Frühstück. Nur noch zwei Stunden im Flieger. So langsam will ich einfach nur noch ankommen. Als wir Buenos Aires unter uns sehen, verschlägt es mir die Sprache. Diese riesige Stadt glitzert mich nach oben hin mit ihren Millionen Lichtern an und als wir eine Schleife fliegen, wird plötzlich alles rot und orange und ich sehe den Sonnenaufgang. Dieses Gefühl werde ich nie mehr vergessen.

Wir werden immer tiefer und es macht einen Ruck, als wir landen. Ich bin froh, heile angekommen zu sein. Vom Flughafen aus geht es für mich in eine 10er WG. Die ersten zwei Wochen steht die Capacitación an. Das ist eine Einführungszeit, in der wir ganz viele Dinge lernen, die uns während des Jahres helfen werden. Wir waren in dieser Zeit viele Stunden im Seminarraum und haben einen Sprachkurs besucht. Während der Länderkunde wurden mir ein paar Mal die Augen geöffnet und ich habe gelernt, wie wir mit verschiedenen Zielgruppen umgehen können.
An den Wochenenden haben wir einen „Salida Turistica“ gemacht – einen touristischen Spaziergang durch die Stadt. Wir haben das bekannte, bunte Viertel „La Boca“ besucht, sahen auf einer Bootsfahrt in Tigre viele bunte Häuser am Fluss, waren auf Märkten unterwegs und es wurde sich schon der erste Matebecher oder ein Armband gekauft.
Aber auch für die Vergangenheit von Argentinien wurden wir sensibilisiert. Wir besuchten die Gedenkstätte EX-Esma (das größte Haft-und Folterzentrum des Landes) und wurden über die Militärdiktatur aufgeklärt.

IERP Freiwillige 2023

Und dann waren schwupp die wupp die zwei Wochen vorbei und der nächste Abschied stand an. Jede/-r Freiwillige war nun auf dem Weg zu seiner/ihrer Einsatzstelle. Für manche für uns ging es nach Paraguay und Uruguay, die meisten blieben jedoch irgendwo in Argentinien.
Ich wohne nun mit vier anderen Freiwilligen zusammen und die ersten Tage hier wurde sich erstmal eingewöhnt und alles geputzt. Ich bin sehr glücklich, so tolle Leute meine Mitbewohner/-innen nennen zu dürfen und bin mir sicher, dass wir ein tolles Jahr zusammen verbringen werden. Es gibt ein Doppelzimmer und drei Einzelzimmer. Wir hatten zur Zeit des Einzugs einen Wasserschaden und deshalb war in meinem Zimmer noch ein Loch in der Wand zum Bad. Aber seit so ner Woche bin ich stolze Besitzerin eines Zimmers und ich fühle mich so wohl. Endlich konnte ich die ganzen Bilder aufhängen, die ich mitgenommen habe.

Ich will dir auch noch erzählen, wie meine bisherige Arbeitszeit hier war. Am ersten Tag wurden wir noch abgeholt und sind mit einer Mitarbeiterin im Bus zum Projekt gefahren.
Alle Mitarbeitenden sind super herzlich und Emma und ich wurden so lieb aufgenommen.
Zur Begrüßung gibt man sich hier einen Wangenkuss, gepaart mit einem lieben „Hola, ¿qué tal?“ oder „¿Todo bien?“. Ich wusste das vor der Ausreise gar nicht, mittlerweile finde ich es aber voll schön, sich so zu begrüßen. Das ist irgendwie so viel persönlicher und sympathischer als in Deutschland.
Die ersten beiden Arbeitswochen besuchten wir jeden Workshop im Projekt und werden bald den festen Plan erstellen, welche Kurse wir unterstützen wollen. Ich liebe es, dass wir so viel draußen mit den Jugendlichen Sport machen. Am liebsten wird hier Fußball gespielt, aber auch Volleyball ist hoch im Kurs. Das Projekt bietet Nachmittags folgende Kurse an: Sport für Kinder und Jugendliche, Theater, Nähen, Sport, Bewegung und Kochen für Senioren, einen Radiokurs, ein Kunstangebot, Tanzen usw.
Ich bin wirklich begeistert von dieser Vielfalt und habe die Kinder und Erwachsenen vor Ort schon ins Herz geschlossen. Seit ein paar Tagen habe ich sogar ein Fahrrad und kann immer damit zur Arbeit und zurück fahren. Das ist super angenehm und viel schneller als der Bus.

An den Wochenenden fahre ich gerne in die Stadt bzw. das Zentrum und schlendere über einen Markt oder durch die beeindruckenden Straßen von Buenos Aires. Was hat diese Stadt bitte für einen Charme?? Eine Mischung aus Paris, Südfrankreich und Südamerika. Die Gebäude sind ein bisschen runtergekommen, aber mit so viel Detail. Zwischen ihnen ragen riesige Hochhäuser in den Himmel. Schwarz-gelbe Taxis düsen zwischen bunten Bussen über die Straßen.
Während unserer Zeit hier fand schon die Tango-WM und ein Festival  internationaler Kulturen statt – super spannend. Dort haben Länder weltweit auf einer Bühne am Plaza de Mayo den jeweils traditionellen Tanz aufgeführt, das war super schön. Den deutschen Schuhplattler durften wir auch bestaunen…
Das war kurz ein Gefühl von Heimat, aber gleichzeitig auch super komisch in diesem Ambiente. Ich war auf einem öffentlichen Festival, in vielen Parks und auch einem Naturreservat – yay!

Am Samstag fand in meinem Projekt das „Festi Cultural“ statt. Ein Fest der Gemeinschaft und Kultur. Bunte Girlanden schmückten die Bäume, zwischen denen die „Feria“ (der Markt) aufgebaut war. Eine Bühne, mit Kreide bemalter Boden und zwischendrin so viele glückliche Menschen. Herrliche 29 Grad ließen uns gut schwitzen aber das war egal. Es gab Spiele der verschiedenen Sportgruppen, einen Freestyle Rap, eine traditionelle Band und viele ausgestellte Dinge der jeweiligen „Talleres“ (Workshops). Ja und dann gab es noch so viel Tanz. Eine professionelle Gruppe tanzte eine Form des Folklore, der „Taller de movimiento“ tanzte eine Choreographie und der „Taller de Danza“ führte einen Gato auf. Das ist ebenfalls eine Form des Folklore. Und ich Glückspilzen durfte da mittanzen. Seit zwei Wochen übten wir den Tanz ein und tanzten dann mit langen Röcken vor dem Publikum. Ich war richtig aufgeregt davor. Aber alles lief wie gewollt und ich war so glücklich, Teil von dieser Gruppe sein zu dürfen.

Mein Highlight des Abends war der offene Chakarera. Das ist ein Tanz, der im Kreis getanzt wird und alle konnten mit machen. Schon vor dem ersten Ton der Musik sah ich in die Gesichter mir gegenüber und war baff von dem Strahlen, das mir begegnete. Und dann ging’s los. Auch diesen Tanz haben wir mal geübt aber irgendwie war das alles wie ausgeblendet. Ich wurde einfach getragen von der Musik und der Bewegung der Gruppe. Ich weiß gerade gar nicht so richtig, wie ich dir dieses Gefühl beschreiben soll. Wir hielten uns an den Händen, sind im Kreis gehüpft, zusammen und wieder auseinander. Dann Richtungswechsel und durch den Tunnel aus Menschen. Alles um mich herum hab ich nicht mehr wahrgenommen. Ich weiß noch, wie ich kurz da stand, nach oben schaute und es einfach nicht fassen konnte. Ich war so angekommen, fühlte mich so verschmolzen mit allem und wollte, dass es nicht aufhört. Die Atmosphäre, die Liebe fremder Menschen, die sie einfach so nach außen tragen und alle lagen sich irgendwie in den Armen und haben gelacht. Ich hab mich gedreht und gelacht. Mehr nicht. Im Nachhinein wurde mir eins klar: Der Preis für die Schönheit des Moments ist dass er irgendwann halt vorbei geht. Dass er dich kurz mitreißt und sich danach in dein Herz schleicht. Man klingt das kitschig.

Gerade sitze in meinem Bett und entfliehe dem Regen und Wind draußen. Heute ist so ein richtig gemütlicher Tag. Es ist Ende Oktober und der Anfang des Sommers. Wie ist das wohl: Mal im Hochsommer Geburtstag haben? An Weihnachten bei 40 Grad Plätzchen backen? In kurzer Hose Silvester feiern.

Ja okay, so schnell kann gehen und schon fließen die Gedanken in die Tasten und es entsteht ein Text. Danke fürs Lesen:)

Argentinien hat mir schon jetzt gezeigt, das Große darin zu finden, die kleinsten Momente wertzuschätzen.

Nina 

Karibu Kenya!

Hey, ich heiße Lena und ich bin 22 Jahre alt. Derzeit befinde ich mich in Kenia und absolviere hier mit dem ZMÖ meinen Lerndienst.

Schon lange hatte ich den Gedanken nach meiner Ausbildung einen Lerndienst im Ausland zu machen, wirklich geglaubt, dass ich dies aber wirklich tun werde, habe ich nicht. Nach meiner Ausbildung, die ich dieses Jahr zur Erzieherin abgeschlossen habe, wurde mir diese Webseite vom ZMÖ zugeschickt. Als ich den Link damals öffnete, wurde mir die Stellenausschreibung vom Pangani Lutheren Children Center für einen Freiwilligendienst angezeigt. Was soll ich sagen, es hat mich nicht losgelassen und ich entschied mich dazu mich zu bewerben. Nun sitze ich hier in Kenia und kann es bis heute nicht richtig glauben.

Nun aber erstmal zum Anfang und meinen ersten Eindrücken…

Kurz vor der Landung in Dubai.

Ich und meine Mitfreiwillige flogen am 08.08.2023 aus Hamburg los und nach einem Zwischenstop in Dubai kamen wir auch ohne Zwischenfälle am 09.08.2023 in Nairobi an. Aus dem Flugzeug ausgestiegen, erwartete mich zu meinem Überraschen nicht die drückende Wärme und der Geruch nach verbrannten Plastik, der mir durch eine vorherige Reise nach Nairobi bekannt war. Ehrlich gesagt, war es sogar etwas frisch und das Wetter erinnerte mich an mein Zuhause, denn an der Nordsee ist es bekanntlich öfter mal etwas windiger und dementsprechend kälter. Bereits am Flughafen konnten wir die ersten uns unbekannten und ziemlich großen Vögel sehen. Nachdem wir sehr erleichtert waren, dass unser Gepäck angekommen war, konnten wir den Flughafen verlassen.

Dort wurden wir mit Willkommensschilder begrüßt, was in mir direkt ein Gefühl von Herzlichkeit auslöste. Dazu lasen und hörten wir direkt die Worte “Karibu Kenya”, was so viel bedeutet wie „Willkommen in Kenya”. Ich fühlte mich direkt aufgenommen und war voller Vorfreude auf die kommende Zeit. Empfangen wurden wir am Flughafen von der Einrichtungsleitung, einigen Kindern und einer zu dem Zeitpunkt noch Freiwilligen der Einrichtung. Auf dem Weg zum Projekt konnten wir erste Einblicke vom Nairobi Nationalpark und dem Straßenverkehr gewinnen. Kurz gesagt, dies war das erste kleine Abenteuer. Angekommen im Projekt, war ich überwältigt, denn unser Gelände kam mir ziemlich riesig, unglaublich schön und erstaunlich ruhig vor. Dieses Gefühl zog sich auch weiter, als wir unsere Wohnung betraten, die wirklich alle Erwartungen übertraf. Ich war erleichtert angekommen zu sein.

Am selben Tag hatten wir dann auch die ersten Kontakte zu den Mädchen. Für mich ungewohnt war anfangs die direkte Nähe. Bei den ersten Begegnungen wurden meine Haare, Haut und Septum inspiziert. Ganz besonders aber meine Tattoos. Als diese von einem Kind entdeckt wurden, wurden alle Mädchen dazugeholt, die ebenso meine Tattoos betrachten und anfassen wollten. Und ein kleiner Spoiler, bis heute sind meine Tattoos, Haare und Körpermerkmale sehr interessant und es werden regelmäßig Fragen gestellt. Inzwischen kenne ich diesbezüglich aber auch meine Grenzen, die ich dementsprechend mit den Mädchen kommuniziere.

Die ersten Tage wurden wir mit Essen versorgt, welches wirklich unbeschreiblich lecker ist. Dadurch, dass am selben Tag die Partnerschaftsgruppe der Gemeinden St. Bartholomäus Wesselburen und Yerusalem in Nairobi anreiste, gab es einiges an besonderem Essen. Kleiner Fun Fact, ich bin selbst Teil dieser Partnerschaftsgruppe und freute mich daher, einige Menschen wiederzusehen, die ich längere Zeit nicht mehr gesehen hatte. Die darauffolgenden Tage zeigte uns eine weitere Freiwillige einige Orte, die wir bis heute gerne besuchen. Zusätzlich standen die ersten Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an. Wir fuhren Matatu, Tuk Tuk und Bodaboda, es waren wirklich wilde Fahrten und durch den ungewohnten Straßenverkehr war ich recht verkrampft, aber dennoch glücklich zugleich. Dazu mussten wir die Erfahrung machen, dass besonders Matatu und Tuk Tuks nicht für große Menschen, wie uns, gebaut wurden.

Am Anfang stand dann auch unser Sprachkurs an der Reihe. Mir wurde dabei vor Augen gehalten, dass mein Schulabschluss nun doch schon ein paar Jahre her ist und ich von der Grammatik in Englisch keine Ahnung mehr hatte. Das erschwerte das Lernen enorm, denn im Sprachkurs lernte ich dementsprechend nicht nur Kiswahili, sondern frischte auch mein Englisch auf. Dazu konnten wir durch den Sprachkurs erste Erfahrungen mit dem Schulsystem in Kenya machen. Es wird wirklich sehr viel theoretisch gemacht. Unsere Lehrkraft stand häufig an der Tafel und schrieb sämtliche Sachen auf, die wir wiederum abschreiben sollten. Zu beobachten ist dies auch in den Unterrichten, die die Kinder haben.

Zu dieser Zeit stand auch der Abschied von einer weiteren Freiwilligen an. Es war ziemlich emotional, diesen Prozess zu begleiten und mitzuerleben. Ich stellte mir häufig vor, dass ich in 11 Monaten in dieser Position stehe und es machte mich glücklich und traurig zugleich. Ich bin unfassbar dankbar, dass sie uns die erste Woche in die Umgebung eingeführt hatte und immer für Fragen zur Verfügung stand. Nicht selten hatten wir Schlafmangel, weil wir uns bis in die Nacht austauschten. Dies bot mir enorm viel Sicherheit.

Ausblick aus dem Klassenraum, in dem der Sprachkurs stattfand.

Und generell zum Thema Ankunft und vor allem dem Gefühl angekommen zu sein, lässt sich sagen, dass dies ein längerer Prozess ist, der unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nimmt. Vor allem am Anfang schaute ich mir die Umgebung an und fragte mich:

Bekomme ich innerhalb der 11 Monate jemals das Gefühl, richtig angekommen zu sein?

Fahre ich innerhalb der nächsten 11 Monate durch die Straßen und entdecke nicht jedes Mal etwas Neues?

Schon kurze Zeit später merkte ich allerdings, wie ich mich an einige Dinge gewöhnte. Einige Beispiele:

-Ich habe mich an den Linksverkehr gewöhnt und erwischte mich bei Gedanken, wie der Verkehr noch einmal in Deutschland war.

-Die Angst Englisch zu sprechen, ist nicht mehr da.

-Der Prozess hat angefangen, in dem mir Wörter zuerst auf Englisch einfallen und meine Gedankengänge teilweise auf Englisch stattfinden. Dementsprechend fanden Gespräche mit meiner Mitfreiwilligen vermehrt auf Englisch statt.

-Mein Kleidungsstil hat sich angepasst, Sandalen mit Socken, ein alltägliches Bild.

Jetzt kann ich meine vorherigen Fragen beantworten. Ich bezeichne diesen Ort inzwischen als mein Zuhause und fühle mich angekommen. Die umliegenden Straßen sind wie ein Nachhauseweg und nach langen Fahrten freut man sich, dort angekommen zu sein. Dementsprechend sind viele Dinge nicht mehr so neu wie vorher, allerdings gibt es noch so viel mehr zu entdecken. Dieser Ort gibt mir hier so viel Positives, dass ich trotz angekommenen Alltag, nicht einmal Heimweh verspürt habe. Der Gedanke, dass demnächst ¼ meiner Zeit hier vorbei ist, macht mir etwas Angst und löst ein Gefühl von Zeitdruck aus. Inzwischen habe ich Respekt davor, zurück nach Deutschland zukommen. Davon lasse ich mich aber nicht unterkriegen und versuche umso mehr die Zeit hier zu genießen.

Ich liebe es, meine ständige Entwicklung zu beobachten und bin unfassbar stolz auf mich, diesen Schritt gewagt zu haben. Für diese Möglichkeit, all dieses zu erleben, bin ich unglaublich dankbar. Ich freue mich auf die kommenden Monate und freue mich darauf, dies mit euch zu teilen.

Ganz liebe Grüße von Lena aus Kenia

Ein neues Kapitel beginnt…


Hallo, ich heiße Frida und bin 19 Jahre alt. Dieses Jahr habe ich die Möglichkeit, zusammen mit dem ZMÖ einen Lerndienst auf Sansibar in Tansania zu absolvieren. 

Schon seit mehreren Jahren war es mein Wunsch, vor dem Studium im Bereich der sozialen Arbeit tätig zu sein und weitere Erfahrungen in verschiedenen Kulturen und Kontexten zu sammeln. 

Der Abflug schien immer noch so weit entfernt für mich, doch dann ging es am 22.08. wirklich los. 

Ich startete von Hamburg aus, wo ich mich von meiner Familie und meiner besten Freundin verabschiedete. Es war ein seltsames Gefühl, weil ich auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht realisieren konnte, dass die große Reise nun wirklich beginnt. Am Flughafen in Istanbul traf ich dann die anderen Tansania Freiwilligen, Julius, Coralie und Sarah. Zusammen ging es dann weiter nach Dar es Salaam, wo ich dann zum ersten Mal mit einem Propellerflieger geflogen bin. Und dann war ich da… Nach einer über 24 stündigen Reise erreichte ich den Flughafen in Sansibar. 

Der Sansibar-Archipel ist eine zu Tansania gehörende Inselgruppe, wobei die Hauptinseln Unguja und Pemba die bekanntesten sind. 

Dort angekommen wurde ich von zwei Frauen von der Kirchengemeinde Mwanakwerekwe, auf dessen Kirchengelände ich für die nächsten Monate leben werde, abgeholt. Sie haben mich herzlich empfangen und mich anschließend zum Frühstück eingeladen. Dadurch hatte ich schon gleich an meinem ersten Tag die Möglichkeit, ein paar tansanische Spezialitäten kennenzulernen. Am besten gefällt mir Chapati, eine Art dünnes Fladenbrot. Außerdem habe ich schon jetzt eine Liebe zu Ingwer Tee entwickelt. Ich freue mich darauf, weitere neue Gerichte kennenzulernen und diese selbst zu kochen. 

Nach zwei Tagen auf Sansibar, die ich hauptsächlich damit verbracht habe, mein Gepäck aus- und mein Zimmer einzuräumen, reiste ich wieder nach Dar es Salaam, da es für mich von dort aus zum Sprachkurs in Morogoro ging, wo ich dann weitere Freiwillige kennengelernt habe. Darunter auch meine Mitbewohnerin Selina. 

In diesen zwei Wochen haben wir vor allem einen generellen Überblick über die Sprache Kiswahili bekommen. Wenigstens kann ich jetzt schon Menschen auf der Straße begrüßen und ihnen antworten, wenn sie fragen, wie es mir geht. Bis ich vollständige Konversationen führen kann, wird es jedoch mit Sicherheit noch etwas dauern. Besonders genossen habe ich unseren letzten gemeinsamen Abend. Alle Teilnehmer*innen hatten die Möglichkeit zusammen mit unseren Lehrer*innen landestypisches Essen zuzubereiten. Gut gestärkt und mit großer Aufregung, was uns alle in unseren Einsatzstellen erwarten würde, verabschiedeten wir uns voneinander. 

Zurück auf Sansibar ging die Eingewöhnung dann erst richtig los. Selina und ich haben uns unter anderem um unser Visum gekümmert, erste Markteinkäufe in Mwanakwerkwe und Stone Town erledigt und gemeinsam mit dem Pastor unsere beiden Einsatzstellen besucht.

In den kommenden Monaten werde ich in der Martin Luther Pre and Primary School tätig sein. Dabei handelt es sich um eine interreligiöse Schule der lutherischen Kirche auf Sansibar. Zurzeit gibt es 7 Klassenstufen, wobei ich vor allem für die jüngste Klasse, die Baby Class, zuständig sein werde. 

Ich muss sagen, dass mich meine Arbeitsstelle sehr herausfordert. Zum einen fällt es mir noch schwer, mich mit den Kindern zu verständigen, da sie aufgrund ihres jungen Alters noch nicht viel Englisch sprechen und sich meine Kiswahili Kenntnisse auch noch sehr in Grenzen halten. Das sehe ich jedoch eher als Ansporn, die Sprache weiter zu lernen und mich in meinem neuen Alltag zu trauen, das anzuwenden, was ich bis jetzt schon gelernt habe. 

Ich bin froh, dass wir zurzeit vor allem für die bevorstehende Graduation der Kindergartenklasse 2 proben und ich daher noch nicht viele eigenständige Stunden übernehmen musste. Dies ermöglicht mir, die Schüler*innen zunächst besser kennenzulernen. 

Da ich selbst aus einem Land komme, wo gewaltfreie Erziehung selbstverständlich ist, sind die Erziehungsmaßnahmen, die in der Schule angewendet werden, mir sehr fremd. 

Es tut mir gut, mich mit anderen Freiwilligen zu unterhalten, die ähnliche Erfahrungen in tansanischen Schulen machen. Außerdem versuche ich, mir verschiedene Aktivitäten für meine Freizeit zu suchen. Zum Beispiel haben meine Mitbewohnerin und ich uns einer Laufgruppe angeschlossen, die immer mittwochs zusammen in Stone Town trainiert. Das ist eine tolle Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen, sich von den neuen Eindrücken abzulenken und den Kopf frei zu bekommen. Zusätzlich haben wir vor, bei der Tanzgruppe und dem Chor der Kirchengemeinde vorbeizugucken und mitzumachen. 

Ich schätze es sehr, auf dem Kirchengelände zu wohnen, da man sich hier gar nicht einsam fühlen kann. Es sind eigentlich immer Menschen vor Ort, die mit einem reden und bereit sind, zu helfen, wenn man sie fragt. Erst vor ein paar Tagen wollten Selina und ich probieren, Pilau, einen hier sehr typischen Gewürzreis, zu kochen. Als wir dann in der Küche standen, kam eine Frau der Kirchengemeinde vorbei, die sich, ohne, dass wir sie gefragt haben, neben uns stellte und erklärt hat, wie man dieses Gericht kocht. Nun sind wir Expertinnen 🙂

Vor allem für die Anfangszeit empfinde ich das Kirchengelände und unser offenes Umfeld als sehr hilfreich.

Ich bin gespannt, was ich in den nächsten Wochen und Monaten noch alles Neues erleben werde und freue mich darauf, meine Erfahrungen und Erlebnisse mit euch zu teilen.