Lessons Learned auf den Philippinen

Meine größte Umgewöhnung war von der deutschen Zeit zur „Philippino Time“. Während meinen ersten Wochen in Burgos, hatte ich irgendwie die Zeit der Philippinos nicht richtig verstanden und mich an die deutsche Zeit gehalten. Beispielsweise hatten wir ausgemacht uns um 14 Uhr an der Kirche zu treffen. Ich war auch um 14 Uhr da, aber niemand anderes. Ich habe gewartet, gewartet und gewartet bis dann schließlich um 16 Uhr auch alle meine Freunde anwesend waren.

Ähnliche Storys spielten sich noch ein paar Mal ab, bis ich die Philippinische Zeit richtig einschätzen konnte. Die Gleichung ist, die deutsche Zeit plus ca. 1 ½ Stunden. Meistens kommt man dann nicht zu früh und nicht zu spät.

Jedoch gibt es auch Termine, wo wir uns an die genaue Zeit halten müssen und dann ist meine erste Nachfrage immer „Real time or filipino time?“.

Das viele warten und die Zeit bis ich die „Dauer“ der philippinischen Zeit herausgefunden haben, war schon ziemlich frustrierend, da ich wirklich nur gewartet habe, aber jetzt kann ich meine Zeit sehr viel besser einteilen und z.B. noch mit meiner Tita (Tante) kurz zur Farm fahren, bevor wir uns dann wirklich treffen.

Lesson Learned: In verschiedenen Ländern gibt es verschiedene Zeiten.

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Die Kommunikation ist einer der wichtigsten Bestandteile unseres Lebens, sei es um unseren Freunden ein Erlebnis zu schildern oder um Informationen Auszutauschen.

Bei meiner Partnerorganisation auf den Philippinen, der Iglesia Filipina Independente (kurz IFI), war jedoch intern einiges nicht optimal gelaufen, so dass meine Pastorin vor Ort gar nicht wusste, wann ich in Burgos ankomme und dachte, dass ich nur 2 Monate bleiben werde. Ein anderes Beispiel war, dass niemand der IFI-Partnerorganisation mir wirklich bei meinem Visum, beziehungsweise der Beantragung helfen konnte.

Zu Anfang meines Freiwilligendienstes wurde mir immer gesagt, dass ich mich bei Problemen oder Fragen an die IFI wenden kann. Jedoch wurde durch eine lange Corona Zeit, keine Freiwilligen entsendet und die Situation wurde ein wenig kompliziert.

Nach vielen Fragen und Kommunikation mit meiner Partnerorganisation auf den Philippinen, habe ich gemerkt, dass ich immer einen Plan B für die wichtigen Termine (Visa, etc.) haben sollte und selbstverantwortlich handeln sollte, anstatt mich auf Unwissen anderer zu verlassen.

Lesson Learned: Trotz Vertrauen in andere Menschen sollte man auf sein Bauchgefühl hören und einen eigenen Plan für wichtige Termine erstellen.

Auch habe ich gelernt, dass das ZMÖ sich in diesen Situationen sehr für einen Einsetzt und einem hilft, wo es nur geht.

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Auf den Philippinen kommt es regelmäßig zu Stromausfällen, ob fast einen ganzen Tag oder nur wenige Stunden.

Wenn man versucht ohne Strom das ans Strom gebundene Wassernetz zu nutzen, sein Handy aufzuladen oder den Ventilator zu benutzen, sieht man ganz schön alt aus. Daher habe ich gelernt, alle paar Tage den Facebook Account des Stromversorgers von Burgos anzusehen, um auf alle zukünftigen Stromausfälle vorbereitet zu sein, indem man die Powerbank auflädt und genügend Wasser in Wasser Kontainer abzufüllen. Denn vorbereitung ist alles und solange man damit die geplanten Stromausfälle gut überstehen kann, ist alles in bester Ordnung. Auf ungeplante Stromausfälle lässt es sich nur sehr schwer vorbereiten.

Lesson Learned: Regelmäßig Facebook checken, sorgt dafür, dass du duschen kannst.

Lessons Learned – Anekdoten über Lebenslektionen in meinem Auslandsjahr

Ich lebe nun bereits etwa 10 Monate in Mercedes, Uruguay. Und deshalb ist es an der Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen. Ich berichte in einigen kurzen Anekdoten von Situationen, die ich in Zukunft tunlichst vermeiden werde, aber auch von den größeren, ernsteren Dingen, die einen tiefergehenden Einfluss auf mein weiteres Leben haben werden.

Sonnenuntergang von unserer Dachterasse

Vor einigen Monaten ging ich an einem Samstag – wie jede Woche – in den Supermarkt, um meinen großen Wocheneinkauf zu erledigen. Das funktionierte auch super, bis ich schließlich an der Self-Checkout-Kasse stand. Ich scannte alle meine Produkte ein und stellte sie auf eine Waage. Dann wollte ich bezahlen, hielt meine Kreditkarte an das Lesegerät und: Sie funktionierte nicht. Manchmal braucht das Gerät eins, zwei Versuche, diesmal zeigte es aber eine neue Fehlermeldung an. Ich zog also mein Portemonnaie aus der Tasche und bemerkte: Ich hatte nicht genügend Bargeld dabei. Ich musste also mit einer Mitarbeiterin sprechen und den gesamten Einkauf zurücklegen. Ich ging davon aus, dass es ein Bankproblem gäbe und die Karte später wieder ginge, tat sie aber nicht. Es stellte sich heraus, dass aufgrund eines Datenlecks aus vorsorglichen Sicherheitsgründen meine Karte gesperrt worden war. Das wurde mir auch mitgeteilt. Per Brief. Nach zwei Wochen. An meine Heimatadresse. Lesson Learned: Immer genügend Bargeld dabeihaben.

Blumen in den Straßen Mercedes`

Für meine nächste Erfahrung geht es auf Reisen! Ich hatte meinen ersten, größeren Urlaub nach Patagonien, Argentinien geplant. Dafür war ich in Uruguay nochmal zu meinem Internetanbieter gegangen, um mein Guthaben aufzuladen. Ich hatte sicherheitshalber in der entsprechenden App extra nachgeguckt, ob mein mobiles Internet auch in Argentinien funktionierte – sollte es. Dies war wichtig, weil ich nach dem Ankommen eine wichtige Zoomkonferenz über mein Handy geplant hatte. Ich kam früh morgens in Buenos Aires am Retiro an und: Mein Internet funktionierte nicht. Handy aus, wieder an – ging immer noch nicht. Im Retiro suchen, ob es ein öffentliches W-LAN gibt, gibt’s nicht. In den Cafés mit W-LAN nachfragen: Ging an dem Tag nicht. Ich stand also in Buenos Aires am Busbahnhof und musste irgendwie zu meiner Übernachtungsmöglichkeit kommen. Mit einer verwirrenden Vielzahl an Bussen, Bahnen, U-Bahnen, etc. und im Hinterkopf auch gewisse Sicherheitsbedenken, ich konnte niemanden kontaktieren, kein Maps nutzen. Lesson Learned: Eine Internetverbindung im Ausland ist so zentral, dass ein Plan B sinnvoll ist.

Sonnenaufgang in Mercedes

Schließlich ist es auch so, dass ich hier in Mercedes zum ersten Mal alleine lebe. Und das klang für mich erstmal herausfordernd: Sich alleine um alles kümmern müssen, alleine Verantwortung tragen… Es stellte sich aber nach einer Eingewöhnungszeit heraus, dass es auch sehr, sehr viele Vorteile hat: Ich kann etwas planen und es kurz vorher wieder über den Haufen schmeißen, ich kann frei entscheiden, was ich heute Abend essen will und mich dann doch wieder umentscheiden, weil ich auf etwas anderes mehr Lust habe. Wenn ich um 13:00 Uhr keinen Hunger habe, esse ich nicht und wenn ich um 17:00 Uhr Hunger habe, esse ich. Wenn ich reise, gucke ich mir an, was mich interessiert, mache Pausen, wenn ich sie brauche und esse, worauf ich Lust habe. Lesson Learned: Alleine leben hat ziemlich viele Vorteile.

Aussicht von Dachterasse

Neben diesen etwas spezielleren Dingen lassen sich natürlich viele weitere Soft Skills aufzählen. Ich habe vieles über das Leben gelernt: Über das Arbeitsleben und wie ist es, einen 8-Stunden-Arbeitstag zu haben, über Lebensrealitäten und welche kulturellen, strukturellen und ideologischen Unterschiede und Gemeinsamkeiten es gibt, über das Miteinander-Leben und wie ich mit Menschen trotz Sprachbarrieren kommunizieren kann und was wir voneinander lernen können.

Ich war immer wieder überrascht, was für spannende Fragen mich die Kinder in meiner Einsatzstelle gefragt haben: Über Deutschland, über Sehenswürdigkeiten und Reisen in Europa. Natürlich über Fußball. Es hat mir Spaß gemacht, von ihnen über uruguayische Schulen und Freizeitaktivitäten informiert zu werden. Wir haben miteinander, voneinander und übereinander gelernt.