Mein Alltag ist geprägt von neuen Erfahrungen, inspirierenden Freundschaften, aufregenden Orten und einer großen Portion Spaß. Seit vier Monaten lebe ich nun schon in Indien – eine lange Zeit, doch besonders die letzten beiden Monate sind wie im Flug vergangen. In dieser Zeit hatte ich die Gelegenheit, deutlich mehr zu erleben als in meiner Anfangsphase, was meinen Aufenthalt noch bereichernder und die Eingewöhnung leichter gemacht hat.
Mitte Oktober durfte ich ein außergewöhnliches Ereignis erleben: die Hochzeit eines guten Freundes. Indische Hochzeiten unterscheiden sich stark von denen in Deutschland. Sie erstrecken sich über mehrere Tage und beinhalten zahlreiche Zeremonien. Den Anfang machte die sogenannte Ringzeremonie, bei der sich das Paar gegenseitig die Ringe überreicht. Dieses Ritual ist ursprünglich westlich geprägt und daher kein traditioneller Bestandteil indischer Hochzeiten, wird jedoch immer häufiger integriert. Ich war zur Ringzeremonie eingeladen, und während meine indischen Freunde dies als völlig normal empfanden – viele von ihnen haben bereits an mehr als 20 solcher Zeremonien teilgenommen – war es für mich eine faszinierende Erfahrung, die mich sehr beeindruckt hat. Nun freue ich mich umso mehr auf die eigentliche Hochzeit mit bis zu 1.000 Gästen, die in etwa einem Monat stattfinden wird. Mehr dazu folgt im nächsten Blog 😉

In der darauf folgenden Woche nahm ich an einem zweitägigen „Leadership Training Programme“ der YMCA teil, was mir viele wertvolle Kontakte einbrachte.

Das Knüpfen von Kontakten ist für mich in den letzten Monaten besonders wichtig geworden, da es das Leben in einem fremden Land nicht nur erleichtert, sondern auch bereichert. So wurde ich beispielsweise von Dr. Tejinder Singh Rawal, einem ehemaligen Leiter des India Peace Centre, zu einem „Potluck“ eingeladen. Bei diesem Treffen brachte jeder Gast ein Gericht mit, wodurch ein vielfältiges Buffet entstand. Neben kulinarischen Genüssen bot sich mir die Gelegenheit, interessante Menschen kennenzulernen, lustige Spiele zu spielen und die indische Kultur weiter zu entdecken.

Ein weiteres schönes Erlebnis war die Geburtstagsfeier eines guten Freundes. Zum ersten Mal hatte ich wieder das Gefühl, wie zu Hause zu sein: von Freunden zu einer Feier eingeladen zu werden und in einem kleinen Kreis ganz entspannt in den Geburtstag hineinzufeiern.

Diese Erlebnisse mit meinen neu gewonnenen Freunden sind für mich unglaublich bereichernd, da ich auf der einen Seite einzigartige Momente genießen und auf der anderen Seite meine Faszination mit anderen teilen kann, was die Erfahrungen noch intensiver macht. Ich bin mir sicher, dass ich mich auch in vielen Jahrzehnten noch an die Runden Cricket am Morgen, das Fußball-Hallenturnier oder an kleine Tagesausflüge zu atemberaubenden Aussichtspunkten erinnern werde.

Vom 29. Oktober bis zum 3. November durfte ich das Diwali-Festival in Indien erleben. Diwali, auch als Lichterfest bekannt, ist eines der wichtigsten und bekanntesten Feste in Indien. Es symbolisiert den Sieg des Lichts über die Dunkelheit und des Guten über das Böse. Während dieses Festivals führen Hindus die sogenannte Puja-Zeremonie durch, bei der unter anderem die Göttin Lakshmi verehrt wird. Sie soll den Menschen Wohlstand in ihre Häuser und Geschäfte bringen. Ich hatte das große Glück, von meinem Freund Aniruddha zu dieser Puja eingeladen zu werden. Das Lichterfest wird anschließend mit viel Feuerwerk gefeiert – mir wurde erzählt, dass es an Diwali sogar mehr Feuerwerk gibt als an Neujahr.

Mitte November stand dann wieder eine Reise auf dem Plan, auf die ich mich sehr gefreut hatte. Es ging in den Bundesstaat Meghalaya, genauer gesagt in die Hauptstadt dieses Staates, Shillong. Die Reise nach Shillong war bislang meine längste, da sie zwei 20-stündige Zugfahrten beinhaltete, was wirklich anstrengend war. Wir kamen nach Shillong, da wir dort unser zweites „School of Peace“-Programm veranstalteten, ähnlich wie bereits im September in Odisha. Shillong und der Nordosten Indiens allgemein sind atemberaubend schön und völlig anders als die Region, in der ich lebe. Die Gegend ist bergiger, das Klima kühler, die Luft sauberer, es gibt weniger Müll und eine faszinierende Natur. Neben dem Programm hatte ich fast zwei ganze Tage Zeit, die Stadt zu erkunden, was mir große Freude bereitete.

Am 25. November kehrte ich aus Shillong zurück, doch schon am 26. November sollte es nach Ahmedabad weitergehen. Leider wurde ich in der Nacht von meiner ersten, für Indien berüchtigten Lebensmittelvergiftung erwischt und musste dieses Programm schweren Herzens aussetzen. Glücklicherweise erholte ich mich schnell und konnte Anfang Dezember das India Peace Centre im Süden Indiens, genauer gesagt in Bangalore, der Hauptstadt des Bundesstaates Karnataka, bei einem „Capacity Building“-Programm vertreten. Dort hatte ich erneut die Gelegenheit, die Stadt zu erkunden – diesmal auch allein. Diese Erfahrung war für mich sehr wertvoll, da es mir zeigte, wie wichtig es ist, mit sich selbst klarzukommen und das Alleinsein bewusst genießen zu können. Es macht die Momente, in denen man wieder mit anderen Menschen zusammen ist, umso wertvoller.
In Bangalore faszinierte mich vor allem der KR Market, auf dem man im Grunde alles kaufen kann, vor allem jedoch Obst und Gemüse. Es ist schwer, diesen Markt mit der Obst- und Gemüseabteilung eines deutschen Supermarkts zu vergleichen – der Lärm, die Menschenmassen, die überwältigende Vielfalt an Waren und die nicht immer optimalen Hygienebedingungen machen den Unterschied deutlich. Neben dem Markt besuchte ich den beeindruckenden Bangalore Palace, ein architektonisches Meisterwerk. Gleichzeitig zeigte mir die Stadt einen anderen Kontrast: moderne Einkaufszentren und eine Vielzahl an Start-ups, die Bangalore den Spitznamen „Silicon Valley“ Indiens eingebracht haben.

Die letzten zwei Monate waren für mich eine sehr eindrucksvolle Zeit. Ich habe viele neue Menschen, Städte und Lebensweisen kennengelernt. Mit jeder Woche gefällt mir meine Zeit in Indien besser, da ich zunehmend mit allen Eindrücken zurechtkomme und nach und nach tiefere Freundschaften entwickle. Ich bin gespannt, was die kommende Zeit noch bringen wird, und freue mich schon sehr darauf, Ende Dezember Zeit mit meiner Familie zu verbringen.







































In den vergangenen Wochen war es auch das erste Mal Zeit hier Geburtstag zu feiern und zwar einerseits von einer Mitbewohnerin in unserem Hostel und auch von Ronja. Was hier zum Einläuten des neuen Lebensjahres ganz wichtig ist, ist ein Geburtstagskuchen. Ich hätte ja gerne selber einen gebacken, aber ohne Zugang zu irgendeinem Ofen stellt sich das als schwierig heraus. Glücklicherweise kann man hier sehr schön dekorierte und auch echt ziemlich leckere Kuchen fast überall zu kleinen Preisen kaufen. Und so habe ich es tatsächlich geschaffte eine kleine Überraschung für Ronja zu organisieren. Mit dem „Geburtstagsritual“ wurden wir schon vorher bei der Feier unserer Hostelmitbewohnerin vertraut gemacht: Das Geburtstagskind darf den Kuchen anschneiden und dann die Person die ihr am nächsten steht mit dem ersten Stück füttern. Danach geht es dann andersrum. Anfangs war es etwas merkwürdig sich gegenseitig ganze Kuchenstücke in den Mund zu schieben, aber mit der Zeit ist es echt witzig.
ist anlässlich des internationalen Tag des Friedens am 21. September angedacht. Die Teilnehmer_innen sind dazu aufgefordert ein Bild zu malen, welches ihre Auffassung von Frieden wiederspiegelt. Die Bilder werden dann in einer Ausstellung im IPC gezeigt und die besten Exemplare mit Preisen ausgezeichnet.
ungstermine wahrzunehmen und schließlich die Schulen zu besuchen, um die Malaktionen durchzuführen. Die Projektplanung war meiner Ansicht nach bis jetzt ein sehr guter Einstieg in die Arbeit des IPC und ich konnte mich der ein oder anderen kleinen Herausforderungen stellen. Dazu gehörten beispielsweise das anrufen in einem fremden indischen Schulbüro, mit der Aussicht darauf, dass man auf Hindi begrüßt wird. Genauso wie das erste Treffen mit einer Schulleiterin, bei dem man sich nicht sicher ist, ob es sich nun gehört ihr die Hand zu reichen, oder die Erfahrungen mit der „Indian stretchable time“, bei der es auch mal ganz normal ist pünktlich bei einem Termin zu erscheinen, nur um dann zu erfahren, dass die Person mit der man den Termin eine halbe Stunde vorher telefonisch vereinbart hat nun leider nicht mehr da ist und man doch bitte kurz auf die Vertretung warten solle. Diese erschien ca. 40 Minuten später.
auch ab und zu mal die Schüler, die doch gerne noch ein Foto machen würden. Anfangs habe ich dort immer brav bereit gestanden, auch wenn ich mir komisch vorkam mit einer Truppe Teenies, die mir völlig fremd waren, Selfies zu machen. Doch mittlerweile habe ich ein stückweit versucht mir selber klar zu machen, dass es in solchen Situationen auch okay ist „nein“ zu sagen. Es ist eine Gradwanderung, da hinter solchen Bildern natürlich keinerlei schlechte Absichten stecken und man Enttäuschung hervor ruft. Auf der anderen Seite denke ich aber auch, dass ich in diesem Falle das Recht habe meinem Unbehagen Ausdruck zu geben. Dieses entsteht noch zusätzlich daraus, dass ich mich durch diese „Fotokultur“ teilweise wie ein Anschauungsobjekt oder sogar ein „Star“ fühle. Das ist eine Position, die mir aber auf Grund der geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe hier zufällt. Über diese Privilegien aber auch Pflichten, die man als
Besucher und „Weißer“
ich ihr hattet trotz meiner kleinen philosophischen Ergüsse Spaß beim lesen und wisst nun etwas mehr über meine Arbeit im IPC.