Gedankenwirrwarr und was sonst noch so ansteht…

Hey, hey, 10 Monate sind rum und damit ist das hier einfach der letzte Blog, den ich aus dem Ausland schreibe – verrückt, wie unfassbar schnell doch die Zeit vorbeigeht. Ich habe das Gefühl mittlerweile kann man echt langsam die Wochen zählen, viel ist schon vollgeplant und es entsteht schon eine ganz komische Gefühlsmischung aus Endlich-nach-Hause und Ich-will-gar-nicht-von-hier-weg. Alles Gedanken, die mich gerade irgendwie nicht loslassen… Ich denke die letzten anderthalb Monate werden eine emotionale und auf jeden Fall wunderschöne Zeit. Noch einmal alles aufsaugen, bevor man es dann erstmal für ganz lange nicht mehr so hat oder vielleicht auch nie wieder so haben wird:

Kinderlachen, Straßenlärm, Gespräche mit den Nachbarn im Flur, Papageienkrächzen, Spielerunden mit Freunden, Mate trinken und mit Keksen im Park sitzen, beim Volleyball in der Halle stehen, der tägliche Klang von Spanisch – all die Gerüche, die man täglich einatmet; die Geräusche, die man tägliche hört; die vielen Dinge, die man täglich aufs Neue sieht und die vielen Erlebnisse und Begegnungen, die einen den Alltag schöner machen.

All das und noch viel mehr wird fehlen, sobald ich gehe und es wird erstmal wieder eine Umstellung kommen. Man hat sich über ein Jahr ein Leben in einem anderen Land mit einer anderen Sprache, anderen Menschen und einer anderen Kultur aufgebaut und kommt dann auf einmal wieder zurück.

Aber ganz so weit will ich dann jetzt doch noch nicht denken. Denn mir bleibt hier ja schon noch ein wenig Zeit und die möchte ich auf jeden Fall gut nutzen und das werde ich bestimmt auch, denn es steht noch viel Tolles an:

Nächste Woche geht es nämlich schon nach Buenos Aires. Vom 24.-27.06. findet unser Endseminar statt! Und da am Freitag zuvor schon Feiertag ist, ist das eine super Gelegenheit, um nochmal ein verlängertes Wochenende in der Hauptstadt zu verbringen. In der Zeit sind dann auch schon die meisten andere Freiwillige da mit denen viel gelacht, gequatscht und erlebt wird, bevor es dann auf zum eigentlichen Seminar geht.

Auch auf die Seminartage freue ich mich schon sehr, denn was ich vor dem Auslandsjahr ein bisschen unterschätzt hatte, ist doch, wie sehr mir persönlich die Seminare helfen. Es ist Zeit, um mal kurz aus dem Alltag rauszukommen, um Freunde wiederzusehen, um ganz viel über sich selbst, seine Rolle, seine Art hier zu leben nachzudenken und zu lernen. Und es bietet auch direkt ganz viele Möglichkeiten zum Austausch. Denn man kann noch so viel Kontakt mit Familie und Freunden in Deutschland haben und denen noch so viel erzählen über sein Leben, seine Erfolge und seine Probleme hier – am Ende verstehen einen immer noch am besten die Mitfreiwilligen, die in der gleichen Situation sind, die oft auch die gleichen Gedanken und Probleme haben und wo man sich gegenseitig helfen und stützen kann. Und mit denen man sich umso mehr über schöne Erlebnisse, Erfahrungen und Erfolge freut. Dementsprechend denke ich, dass das Seminar wieder einmal wunderschön werden wird und wahrscheinlich, wie immer, viel zu schnell vorbeigehen wird.

Das Wochenende danach verbringe ich auch noch in Buenos Aires mit vielen Mitfreiwilligen und es wird schon ein erster Abschied werden. Denn da die Freiwilligen der IERP (Iglesia Evangélica del Río de la Plata – meiner Partnerorganisation) von mehreren deutschen Organisationen kommen und auch alle deutschen Organisationen ihre eigenen Rückflugdaten Ende Juli/Anfang August haben, wird es tatsächlich so sein, dass man einige der Freiwilligen zum letzten Mal sieht. Irgendwie komisch, wenn man darüber nachdenkt, dass einen diese Menschen schon seit 10 Monaten im Ausland begleiten und jetzt nach dem Jahr wieder alle ihre eigenen Wege gehen. Aber natürlich heißt das alles nicht, dass man sich in Deutschland nicht wiedersehen kann und vor allem die Freundschaften, die man hier innerhalb der Gruppe geschlossen hat, werden bestimmt noch weiterbestehen.

Nach dem Seminar geht dann wirklich der Countdown langsam los, denn meine letzten 4 Wochen in Paraná stehen an. Am ersten Juliwochenende wird es nochmal auf ein Campamento, also ein Zeltlager der Jugendlichen der IERP in meiner Provinz (Entre Ríos) gehen, wo meine Mitfreiwillige und ich zusammen hinfahren werden. Unsere Nachbarn kommen auch mit und dadurch, dass wir im September, kurz nach unserer Ankunft, auch schon mal auf einem Campamento dort waren, kennen wir schon einige Leute und es ist schön, alle noch einmal wiederzusehen und eine weitere Fahrtenerfahrung zu machen. Jetzt vielleicht auch mit ein bisschen mehr Verständnis, besseren Sprachkenntnissen und nochmal einem neuen Blick auf einige Dinge.

Das Wochenende darauf bekommen wir nochmal Besuch. Mia, eine Mitfreiwillige aus Buenos Aires wird vorbeikommen und ich freue mich schon sehr darauf ihr Paraná zu zeigen und nochmal Zeit zusammen zu genießen. Bereits letztes Wochenende hatten wir schon Besuch von drei Mitfreiwilligen aus Buenos Aires und es war unfassbar schön. Wir konnten die schönsten Ecke von Paraná zeigen, zusammen zum Volleyball gehen und mit Freunden Billard spielen. Wir haben das Wochenende also in vollen Zügen genossen und konnten unsere Mitfreiwilligen auch von der Schönheit Paranás überzeugen, obwohl sie das vielleicht anfangs gar nicht so erwartet hatten.

Abgesehen davon haben die Universitäten hier im Juli vorlesungsfreie Zeit, was bedeutet, dass die Freunde, die studieren, dann mehr Freizeit haben und endlich mit ihrer gerade sehr anstrengenden Klausurenphase durch sind. Also viel Zeit für viele Aktivitäten!

Der Juli ist noch lang und der Juli hat noch viel Platz, um Dinge zu erleben – so sehe ich es zumindest. Noch einmal ins Lieblingscafé gehen, auf einen Markt gehen, einen Sonnenuntergang an der Flusspromenade genießen, Empanadas und Torta fritas machen, ein Volleyballspiel angucken, einen Glühwein mit den Leuten vom Deutschkurs trinken, eine Runde Fahrrad zum Hippodrom fahren, Mate nochmal so richtig genießen, Quatsch mit den Kindergartenkindern machen, den Babys in der Kita beim Laufen lernen zusehen und noch viel mehr.

Und dann auch am Ende anfangen Koffer zu packen, das Leben was man sich hier für ein Jahr aufgebaut hat, irgendwie versuchen „einzupacken“, Abschied nehmen und die letzten Tage genießen, bevor es am 28. Juli raus aus Paraná geht, um nach Buenos Aires zu fahren, wo meine Mitfreiwillige am 29.07. schon nach Hause fliegt. Für mich geht es dann am 04.08. in den Flieger zurück nach Hause, was auch gleichzeitig heißt mein anderes Zuhause zu verlassen… denn das ist Argentinien auf jeden Fall für mich in diesem Jahr geworden.

Bis dahin, wird die letzte Zeit aber nochmal umso mehr genossen und es werden noch ein paar mehr Erinnerungen für die Ewigkeit geschaffen, die sich dann zu all den schon hier entstanden wundervollen Erinnerungen dazugesellen können! <3

P.S.: Damit der Blog nicht so ganz ohne Fotos bleibt, hier noch ein paar Impressionen aus den letzten zwei Monaten:)

Neues aus Paraná

Hey, hey, jetzt ist es wirklich schon lange her seit meinem letzten Blog und es wird mal wieder Zeit euch auf den neusten Stand zu bringen, denn in den letzten Wochen und Monaten ist echt viel passiert. Was ich auf jeden Fall schon mal von vornerein sagen kann, ist, dass ich in letzter Zeit irgendwie nochmal mehr hier angekommen bin, meine Zeit hier total genossen habe, viel mit Freunden gemacht habe und es mir jetzt schon schwerfällt daran zu denken, dass ich mich in 3 Monaten von alldem hier wieder verabschieden muss… Aber erstmal zu alldem, was in letzter Zeit hier so los war:

Was meine Arbeit im Kindergarten betrifft, hat sich ein wenig was geändert. Einige Wochen nach unserem Zwischenseminar kam unser Referent (von meiner Partnerorganisation, der IERP) uns und unsere Einsatzstelle besuchen und da wir schon vorher einige Probleme hatten, wurde über mögliche Lösungen oder Alternativen gesprochen. Erst stand die Idee im Raum, dass wir auch noch zusätzlich in ein anderes Projekt gehen und dann quasi immer in Wechselwochen arbeiten, aber letztendlich hat sich das doch als zu kompliziert rausgestellt und wir haben entschieden in unserem Projekt zu bleiben. Jetzt wo auch mehr Babys da sind, ist auch automatisch mehr zu tun, da sie mehr Aufmerksamkeit benötigen und für Zeiten, in denen dann doch nichts los ist, kriegen wir teilweise zusätzliche Aufgaben oder haben halt einfach mal eine Pause. Heißt nicht alles im Projekt ist unbedingt besser geworden, aber es wurde sich auf jeden Fall drum bemüht und uns wurde ein besseres Gefühl gegeben für die letzten Monate in denen wir hier noch arbeiten. In zwei Wochen geht jetzt auch eine der Erzieherinnen in Rente und die Stelle wird erstmal nicht neu besetzt, deswegen wird das dann bestimmt auch nochmal mehr Arbeitsaufwand, aber wir werden sehen…

Zusätzlich zur Arbeit im Kindergarten sind meine Mitfreiwillige und ich jetzt auch noch jeden zweiten Samstag bei der Bibelschule in der, direkt am Kindergarten angrenzenden, Kirche der IERP dabei, wo wir einfach ein bisschen mithelfen, mit den Kindern spielen oder uns mit den Eltern unterhalten können.

Auch etwas Neues, was die Kirche hier angeht, ist dass nun alle zwei Wochen ein Angebot für die Jugend der IERP in Paraná angeboten wird. Die Gemeinde hier hat kürzlich einen neuen Pfarrer bekommen und er hat die Jugendtreffen wieder eingeführt. Wir sind zwar nicht viele Jugendliche hier, aber es ist immer total nett!  Wir gehen zusammen mit unseren Nachbarn hin, quatschen dann dort ganz viel, spielen Spiele oder kochen auch – So haben Lina und ich uns auch direkt an typisch argentinischen Empanadas probiert; sehr lecker:)

Auch unabhängig davon ist meine Freizeit echt immer ziemlich gut gefüllt. Wir haben vor einigen Monaten über eine zufällige Begegnung mit einer Deutschlehrerin Kontakt zu weiteren Deutschlehrerinnen hier in Paraná und den Schüler*innen aus ihren Kursen bekommen und hatten auch schon einige Treffen mit den ganzen Kursen, gehen jetzt freitags immer den einen B1+ Kurs besuchen und es haben sich auch privat dadurch gute Freundschaften entwickelt, mit denen man mal in eine Bar geht, sich auf einen Filmeabend trifft oder typisch argentinisch Mate im Park trinkt. Es ist supercool zu sehen, wie Leute von hier sich auch für die deutsche Sprache und das Leben in Deutschland interessieren und vor allem auch dieses Verständnis haben, wie schwer es eigentlich ist eine neue Sprache zu lernen. Da fühlt man sich oft einfach echt gut verstanden! Man kann sich echt super ergänzen und auch wenn fast alle Gespräche auf Spanisch stattfinden, lernen letztendlich doch beide Seiten etwas und es ist einfach ein extrem schöner Austausch!!

Durch eine Freundin vom Sprachkurs sind wir auch nochmal zusätzlich auf ein neues Volleyballteam gekommen. Eine komplett gemischte Mannschaft, wobei die meisten von der technischen Uni hier sind, die komplett freizeitmäßig jeden Dienstagabend spielen, einfach um Spaß zu haben. So haben wir also zusätzlich zu den anderen beiden Malen Volleyball in der Woche, bei denen wir in einer Mannschaft hier mitspielen, noch ein drittes Mal Volleyball und es macht total Spaß!!

Tatsächlich habe ich mich aber in der Woche vor Ostern beim Training verletzt und somit ist die letzten Wochen Volleyball spielen natürlich ausgefallen und stattdessen standen ein kurzer Klinikbesuch, um abzuchecken, was es ist und im Anschluss ganz viel Physiotherapie und im „Bota“ (quasi einen Schuh als Schiene) laufen auf dem Programm. Gottseidank ist es nur eine Verstauchung und kein Bruch, aber leider bin ich immer noch nicht die Schiene los und muss auch nächste Woche noch öfters zur Physiotherapie. Danach sollte es dann aber auch so langsam wieder wie vorher sein, denn schon jetzt ist es auf jeden Fall deutlich besser als es anfänglich war. Natürlich gibt es Schöneres als über Ostern nichts wirklich machen zu können, aber ich hatte trotzdem ganz tolle Tage. Es hat mir auf jeden Fall gezeigt, dass man sowas auch im Ausland super schaffen kann und was für tolle Menschen ich hier eigentlich habe, die mich dabei unterstützen. Ich wurde von einer Freundin und ihrer Mama in die Klinik mitbegleitet, wahnsinnig viele haben mir angeboten für mich einkaufen zu gehen oder mir bei dem was ich brauche zu helfen und alle Pläne, die ich hatte, wurden einfach so umgelegt, dass ich sie trotzdem umsetzen konnte. Ich wurde entweder von Freunden abgeholt und irgendwo hingebracht oder Freunde kamen zu mir nach Hause, um mich zu besuchen. So hatte ich dann über die Ostertage, wo meine Mitfreiwillige etwas mit ihrer Familie gemacht hat, doch immer etwas zu tun, was richtig schön war. Einige Tage habe ich auch mit Lina und ihrer Familie verbracht, was auch richtig toll war!

Insgesamt hatte ich also trotz allem ein richtig schönes Ostern und in der Woche nach Ostern kamen dann tatsächlich auch schon meine Eltern zu Besuch! Ich habe mich wahnsinnig darauf gefreut, sie endlich wiederzusehen und obwohl ich natürlich nicht extrem viel laufen konnte, haben sie das Wichtigste hier gesehen und ich konnte ihnen mein Zuhause in Paraná zeigen:) Gerade sind sie noch ein wenig in Argentinien am Reisen (ich habe leider keinen Urlaub mehr bekommen), doch nächstes Wochenende sehe ich sie trotzdem nochmal wieder, denn vor ihrem Rückflug legen sie noch einen kurzen Zwischenstopp in Buenos Aires ein, wo ich dann auch hinfahre. Ich freue mich total darauf, sie noch einmal wiederzusehen, vielleicht auch einige der anderen Freiwilligen zu treffen und einfach ein schönes Wochenende in Buenos Aires zu verbringen!!

Nach den ganzen Familienbesuchen kam uns jetzt auch die letzten Tage noch eine weitere Freiwillige aus Asunción besuchen und wir hatten extremschöne Tage, in denen wir ihr ein wenig von Paraná und unserem Leben hier zeigen konnten. Es ist immer so schön andere Freiwillige wiederzusehen, sich mal wieder auszutauschen und einfach eine schöne Zeit zu haben.

So, das war´s jetzt aber auch erstmal. Das nächste Mal, wenn es wieder Zeit für einen Blog ist, ist schon Juni und der Endspurt rückt immer näher. Aber bis dahin werde ich auf jeden Fall noch ganz dolle meine Zeit hier genießen:)

Das Zwischenseminar

Mein Zwischenseminar fand vom 02.02. bis zum 07.02. in Johannesburg statt. Ich bin von Kapstadt aus geflogen, was nur rund 1,5 Stunden dauerte. Leider sind die Südafrika-Freiwilligen vom ZMÖ nicht Teil des Seminars der anderen Afrika-Freiwilligen die vom ZMÖ entsandt wurden. Stattdessen war ich Teil des Zwischenseminars des ELM, also des Evangelisch-Lutherischen Missionswerks. Das hatte zur Folge, dass ich meinen Freiwilligendienst mit anderen Freiwilligen aus Südafrika, aber auch aus Namibia, Eswatini und Lesotho reflektieren konnte.

Das Seminar war sehr interessant und abwechslungsreich. Neben den üblichen Gruppenarbeiten und Präsentationen gab es auch einige Gäste, die sehr spannende Vorträge gehalten haben. Besonders faszinierend war der Nachmittag, an dem eine Frau zu uns kam, die während der Apartheid aufgewachsen ist. Es war extrem spannend, aber auch traurig, wirklich von einem Zeitzeugen die Folgen der Apartheid erklärt zu bekommen. Sie schilderte eindrucksvoll, wie tief die Spaltung der Gesellschaft damals war und welche Auswirkungen dies auf die heutige Gesellschaft hat. Besonders interessant fand ich die Diskussionen über die immer noch bestehenden Ungleichheiten, die auch heute noch in vielen Bereichen des Lebens spürbar sind.

Ein weiterer bemerkenswerter Punkt war, dass selbst sie als eine schwarze Südafrikanerin, die während der Apartheid lebte, die heutigen Gesetze, die speziell auf die Unterstützung von Schwarzen abzielen, kritisierte. Sie sieht es als unfair an, dass oft Schwarze mehr Unterstützung erhalten als andere Minderheiten, die ebenfalls unter der Apartheid gelitten haben, wie etwa die indische oder farbige Bevölkerung. Diese Sichtweise regte zum Nachdenken über die Komplexität der sozialen Gerechtigkeit auch im heutigen Südafrika an. Auch ein Theaterpädagoge besuchte uns während des Seminars. Seine Perspektiven auf die kulturellen und sozialen Herausforderungen, die durch Theater dargestellt werden können, waren äußerst bereichernd. Er sprach darüber, wie Theater als Medium genutzt werden kann, um gesellschaftliche Missstände zu thematisieren und Menschen zum Nachdenken zu bewegen.

Allerdings muss ich sagen, dass der Austausch mit den anderen Freiwilligen das für mich Interessanteste an diesem Seminar war. Es war beeindruckend zu hören, wie unterschiedlich die Erfahrungen und Herausforderungen der anderen Freiwilligen waren. Manche hatten genau dieselben Probleme wie ich, während andere ganz andere Schwierigkeiten erlebten, über die ich mir vorher keine Gedanken gemacht hatte. Es war faszinierend, die unterschiedlichen Herangehensweisen zu sehen, wie jeder mit seinen eigenen Problemen umgeht und versucht, sie zu bewältigen.

Natürlich gab es auch viel Raum, über positive Erfahrungen zu sprechen – sei es im Freiwilligendienst oder in der Freizeit – und über Reisepläne, die man noch hat oder Ziele, die man im Laufe des Jahres erreichen möchte. Es war eine angenehme Mischung aus ernsten Gesprächen und fröhlichen, persönlichen Austausch.

Ich konnte auf jeden Fall viel für meinen eigenen Freiwilligendienst mitnehmen. Besonders die Gespräche über die Herausforderungen der Arbeit im Ausland und die kulturellen Unterschiede, die man im Alltag immer wieder begegnet, haben mir geholfen. Außerdem war es schön zu sehen, dass man mit vielen Dingen nicht allein ist. Auch wenn die Situationen unterschiedlich sind, so gibt es doch oft ähnliche Probleme und Sorgen, die uns alle verbinden.

Alles in allem war das Zwischenseminar eine wertvolle Erfahrung, die mir nicht nur geholfen hat, meinen eigenen Freiwilligendienst zu reflektieren, sondern auch neue Einsichten in die Geschichte und Gesellschaft Südafrikas gegeben hat. Der Austausch mit anderen Freiwilligen und die bereichernden Vorträge haben das Seminar für mich zu einer unvergesslichen Erfahrung gemacht.

Schon Halbzeit

Hey, hey, einfach schon über die Hälfte meiner Zeit hier in Argentinien ist vorbei und ich kann es selber kaum glauben. Vor allem die letzten zwei Monate ist unfassbar viel passiert und ich versuche jetzt einfach mal euch ein bisschen davon zu berichten:

Weihnachten

Weihnachten das erste Mal getrennt von seiner Familie und in einem komplett anderen Land zu verbringen, hört sich vielleicht erstmal sehr beängstigend an – aber das ist es gar nicht.

Natürlich ist es nicht das gleiche wie in Deutschland, dennoch war es eine wahnsinnig schöne und vor allem sehr besondere Erfahrung: Meine Mitfreiwillige und ich hatten das große Glück Weihnachten, hier in Paraná, mit einer Freundin und ihrer Familie feiern zu dürfen. So sind wir also am 24.12. abends nach der Messe zu ihrer Familie gefahren. Es war ein richtig großes Fest mit der ganzen Verwandtschaft; ungefähr so 40 Personen waren vor Ort. Es wurde viel gequatscht, gespielt und natürlich gegessen. Um Mitternacht sind dann alle rausgegangen und es wurde sich Frohe Weihnachten (“Feliz navidad“) gewünscht, man hat Wunderkerzen angezündet und in der Ferne konnte man Feuerwerk hören und sehen. Mal eine ganz andere Tradition, die ich aus Deutschland nicht kannte, aber hier so schön miterleben konnte. Danach waren wir noch zusammen feiern – auch das ist etwas, was ich aus Deutschland nicht gewohnt bin und Heiligabend niemals machen würde. Aber hier machen das recht viele junge Menschen und es war extrem cool auch das mal mitzunehmen!

Zwar insgesamt ein anderes Weihnachten als gewohnt, aber genau deswegen wird es mir noch lange in Erinnerung bleiben!

Silvester

Silvester war mein erster richtiger Urlaubstag, denn die Kita hatte anschließend den ganzen Januar geschlossen, und den habe ich natürlich direkt genutzt und habe mich auf den Weg gemacht, um mit anderen Mitfreiwilligen zusammen in Córdoba zu feiern. Wir hatten uns zu fünft ein wunderschönes AirBnB gemietet, indem wir gut ins neue Jahr reinfeiern konnten. Da nicht nur wir, sondern auch noch ganz viele andere Freiwillige über Silvester in Córdoba waren, haben wir dann letztendlich alle zusammen gefeiert. Es war so schön, so viele Freiwillige nach langer Zeit mal wiederzusehen!! Die folgenden Tage haben wir dann auch noch entspannt zusammen verbracht, bevor es weiterging, ab in den Süden!

Urlaub

Nach Córdoba habe ich meinen weiteren Urlaub dann an den unterschiedlichsten Orten verbracht. Erst war ich im wunderschönen Patagonien, im Süden Argentiniens, wo ich mit zwei Freunden in El Bolsón wandern war und anschließend noch ein paar Tage in Bariloche verbracht habe. Vor allem in El Bolsón war das ein richtiges Abenteuer: mein erstes Mal richtig wandern und dann gleich von Hütte zu Hütte, das hatte es auf jeden Fall in sich. Aber es war sooo toll und die Natur dort ist wirklich einfach atemberaubend schön, das kann man gar nicht in Worte fassen!! Argentinien ist ja wirklich groß (Deutschland passt fast 8mal rein) und dadurch landschaftlich so unfassbar vielseitig und hat wirklich von allem etwas. Patagonien mit seinen Bergen, Wäldern und Seen war demnach ein großer Kontrast zu der Region, in der ich lebe (Provinz Entre Ríos).

Danach zog es mich dann nochmal in eine komplett gegenteilige Landschaft, und zwar nach Chile in die Atacama-Wüste. Sehr heiß tagsüber und nachts absolut frisch, aber sonst wunder-, wunderschön! Auch etwas, was ich zuvor noch gar nicht irgendwie ansatzweise ähnlich gesehen hatte und vielleicht auch deswegen nochmal beeindruckender. Dort verbrachte ich mit einigen Freundinnen ein paar Tage, bevor es dann in die Hauptstadt Chiles, nach Santiago, ging.

Auch dort konnte ich nochmal unfassbar viel Neues sehen und die Zeit einfach echt genießen. Santiago ist so eine tolle Stadt mit unglaublich vielen Möglichkeiten für Aktivitäten aller Art. Gehört definitiv zu einer der coolsten Städte, in denen ich bisher war!

2h entfernt von Santiago kommt man an den Pazifik, nach Valparaíso und Viña del Mar, wo ich dann mit meiner Mitfreiwilligen Lina meine letzten Urlaubstage verbrachte, bevor es wieder zurück nach Hause ging.

Wieder in Paraná angekommen wurden wir direkt erstmal von der Hitze erschlagen und wettertechnisch gesehen waren es ein paar sehr unangenehme Wochen die folgten, aber es war trotzdem ein schönes Gefühl mal wieder zu Hause zu sein… Mal richtig den Koffer auszupacken, alles an die Orte zu tun, wo sie ihren festen Platz haben, mal wieder richtig runterzukommen und sich zu entspannen. Das alles tut nach so langer Zeit auch mal wieder gut.

Jetzt nochmal kurz ein etwas anderer Gedanke zum Urlaub: Es ist wirklich unfassbar krass, wenn man darüber nachdenkt, was für Möglichkeiten wir hier in diesem unfassbar jungen Alter haben, dass wir so viel sehen, erleben und rumreisen können! Ich weiß, dass viele meiner Arbeitskolleginnen und Freund*innen hier noch nie die Chance hatte weit weg, geschweige denn überhaupt, in den Urlaub zu fahren und das lässt einen schon nochmal sehr über seine eigenen Privilegien nachdenken. Natürlich war auch für mich dieser Urlaub extrem groß und würde in Deutschland niemals in diesem Umfang stattfinden – da kommt dann doch durch, dass man das Gefühl hat, nur einmal so lange hier zu sein und möglichst viel sehen zu wollen – aber das spricht ja trotzdem nicht dagegen, dass es einfach unvorstellbar für viele hier ist, so viel Tourismus zu machen.

Gleichzeitig mit diesem Gedanken kommt natürlich aber auch die riesige Dankbarkeit, dass ich das alles hier erleben kann, so unfassbar viel sehen durfte und vor allem mit ganz tollen Menschen reisen durfte. Dieser Urlaub wird mir noch ewig in Erinnerung bleiben und war wirklich einzigartig!

Zwischenseminar

Nachdem wir dann wieder zwei Wochen in unserem Alltag angekommen waren, gearbeitet hatten und unsere Kitazeit vor allem mit basteln und die neuen Babys versorgen, verbracht hatten, ging es dann schon wieder los, und zwar zum Zwischenseminar. Dies fand letzte Woche (17.-22.01.) mit allen Freiwilligen der IERP (Partnerorganisation), die gerade ihren Freiwilligendienst in Uruguay, Paraguay oder Argentinien absolvieren, statt. Wir waren wieder ca. 50 Freiwillige und alle zusammen in einer Art Jugendherberge in Baradero (ca. 1-2h entfernt von Buenos Aires) untergebracht. Es war so eine unglaublich schöne Woche, die definitiv viel zu schnell vorbeiging!! Es wurde gequatscht, Mate/Terere getrunken, gebadet, gespielt, gesungen, gelacht und noch so viel mehr. Natürlich hatten wir auch wieder einige inhaltliche Einheiten, Workshops und vor allem ganz viel Zeit in Gruppen, um unsere bisherigen sechs Monate zu reflektieren und uns auszutauschen. Das tat so gut, mal mit anderen darüber zu reden und dadurch auch zu bemerken, dass wirklich viele auch die gleichen Probleme und Herausforderungen haben und man zu keinem Zeitpunkt allein damit ist. Die Gruppe der Freiwilligen ist echt so eine tolle Gemeinschaft und ich will die ganzen Menschen definitiv nicht missen!  

Wie ihr sehen könnt, ziemlich viel los gewesen, und echt alles so tolle Erlebnisse, die ich in der letzten Zeit hier sammeln durfte. Ich bin unfassbar dankbar für diese ganzen Möglichkeiten und die wirklich ganz, ganz vielen wunderbaren Menschen, die mich hier auf meinem Weg begleiten!! Auch in nächster Zeit stehen noch ganz viele tolle Dinge, wie zum Beispiel, Karneval an, aber darüber werde ich euch bestimmt dann berichten:)

Arbeiten in Kapstadt: Herausforderungen, Reflexionen und Eindrücke

Umgebung

Ich lebe auf der Farm in einer WG mit meiner Mitfreiwilligen Lou. Das Gelände grenzt direkt an den Township Vryground und ist auch nicht weit von Lavenderhill entfernt, wo der Center ist. Der Center ist mit dem Auto nur einige Minuten entfernt, also haben wir auch keine weite Anfahrt, wenn wir den Tag im Center arbeiten. Auf Grund der schlechten Sicherheitslage dürfen wir auch nur mit dem Auto das Gelände verlassen. Das Gelände wir rund um die Uhr von Sicherheitspersonal bewacht und ist mit einem Zaun aus Stacheldraht umgeben. Es hat aber manchmal auch etwas Belustiges, wenn uns zum Beispiel der Uber-Fahrer auslacht, weil er nicht fassen kann, dass er zwei weiße (vermeintliche) Touris in ein Township fährt. Es kommt auch häufig vor das unsere Uberfahrten wieder und wieder abgelehnt werden, weil niemand in unsere Gegend fahren will oder die Fahrer sich mehrmals versichern, dass wir uns auch nicht in der Adresse vertan haben. Die Farm ist aber auch trotz der Lage sehr schön. Es ist ein relativ großes Gelände, auf dem wir uns frei bewegen können. Es beinhaltet sogar ein unter Naturschutz stehenden Teil und einen kleinen See mit vielen Ente und Gänsen.

Gedanken und Reflexion:

Auch wenn es vielleicht in meinen Blogeinträgen bisher so klang, als würde ich Kapstadt sehr genießen, ist dies leider nicht immer so. Die Arbeit an sich macht leider nur selten Spaß, denn auch nach 4 Monaten werden mir und auch meiner Mitfreiwilligen nur wenige Aufgaben anvertraut. Also beinhalten viele Arbeitstage nur Nichtstun und sich langweiligen. Was mich natürlich schon überlegen lässt, warum ich denn eigentlich hier bin. Solche Fragen treiben mich besonders um, wenn mir keine Aufgaben gegeben werden, oder auch, wenn die Aufgaben, die mir gegeben werden, nur wenig Sinn machen. Ein Beispiel ist, dass ich im Agrar-Kurs Berichte von jeder Stunde schreiben soll und mir dabei auch vermittelt wurde, dass das auch eine Art Feedback beinhalten soll, da ich ja vielleicht mit der Perspektive eines Außenstehenden etwas verbessern könnte. Ich baue nun seit fast zwei Monaten immer denselben Kritikpunkt ein, aber auch wenn ich Rückmeldungen auf die Berichte bekomme, wird nie auf meine Kritik eingegangen. Dies alles lässt einen dann natürlich auch reflektieren, wie sinnvoll ist überhaupt ist, hier zu sein. Vor allem wenn das Hauptargument meiner aussendenden Organisation immer war, dass die Organisation vor Ort den inhaltlichen Austausch ja wollen, weil sie nicht finanziell davon profitieren. Hier vor Ort höre ich allerdings durchaus Stimmen, die sagen, dass die NWF abhängig von der finanziellen Unterstützung des ZMÖs sei.

Auch ist die Kommunikation innerhalb der Organisation relativ schlecht. Da wir je nach Projekt, in dem wir innerhalb der NWF arbeiten, einen unterschiedlichen Ansprechpartner haben, macht es die Arbeit relativ schwer, wenn jeder etwas anderes sagt und anscheinend der interne Austausch relativ schlecht ist.  Leider verlassen auch viel nette Arbeitskollegen die NWF, da sie auch das Arbeitsklima nicht sehr angenehm finden. Dies ist sehr schade, da man gerade mit einigen seiner Kollegen warmgeworden ist und nun gerade diese die Stelle verlassen. Der Umgang der Leitung mit den Arbeitnehmern wirft bei mir immer wieder Fragen auf: So habe ich davon gehört, dass eine Kollegin unter Druck gesetzt wurde, sich die Zähne machen zu lassen, weil schlechte Zähne nicht gut für das Image der Organisation seien. Diese schlechten Zähne waren durch eine überstandene Sucherkrankung verursacht, und ich hatte gedacht, dass die NWF eine Organisation sei, die Menschen aus dem Township, wo viele mit Drogenkonsum kämpfen, eine zweite Chance gibt. Ich verstehe also oft das Vorgehen und Strategie der Verantwortlichen nicht und es fällt mir noch schwer, einen Umgang damit zu finden.

Mimi, Lilu und die Tiere

Wir sind hier jetzt schon über 3,5 Monate und so einiges hat sich verändert. Wir leben sehr luxuriös in unserem eigenen Haus auf dem Gelände. Wir werden immer freundlicher von allen aufgenommen und machen immer tiefere Freundschaften. Einige Pläne sind schon verschoben oder abgesagt worden, aber vieles läuft wie geplant und wir haben hier eine wirklich sehr schöne Zeit. Gerade sind es Schulferien, weshalb wir viel zuhause oder auf dem Gelände unternehmen. Gelegentlich fahren wir mit dem Bus zum Einkaufen oder zum Arzt, aber selbst da findet man neue Freunde und Menschen mit denen man sich einfach so unterhalten kann. Es ist auch erstaunlich, wie ich die Insel und die Menschen zum Beginn gesehen hatte und wie sich meine Wahrnehmung verändert hat. Wo ich am Anfang noch von kompletter Überforderung und Ungewissheit eingenommen war, fühlt es sich mittlerweile wie Zuhause an. Die Menschen sind bekannt und man hat kurzen Austausch mit ihnen. Die Wege sind gewohnt und ich muss nicht mehr Nachdenken wo was liegt. Am meisten hilft es mir einen gewohnten Alltag zu haben und eine Routine, die mir hilft einen entspannten Start in den Tag zu genießen.

Wir haben hier viele Freundschaften schließen können, aber am meisten beschäftigen uns unsere beiden neuen Mitbewohner, Mimi und Lilu. Diese beide Katzen sind ein großer Segen nur haben sie leider auch mal Blödsinn im Kopf. Sobald ich morgens aus der Tür rausgehe, sehe ich 4 Augen die mich angucken und ganz lieb nach Essen fragen. Nach dem Fragen gehen sie auch direkt ins Haus rein. Beim Koch klauen sie uns die Zutaten und wenn es Abends wird haben sie sogar einen gemütlichen Platz zum Schlafen auf dem Herd gefunden. Die Hunde die hier überall leben sind noch große Gefahren für die beiden kleinen Katzen. Bereits ein Katzenbaby wurde von einem der Hunde getötet und Lilu hatte auch schon eine Paar gefährliche Momente, wo die Hunde aufgehalten werden mussten. Mimi’s Schlafplatz ist der Müllhaufen zwischen unserem Haus und dem Haus der Nachbarn und Lilu schläft bei den Nachbarn. Mittlerweile finden sie auch den Vorsprung über unserem Fenster toll zum schlafen nur schaffen sie es noch alleine da wieder runter.

Mimi auf ihrem Müllhaufen

Ein bisschen habe ich noch bedenken was mit den beiden passiert, wenn wir wieder zurück nach Deutschland kommen. Bisher wirken sie noch zu Dumm und Unbegabt selber für ihr Essen zu sorgen und leider gibt es auf der Insel nicht all zu viele Essensmöglichkeiten für die Katzen. Die Ratten in unserem Dach sind auch schnell aufgegessen, wenn sie gefangen wurden. Bestimmt sind unsere Nachbarn bereit diese beiden Katzen zu versorgen, aber trotzdem werde ich sie Vermissen. Sie haben ihre eigene Vorstellung darüber wie manches zu laufen hat, aber trotzdem können sie manchmal Schlafen, wenn man sie zum Kuscheln bei sich hat. Manchmal beißen sie auch einfach nur die Finger. Mal schauen wie lange sie Leben, hier auf der Insel und in meinem Herzen.

Das tägliche Leben auf dem Gelände ist manchmal wirklich wie auf einer Farm. Quasi jede Familie hat Schweine, die Hunde laufen hier rum, wie eine Gruppe Teenager auf einer Party und Überall sieht man Hühner und ihre Kinder. Mittlerweile mit ein gern gesehenes Mitglieder dieser Hundebande und viele würden gerne von mir gestreichelt werden. Spielen wollen sie auch mit mir, wenn sie mich anspringen. Vorallem der Hund von unserem Nachbarn, Thanos ist eine super liebe Seele. Als ich seinen Namen noch nicht kannte, hatte ich ihn Pünktchen genannt und immer wenn er diesen Namen hört kann er sich gar nicht mehr zusammenreißen und er Wackelt am ganzen Körper bis er gestreichelt wird. Er ist auch der liebste Hund zu unseren Katzen. Die täglichen Begegnungen mit den ganzen Tieren helfen mir dabei eine ungezwungene Art des Lebens wiederzuentdecken und eine besondere Art der Freude am Leben zu teilen. So bin ich Dankbar für jegliche Begegnung mit Menschen und Tieren, weil sie mir alle auf ihre eigene Art lehren ein erfülltes Sein zu erleben.

Das ist little Stinker

Weihnachtszeit ist Abschiedszeit

Hey, hey, 4 Monate sind bereits vergangen und plötzlich steht schon Weihnachten vor der Tür. Und mit der Weihnachtszeit steht auch ein weiterer Abschied an: Nämlich der von einem großen Teil meiner Kitakinder. Denn hier endet, genau wie in Deutschland auch, das Kitajahr im Sommer und da gerade Sommer ist und die Ferien schon in ein paar Tagen beginnen, ist es langsam Zeit Tschüss zu den Ältesten zu sagen, bevor sie dann ab Februar zur Schule gehen.

Aber eben in genau dieser Zeit ist es auch nochmal gut sich zu erinnern, was man die vergangenen 4 Monate schon alles im Projekt erlebt hat, und deswegen möchte ich in diesem Blog euch nochmal ein bisschen über ganz besondere Kitatage der vergangenen 4 Monate berichten, welche mir wahnsinnig schön in Erinnerung geblieben sind:

Frühlingsbeginn

Am 20.09., also erst einen Monat nach meiner Anreise, haben wir groß den Frühlingsbeginn gefeiert. In Deutschland wird der ja nicht wirklich zelebriert, aber hier wurde ein richtiges Event daraus gemacht. Schon die ganze Kitawoche zuvor haben meine Mitfreiwillige Lina, ich und teilweise auch die anderen Seños (so werden die Erzieherinnen hier genannt) viel geschmückt und gebastelt, damit alles bunt und voller Blumen ist. Am Tag selbst kamen dann die Kinder alle mit “medias locas“ und “peinados locos“, also verrückten Socken und Frisuren in die Kita. Mit ihren echt superkreativen Outfits konnten die Kinder sich dann auch auf einem selbstgemachten Laufsteg präsentieren und es wurde anschließend zusammen ganz viel getanzt und gesungen. Das war echt schön und es war einfach generell so eine Lebensfreude im Raum, die einfach nur ansteckend war.

Día de la familia

Am 18.10. war bei uns in der Kita „Día de la familia“, also Familientag und wir haben alle zusammen einen Ausflug gemacht. Dafür sind wir, nicht weit entfernt, zu einer Art Abenteuerspielplatz gefahren. Wir und die anderen Seños waren schon etwas früher da und haben vor Ort alles dekoriert und aufgebaut. Sobald die Kinder dann mit ihren Familien kamen, wurde getobt, gequatscht, gegessen und natürlich Mate getrunken. Denn bei wirklich keiner Veranstaltung in Argentinien darf Mate fehlen und auch in der Kita ist sie mittlerweile zu einem täglichen Begleiter für mich geworden. Ein wenig Programm fand dann an dem Tag auch noch statt: Es wurden Familienfotos gemacht, Geschenke überreicht und wir haben sogar mit den Kindern zusammen ein kleines Lied vorgesungen. Die Stimmung war super ausgelassen, alle waren glücklich und manche Kinder fanden es sogar so schön, dass sie beim Gehen geweint haben…

Día de la tradición

Am 10.11. ist in Argentinien jedes Jahr „Día de la tradición“. Also ein Tag, wo man sich an Argentiniens Traditionen nochmal besonders erinnert. Da das aber ein Sonntag war, haben wir am Montag, dem 11.11. den „Día de la tradición“ in der Kita nachgefeiert. Alle Erzieherinnen und Kinder kamen gekleidet in traditionellen Trachten, also als „Gaucho“ (historisch gesehen vor allem die Männer) oder „Paisana“ (historisch gesehen vor allem die Frauen). Auch wir haben typische Folklore-Röcke bekommen, die zwei der “Seños“ für uns mitgebracht haben. Es gab Empanadas zu essen, also ein typisch argentinisches Gericht und ein paar der Erzieherinnen haben Folklore vorgetanzt. Anschließend haben wir auch noch alle zusammen versucht Folklore zu tanzen. Das hat echt super Spaß gemacht und uns einen kleinen Einblick in die Welt der argentinischen Folklore gegeben, die echt super vielfältig und spannend ist.

Abschiedsfest

Am letzten Freitag, also am 13.12., stand in unserer Kita der Abschied der Ältesten und generell die Jahresabschlussveranstaltung, worüber ich auch bereits ganz am Anfang des Blogs geredet habe, an. Hinsichtlich dessen wurde ein großes Fest geplant, was unter dem Motto “Un mundo mejor para nuestros niños“ (übersetzt: „Eine bessere Welt für unsere Kinder“) stand. Dafür haben meine Mitfreiwillige und ich schon die letzten Kitawochen ein riesiges Wandbild als Bühnenhintergrund gebastelt. Im Vorhinein der Veranstaltung haben außerdem alle Altersgruppen Tänze gelernt und fleißig mit ihren Gruppenerzieherinnen eingeübt. Am Freitag sind dann alle Kinder abends mit ihren Familien, Freunden und Bekannten zur Kita gekommen. Es waren wirklich wahnsinnig viele Menschen da und man hat den Kindern richtig angemerkt, wie sehr sie sich darüber gefreut haben und wie stolz sie auch waren ihre Tänze vorzeigen zu können. Nach all den Tänzen gab es dann den offiziellen Abschlussteil für die 3jährigen, also die Ältesten der Kita, die ab Februar zur Schule kommen. Alle wurden nochmal einzeln hervorgehoben und haben einen ganz besonderen Platz in der Veranstaltung bekommen, was sehr süß und für viele der Eltern, verständlicherweise, auch sehr emotional war. Am Schluss gab es noch für alle Kinder Geschenke und Mappen mit Erinnerungen aus dem vergangenen Kitajahr und wir haben Weihnachtsplätzchen gebacken, die wir verteilen konnten. Es war ein richtig runder und schöner Abschluss und ich muss ehrlich sagen, dass die Kinder mittlerweile echt einen Platz in meinem Herzen haben und ich sie definitiv vermissen werde. Aber bis Ende Dezember ist es ja noch ein wenig hin und man kann die letzten Tage noch zusammen genießen.

Im Januar hat der Kindergarten ja dann komplett geschlossen und ab Februar kommen ja dann auch neue Kinder, mit denen bestimmt auch viele schöne Erlebnisse und Erfahrungen entstehen werden. Aber bis dahin steht noch Weihnachten, Silvester und mein erster Urlaub an, worauf ich schon mit viel Vorfreude blicke. Darüber werde ich dann bestimmt im nächsten Blog berichten.

Lust auf einen Spaziergang?

Um zu verstehen, wie ein Mensch lebt, reicht es nicht, Momentaufnahmen zu betrachten. Es reicht nicht, die Orte, Plätze und Situationen unter die Lupe zu nehmen, die wie Zeitinseln den Alltag markieren. Das Dazwischen, die Wege, sind ebenso entscheidend. Wie komme ich von einer Insel zur nächsten, von einer Situation in die andere?

Ein Vorhaben in Nairobi ist allein schon deshalb ein Abenteuer, weil mir auf meiner Reise dorthin so vieles vor die Nase kommt. Das geht schon los, bevor ich überhaupt das Gelände des PLCC (Pangani Lutheran Childrens Centre) verlasse. Denn trete ich aus der Haustür und schlendere an den Häusern der Mädchen, der Schule und der Hall vorbei, ist es fast unmöglich, den Mädels nicht zu begegnen und sich wilde Umarmungen abzuholen.

Blick vom Balkon unserer Wohnung auf das PLCC- Gelände
Blick auf den Nationalpark und Nairobi

Kaum habe ich das Tor passiert, erwartet mich ein überragender Anblick; der Nationalpark erstreckt sich über die Weite und in der Ferne ist deutlich die Skyline Nairobis zu entdecken. Geht man hier, am Rande des Nationalparks, spazieren, geschieht es nicht selten, dass die Grenzen zwischen den Menschen und der Wildnis verschwimmen; Antilopen, Zebras und Giraffen kreuzen einem den Weg. Was einerseits einem Wunder gleichkommt, birgt andererseits ebenso Schattenseiten. Dass die Großstadt Nairobi und die Wildnis des Nationalparks lediglich durch einen Zaun getrennt werden, führt zuweilen zu Konflikten zwischen den Menschen und den Tieren. Besonders die Wanderrouten der Huftierherden sind gefährdet. Und nicht nur das bedroht die wilde Seite Kenias. Klimawandel, die Verschlechterung der Lebensräume, die Abholzung der Wälder, die Volatilität des Tourismusmarktes, veränderte Landnutzungen, Wildtierkriminalität und und und und und. So vieles gefährdet die Wildtiere und die Artenvielfalt in Kenia und auf der ganzen Welt. Umso mehr erscheint ein Ort wie der Nationalpark Nairobis hoffnungsspendend. Löwen, Leoparden, Geparden, Strauße, Flusspferde, Gazellen, Gnus, Büffel… Nur einige der rund 80 Säugetier- und ganzen 500 Vogelarten. Nicht erwähnt hier die Spitzmaulnashörner. Für diese ist der Nationalpark eines der erfolgreichsten Schutzgebiete in Kenia und einer der seltenen Orte, an denen sie in natürlicher Umgebung anzutreffen sind (Ich selbst hatte das Glück).

Nashörner
Aufnahmen vom 15.09.2024

Vor Jahrzehnten war die Art in Zentral-Kenia durch Wilderer ausgerottet und in ganz Kenia stark bedroht. Mitte der 80er Jahre waren von ursprünglich 20.000 nur noch 350 Nashörner übrig. Zum Zeichen gegen Wilderei ließ 1989 Präsident Daniel Aral Moi öffentlich im Nationalpark Elfenbein im Wert von 760.000 US-Dollar verbrennen. Seither haben sich die Bestände ein wenig durch intensive Schutzmaßnahmen erholt. Die Gefahr des Aussterbens ist jedoch noch nicht gebannt. Ziel ist es, die aktuelle Anzahl von 1.000 Spitzmaulnashörnern innerhalb des nächsten Jahrzehnts zu verdoppeln, was laut Wildhütern einer Populationsgröße entsprechen würde, die vor dem Aussterben bewahrt werden könnte.

Masai Lodge Road

Auf der fortführenden Strecke blühen Büsche und Blumen am Straßenrand. Ich kann mich darauf gefasst machen, entweder in Staubwolken zu geraten, wenn vorbeifahrende Autos oder Bodabodas den Dust des Weges aufwirbeln, oder nasse Füße zu bekommen, wenn in der zuvorigen Nacht mal wieder der Himmel aufgebrochen ist und Regenstürze auf die Erde fallengelassen hat.

Doch ab der Schranke der Masai Lodge Road ist zu merken, dass man dem Innenleben Ongata Rongais näherrückt. Die Straße ist asphaltiert, lokale Supermärkte und Marktstände tauchen am Straßenrand auf und zahlreiche Tuctucs,  Autos, Bodabodas und Schleppesel ziehen die Hügel hinauf und hinunter.

Tuctucs an der Kreuzung Masai Lodge und Magadi Road

Je weiter ich wandere, desto lebendiger wird dieses Treiben. Es ist ebenso der Weg zu unserem Lieblings-Marktstand bei Nancy. Hier kaufen wir stets unser Obst, Gemüse und – nicht zu vergessen – eine ungeheure Anzahl an Eiern ein. Auch wenn der Weg zum Einkaufen recht weit ist (man braucht etwa 30-40 Minuten zu Fuß bis zu Nancys Stand), ist es immerzu ein schönes Gefühl, einer bekannten Person zu begegnen und warmherzig begrüßt zu werden. Ein Stückchen weiter stehen schon die Matatus an der Magadi Road, die nach Nairobi fahren. Wann welches Matatu abfährt? Nun, das weiß niemand so recht. Wenn der Bus voll ist, geht es los. So viel steht fest. Also ein Päckchen Geduld und Gelassenheit einpacken – was ebenso für die Fahrt selbst gilt. Denn abhängig vom Verkehr ist die Fahrtzeit in die Innenstadt mal 40, mal 90 Minuten lang. Universitäten wie die Multimedia-University, Malls sowie Gärten und Parks fliegen an mir vorbei. Ziegen und Baboons streunen zwischen den Palmen am Straßenrand hindurch. Schließlich ist da Nairobi; mit seinen Hochhäusern, seiner Weite und den Slums.

„Kibera“ bedeutet Dschungel. Es ist der größte Slum Nairobis; die Anzahl der Menschen kann nicht so recht erfasst werden, doch Schätzungen gehen von etwa 700.000 bis 800.000 Menschen aus. Auf zwei Hektar leben damit etwa 71.000 Menschen. Der enge Raum, kombiniert mit der Verschmutzung durch Abfälle, Abwässer und Fäkalien, treibt die Krankheitsrate in die Höhe. Armut, Gewalt und Kriminalität prägen die Region.

Diese Informationen konnte ich im Internet zu diesem Gebiet zusammentragen. Besonders faszinierend war auch zu lesen, dass die Menschen in „Wellblechhütten“ hausen würden. Was assoziierst du mit einer solchen Beschreibung? Wirst du in deinem Weltbild bestätigt?

Der Einfluss unserer Sprache auf die Wahrnehmung der Wirklichkeit ist enorm. Wir hören „Wellblechhütte“ und denken an einen armseligen Ort, an hungernde Kinder und düstere Lebensumstände. Bilder in unserem Kopf, die wieder und wieder aufgegriffen und reproduziert werden, sodass unsere Lebenswirklichkeit wieder und wieder bestätigt wird. Dabei ist es nie so klar und einfach. Solche Sprachbilder sind Konstrukte mit Ursprung in der Zeit europäischer Eroberung und Kolonialisierung. Sie gründen sich auf eine Gesellschaft, in der eine rassistische Ideologie und Hierarchie bestand. Noch heute ist diese in unserer Sprache verankert und damit auch unbewusst in unserer Wahrnehmung. Die Realität ist jedoch bei weitem komplexer.

Es wird von der Armut, dem Leid und der Kriminalität berichtet, aber nicht von den ganz normalen, liebenswürdigen Menschen, die dort kochen, arbeiten, lachen, in der Sonne dösen, leben. Vor kurzem fand in Kibera die sogenannte Kibera Arts Parade statt. Wir waren etwas spät dran, aber es war ein schöner, sonniger Tag und die Leute konnten uns den Weg zur Veranstaltung weisen. Dort angekommen führten verschiedene Künstler*innen, Kinder- und Jugendgruppen vorbereitete Präsentationen auf. Die Veranstaltung war voller Leben, Kreativität und Wohlwollen füreinander. Die Gruppen turnten und tanzten Afrobeats wie verrückt, andere sangen oder trugen Poetry vor wie das dreizehnjähriges Mädchen Wamboi, das ihr Herz in einem Gedicht zu gender-based violence ausschüttete. Eine Gruppe junger Mädchen und Frauen bot eine Modenschau dar. Die Kleidungsstücke hatten sie aus Resten und Zeitschriften selbst angefertigt und etwas völlig Neues kreiert. Der Nachmittag zeigte mir eine der vielen Seiten der Slums wie ich sie noch nie gehört oder gesehen hatte; Gemeinschaft, Spaß, Stärke, Intelligenz, Selbstvertrauen, Ehrgeiz und ein Miteinander.

Turngruppe Kibera Arts Parade

Dann ist da noch der Weg durch die Zeit. Ein Weg, der so lang ist und sich doch als fix zu wandern herausstellt. In den letzten sieben Wochen durften Chrissy und ich das Ferienprogramm für die Mädchen erarbeiten. Für diesen Pfad durch die Zeit bin ich schlicht und einfach dankbar. Ein bisschen wehmütig blicke auf die letzten Wochen zurück; wünsche mir fast, dass dieser Weg noch ein Stückchen länger gegangen wäre. Es war sicherlich auch steinig an nicht wenigen Stellen. Bei 37 Mädels ist es kaum zu verhindern, dass keine Konflikte entstehen. Aber gleichzeitig bargen all jene Herausforderungen so viel Wachstum für die Kinder und nicht zuletzt für uns und führten dazu, dass wir und die Mädels uns einen riesigen Schritt aufeinander zubewegt haben. Natürlich war das Programm selbst ein großer Spaß; wir werkelten und tüftelten, backten und spielten.

Sammeln von Blumen und Blättern für ein Naturmobile

Aber auch hier ist der Weg, das Dazwischen das Ziel. Wie kam es nur dazu, dass – ganz entgegen unserer eigentlichen Planung – am Halloween-Mottotag uns auf einmal bunte, wilde Fratzen begegneten? Die Mädchen hatten eigenständig angefangen, sich zu bemalen und sogar ihre Haare mit Farbe zu verzieren.

Es war nicht das einzige Mal, dass sie auf ihre erstaunliche und einzigartige Weise bewiesen, wie kreativ und fantasiereich sie doch sind. Es war nicht das einzige Mal, dass sie uns nur durch ihr Sein belehrten. All die Momente im Dazwischen, die kleinen Spielereien, die Gespräche und Konfliktlösungen knüpften ein Band zwischen uns und den Mädchen.

.Nun ist ein Drittel des Weges bereits vorüber. Auf die weiteren zwei Drittel blicke ich voller Hoffnung und Zuversicht. Geht man aufmerksam seinen Pfad, entdeckt man so vieles am Wegesrand. Lektionen über das Land, das man besucht; Inspirationen, sich selbst neu zu entdecken, wenn nicht gar zu erfinden. Man geht nicht mehr einfach einen Weg. Man beginnt, die Umgebung zu beobachten und lernt, sie zu verstehen.

Kiribati 2024-25 ^^Wad ne Ankunft :P

Gehen im Wasser = Watscheln

Die Zeit ist gekommen, die letzten Monate Revue passieren zu lassen. Bei dieser Aufgabe habe ich gemerkt wie schwierig es ist die Moment zu bewerten. So fällt es mir schwer zu entscheiden, welche Momente mir geholfen haben, welche Herausforderungen zu groß für mich waren, welche Aufgaben ich bewältigen konnte und welchen Gefahren ich aus dem Weg gegangen bin. So war bereits die Anreise ein Abenteuer wie kein Anderes. Eine meiner längsten Reisen, die ich je hatte. Über verschiedene Kontinente an einen Ort, von dem ich vor der Bewerbung bei der Nordkirche noch nichts gehört hatte. Das ganze Abenteuer fing an, als wir in Frankfurt gegen 21:50 Uhr unsere Familien verabschiedeten.

Aussicht aus dem Flugzeug

Ungewiss, wo die Reise uns hinführt und trotzdem voller Vorfreude, dass es ein Abenteuer wird. Worauf wir uns eingelassen hatten, wussten wir nicht und trotzdem hatten wir eine klare Vorstellung davon, was uns erwartet.

Auf der langen Reise von Frankfurt über Abu Dhabi, über Sydney, nach Fidschi, bis schließlich Kiribati erreicht wurde, wurde uns immer deutlicher, dass wir keine Idee hatten worauf wir uns eingelassen hatten.

Doch die wirkliche Einsicht kam erst, als wir in Kiribati landeten. Als wir aus dem Flugzeug ausgestiegen sind, hatte uns erstmal die Hitze erwischt. Die drückende, Super heiße, tägliche Hitze von Süd Tarawa. Jonathan und ich waren Erschöpft in den ersten paar Minuten des Ankommens.

Unsere besten Freunde

Nachdem wir die Visums und Passkontrolle und die Gepäckkontrolle erfolgreich überlisten konnten, holte uns ein Mitarbeiter der KUC in einem luxuriösen Auto ab. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass diese Person später zu einem unserer besten Freunde auf dieser Insel wird. Nachdem ich die ersten Etappen beschrieben habe, möchte ich über die Gedanken und Gefühle reden, die mich seit der Ankunft begleiten.

Selbsterklärend

Was mich wieder und wieder beschäftigt, ist die isolierte Lage des Atolls. Das ist wirklich erstaunlich und immer wieder beängstigend, dass man mitten im Pazifik auf einem Atoll lebt. Zusätzlich ist Betio einer der bevölkerungsdichten Orte der Welt. Trotz einer so hohen Bevölkerungsdichte gibt es wenig zu machen für die persönliche Freizeitbeschäftigung. Dadurch kommt viel Langeweile und Einsamkeit auf. Anfangs war die Einsamkeit am stärksten, weil ich kaum Kontakt zu den Menschen vor Ort hatte. Glücklicherweise besteht eine gute Verbindung zum Internet. Diese ermöglicht es uns, sehr leicht mit den Verwandten und den Geliebten in der Heimat zu kommunizieren, wodurch die Einsamkeit schnell bei Telefonaten vergeht. Der Umgang mit der Langeweile stellt für mich immernoch eine der größten Herausforderungen dar. Es ist eine Art der Unterforderung in Verbindung mit einer Alternativlosigkeit, welcher ich in meiner Heimat noch nie begegnet bin. Sehr eindrucksvoll und erschöpfend.

te Kollege

Eine weitere Herausforderung stellt die Versorgungslage dar. Weil die Insel aus Koral Sand besteht und kaum nährstoffreichen Boden hat, werden die allermeisten Produkte importiert. Diese importierten Produkte beschränken sich jedoch meistens auf Konserven, Süßigkeiten und Haushaltsgegenständen in einer sehr beschränkten Auswahl. Auf der Suche nach frischen Lebensmitteln bleibt man bei Äpfeln, Orangen, Bananen, Mais, Aubergine, Paprika und PakChoi häng. Was eine zusätzliche Herausforderung darstellt ist die Größe der kulturellen Unterschiede. So können wir kaum die Sprache und es gibt keine mobilen Übersetzungsmöglichkeiten. Manche Verständnisse der Kultur entstehen durch Fehlschritte.

Was macht diesen Ort aber so besonders und warum bin ich immer noch davon überzeugt, dass ich hier bin? Die Menschen! Jedes einzelne Lächeln mit jedem einzelnen Menschen auf der Straße wird erwidert. Jede Freude im Leben wird mit Allen geteilt. Viele Menschen hier nehmen sich selber nicht so ernst, und haben den Mut, über sich selber zu lachen. Quasi eine Selbstverständlichkeit in Kiribati. Erst durch diese große Offenheit entsteht eine so tiefe Verbindung zu dem Menschen vor Ort, wenn man die Zeit mit den Menschen teilt.

Das Lehrerkollegium

Die Menschen aus Kiribati haben mit das größte Herz welches ich je erleben durfte. Sie sind bereit, alles zu geben, was Sie besitzen, um anderen Menschen zu helfen. Was ich sogar glaube ist, dass sie manchmal bereit sind, mehr zu geben als sie besitzen, um anderen Menschen zu helfen. Auch wenn der erste Eindruck erstmal distanziert scheint, sind die allermeisten einfach nur interessiert und neugierig, haben jedoch manchmal Probleme sich auf Englisch auszudrücken. Und sobald man auch nur einmal um Hilfe fragt, kommt direkt ein vielfaches von dem was man braucht.

Lehrer-Tag Feier mit den guten Bre’s

Viele Menschen aus Kiribati Leben in extremer Armut, haben wenig Möglichkeiten an ihre Zukunft zu denken, wenig Möglichkeiten ihre Zukunft zu planen und kaum Möglichkeiten, sich etwas aufzubauen. Alle sind aber bereit zu teilen. Und alle sind immer bereit zu geben. Selbst Menschen, die ich nur einmal treffen durfte, die ich wahrscheinlich niemals wieder sehen würde, haben mich herum gefahren, mir versucht zu helfen und haben versucht mir den Weg zu weisen. Das ist es, was ich hier wieder und wieder erlebe. Die Großzügigkeit aller Menschen, Freude zu teilen, ihr Hab und Gut zu teilen und den Gästen die Zeit so erfüllt wie möglich zu machen. Ich glaube nicht, dass sie wirklich wissen wie es uns geht, aber wahrscheinlich verstehen sie uns doch besser als wir am Anfang geglaubt hatte.  

Kam Rabwa

Seminar und Paraná – Ankommen

Hey, hey, einfach 2 Monate hier in Argentinien sind schon rum! Die Zeit vergeht wirklich wie im Flug und ich bin immer noch erschrocken, wenn ich daran denke, dass schon 1/6tel vorbei sind… Aber fangen wir erstmal von vorne an:

Am 13.08. ging es für mich von zu Hause aus los. Am Hauptbahnhof in Berlin habe ich dann auf Lucy getroffen, noch die letzten Leute verabschiedet und schon stand der großen Reise nichts mehr im Weg. Nach einer entspannten Zugfahrt, in Frankfurt angekommen, haben wir die ersten Mitfreiwilligen wiedererkannt und schwuppdiwupp, einen Flug später, waren wir auch schon in Buenos Aires gelandet. Dort erwartete mich und fast 50 andere Freiwillige der IERP (Iglesia Evangélica del Río de la Plata; meine Partnerorganisation) ein zweiwöchiges Einführungsseminar. Zusammen verbrachten wir 2 Wochen, gefüllt mit Sprachkurs, inhaltlichen Workshops und Vorträgen, aber auch vor allem viel Spaß, Begegnungen, Kaffeepausen und mehr. Untergebracht war ich in einer riesigen WG, bestehend aus 18 Leuten und auch wenn das manchmal zu viel Chaos geführt hat, möchte ich diese Zeit auf keinen Fall missen! Generell die ganze Seminarzeit bleibt mir in extrem positiver Erinnerung, denn sie war superschön und bereichernd, auch wenn es natürlich teils anstrengend und überfordernd war, aber das gehört halt auch dazu, wenn alles neu ist und so viele Eindrücke und Emotionen auf einen prasseln. Doch dadurch, dass irgendwie alle Freiwilligen, was das angeht, im gleichen Boot sitzen, hat man während des Seminars superschnell  neue Leute kennengelernt, schon erste Freundschaften geschlossen und in so kurzer Zeit so viel erlebt, dass das echt zusammengeschweißt hat. Und somit verging auch die Seminarzeit schnell und der zweite Abschied in zwei Wochen stand an, denn für mich ging es ja noch weiter.

Zwar musste ich diesmal keine Ländergrenzen überschreiten, denn ich wohne ja weiterhin in Argentinien, aber mein Weg führte mich ca. 500km nördlicher, nach Paraná. Paraná ist mit 250.000 Einwohnern die Hauptstadt der Provinz Entre Ríos und direkt am Río Paraná gelegen. Hier lebe und arbeite ich ein Jahr lang zusammen mit meiner Mitfreiwilligen Lina. Wir wohnen zusammen in einem kleinen Zimmer mit Küche und Bad direkt oberhalb des Kindergartens, in dem ich arbeite. Die Kinder dort sind zwischen 0 und 3 Jahre alt und neben alltäglichen Aufgaben wie Essen vorbereiten, die Kita dekorieren, spülen oder aufräumen bleibt uns auch viel Zeit, um mit den „nenes“ zu spielen, basteln oder draußen zu toben. Es ist wirklich wahnsinnig süß zu sehen, wie die Kinder sich an einen gewöhnen und einem so schnell ihr Lächeln und viel Liebe zurückgeben! Ein gewisser Kita-Alltag ist also eingekehrt und tägliche Ohrwürmer von spanischen Kinderliedern sind natürlich auch nicht mehr wegzudenken…

Das Einzige, was mich ein wenig beunruhigt ist, dass teilweise echt wenig Kinder nur in der Kita sind. Eine der Erzieherinnen erzählte mir, dass früher 40 Kinder dort zur Kita gingen und mittlerweile sind es maximal 19 Kinder. Mit fünf Erzieherinnen und uns zwei Freiwilligen hat man an manchen Tagen, wenn zum Beispiel nur 5 oder 6 Kinder da sind, echt wenig zu tun und ein wenig Langeweile kehrt ein, auch wenn wir uns dann meistens trotzdem Beschäftigungen suchen, indem wir basteln, dekorieren oder andere vorhandene Aufgaben machen. Was genau mit der Kita passiert, wenn im Laufe des Jahres die Ältesten gehen, wissen wir auch noch nicht, aber bis dahin ist es ja auch noch ein wenig hin und vielleicht kommen ja in der Zwischenzeit wieder viele neue Kinder.

Neben der Arbeit, die, aufgrund der Öffnungszeiten, jeden Wochentag nur von 7 bis 13 Uhr geht, bleibt Lina und mir außerdem noch viel Zeit um unseren Tag anderweitig zu gestalten. So haben wir uns schnell eine Möglichkeit gesucht mehrmals die Woche Sport machen zu können und haben in den letzten Wochen auch die Zeit gut genutzt, um die Stadt ein wenig zu erkunden. Neben der Costanera, also dem Teil Paranás, welcher am Fluss entlangführt (wo es auch Strand mit Palmen gibt und wo ich jedes Mal glücklich bin, wenn ich von dort aus aufs Wasser sehen darf:)) gibt es auch ein süßes Stadtzentrum mit netten Cafés, Parks und Einkaufsmöglichkeiten. Wir müssen uns zwar immer noch ein wenig einleben und ankommen, aber im Großen und Ganzen kommen wir supergut klar, das Leben zu zweit auf engem Raum funktioniert eigentlich perfekt, auch was Kochen, Putzen etc. angeht, wir lernen erste Bekanntschaften kennen und fühlen uns hier allgemein sehr wohl!   

Wir waren sogar schon Teil einer Jugendfreizeit der IERP hier in Entre Ríos. Unser Nachbar hatte uns vor drei Wochen, also gar nicht so lang nach unserem Ankommen, eingeladen mit auf ein sogenanntes „Campamento“ zu fahren. Dieses fand in Crespo, einer Stadt, ca. 50 Minuten mit dem Bus entfernt von Paraná statt. Da wir das Wochenende über noch keine Pläne hatten und die Möglichkeit darauf neue Leute kennenzulernen, viel Spanisch zu sprechen und Etwas zu erleben für uns ideal erschien, sagten wir zu und fuhren mit ihm aufs Campamento. Es war letztendlich wirklich ein richtig tolles Wochenende mit viel Spiel, Spaß, Bewegung und natürlich – was hier nie fehlen darf – das Trinken von Mate beziehungsweise Terere (kalte Mate für die Sommermonate, die hier in der Region mit Saft zubereitet wird). Wir konnten wirklich wahnsinnig viel Spanisch reden, was echt Spaß gemacht hat, und haben auch neue Leute kennengelernt. Leider kommt zwar keiner von denen aus Paraná, sondern alle wohnen ein wenig verteilt, aber trotzdem kann man ja weiterhin Kontakt halten und sich über die nächsten Monate nochmal sehen.

Ein anderes Highlight war Linas und mein erster richtiger Wochenendtrip nach Buenos Aires. Dadurch dass letzten Freitag landesweit ein freier Tag war, konnten wir schon am Donnerstag direkt nach der Arbeit mit dem Bus losfahren und kamen abends am Retiro in Buenos Aires an, wo wir herzlich in Empfang genommen wurden. Das Wochenende über haben wir dann bei Mitfreiwilligen geschlafen, die etwas außerhalb von Buenos Aires wohnen, und haben mit ihnen und auch vielen anderen Freiwilligen, die in Buenos Aires beziehungweise Gran Buenos Aires (der Großraum um Buenos Aires rum) wohnen, Sachen erlebt. Von über den Markt schlendern, ins Café gehen, abends auf ein Konzert und dort sogar selber Musik machen, mal entspannt in der WG Spiele spielen und kochen, Buenos Aires und seine Sehenswürdigkeiten erkunden bis zu einem Geburtstag war alles dabei. Und wir haben es sogar zum Meer geschafft!

Es war echt die perfekte Mischung aus was Erleben und entspannt Zeit mit Freunden zu verbringen. Mal wieder rauszukommen und Leute wiederzusehen war echt wie Balsam für die Seele und das Wochenende ging aufgrund dessen auch superschnell vorbei und schon saßen wir am Sonntagabend wieder im Bus auf dem Rückweg nach Paraná, dem Ort, den ich für die kommenden 10 Monate noch mein Zuhause nennen darf:)