Rundreise in Brasilien – Weihnachten bei 35°C im Schatten

Wie im letzten Blogeintrag bereits angekündigt standen auch in Brasilien die Weihnachtsfeiertage vor der Tür und damit auch die Sommerferien. Da sowohl mein Projekt als auch das von Moritz in den Ferien geschlossen sind, entschieden wir uns nach Weihnachten frei zu nehmen und ein bisschen zu reisen. 

Der Plan für unsere Reise war einfach: Über Weihnachten in den Süden, um Joni und Julia zu besuchen. Von da aus wollen wir einfach immer weiter in den Norden reisen und dabei so viel vom Land zu sehen bekommen wie möglich. Ich beriet mich also mit Moritz und wir entschieden uns den Plan genauso in die Tat umzusetzen. Um flexibel zu bleiben verzichteten wir darauf, Hotels oder Busse im Voraus zu buchen. Spontane Entscheidungen sind meistens immer noch die Besten (oder zumindest häufig).
Phase 1 des Planes, pünktlich vor Weihnachten in Padilha anzukommen, funktionierte wunderbar und wir kamen sogar noch rechtzeitig genug an, um vor Weihnachten noch ein paar Dinge zu erleben. So gingen wir beispielsweise mit den Jugendlichen aus dem Projekt Lar Padilha (dem Arbeitsplatz von Joni und Julia) im Fluss baden und machten auch eine kurze Bergwanderung in der Hoffnung, einen schönen Sonnenuntergang erleben zu können. Und einen Tag vor Weihnachten stand noch ein weiteres Ereignis an – ein Friseurtermin! Tatsächlich mein erster Haarschnitt hier in Brasilien.
Ich hatte anfangs den Plan meine Haare einfach wachsen zu lassen, um zu gucken, wo das hinführt, allerdings musste ich nach einiger Zeit feststellen, dass ich meine Frisur niemandem mehr zumuten konnte, und so wurde es Zeit für eine kleine Veränderung.

Neue Frisuren

Nachdem wir also alle einen frischen Haarschnitt hatten, waren wir auch final bereit für den großen Tag. Mein erstes Weihnachtsfest ohne Familie. Kein Kartoffelsalat mit Würstchen und auch kein Glühwein. Dafür gab es kühle Getränke und Thunfischpizza. Klingt etwas ungewöhnlich, könnte ich mich aber durchaus dran gewöhnen. Bescherung gab es natürlich auch, aber selbstverständlich erst nach dem Gottesdienst. Der Gottesdienst hat mir persönlich auch sehr gut gefallen. Es war einfach eine sehr lebendige Atmosphäre, es wurde eine Lotterie veranstaltet und wir haben einen Klappstuhl gewonnen. Am Ende kam sogar noch der Weihnachtsmann zu Besuch. Doch nach einigen sehr schönen Tagen mussten Moritz und ich uns wieder auf den Weg machen. Phase 2 unseres „Planes“ sah nämlich vor, dass wir bis Ende des Jahres in Florianópolis ankommen wollen.

Es folgten also ein emotionaler Abschied von Julia und Joni.
Danach folgten mehrere Stunden Busfahrt, ein kurzer Aufenthalt in Porto Alegre (aufmerksame Leser werden sich an diese Stadt erinnern) und schlussendlich die langersehnte Ankunft in Florianópolis.  
Mein Freund Alex, den ich in Curitiba kennengelernt habe, ist in Florianópolis aufgewachsen und bot an, uns seine Heimatstadt zu zeigen. Wir trafen uns also noch am ersten Abend mit ihm und einem seiner Freunde und fuhren alle zusammen nach Balneário Camboriú.
Vorgestellt wurde uns die Stadt als das Dubai Brasiliens und in gewisser Hinsicht war das auch ein passender Vergleich. Mit beeindruckenden Hochhäusern (das zweit-, dritt- und vierthöchste Gebäude Lateinamerikas sind dort zu finden), einem Riesenrad direkt am Strand und einem pulsierenden Nachtleben war die Stadt eine Überraschung, denn weder Moritz noch ich hatten vorher von dieser Stadt gehört.
Florianópolis wurde seinem guten Ruf gerecht. Oder zumindest teilweise, denn die wunderschönen Strände ließen sich bei Regen nur halb genießen. Auch der Silvester Abend wurde leider vom Regen überschattet. Wir mussten deshalb etwas improvisieren, haben am Ende jedoch trotzdem noch ein Feuerwerk zu sehen bekommen und sind dann relativ zeitig ins Bett. Wir haben den Jahreswechsel fern der Heimat in unserem Gastland als etwas Besonderes erlebt, das uns lange in Erinnerung bleiben wird.

Florianópolis

Kurz nach Neujahr ging es dann weiter in die größte Stadt Amerikas – Sao Paulo – und meine Erwartungen an diese Stadt wurden übertroffen. Wolkenkratzer, soweit das Auge reicht. Volle Straßen zu jeder Tag- und Nachtzeit und völlig überlaufene Einkaufsstraßen am Wochenende. Was hier erstmal gar nicht so positiv klingt, war definitiv eines meiner Highlights auf unserer kleinen Rundreise. Besonders im Kopf geblieben sind mir die Catedral da Sé, das Kloster Sao Bento und der Campos Park mitten in der Innenstadt. Alle diese Orte bestechen mit einer angenehmen Ruhe inmitten dieser häufig lauten und manchmal etwas anstrengenden Mega-City.  Doch wer sich mitten ins Getümmel stürzen möchte, kommt natürlich auch voll auf seine Kosten. Der Mercado Municipal wirkt zwar mittlerweile eher wie ein Touristenmagnet als ein ernstgemeinter Einkaufsmarkt, ein Besuch lohnt sich dennoch allemal. Neben allen erdenklichen kulinarischen Angeboten reihen sich auch dort Fleisch-, Fisch und Käsetheken aneinander, bei denen einem entweder das Wasser im Mund zusammenläuft oder man manchmal auch ganz schnell wieder wegschauen möchte. Es ist also für jeden etwas dabei. Auch die Einkaufsstraßen um den Markt herum haben einiges zu bieten. In engen Seitenstraßen tummelten sich hunderte Menschen zwischen Verkaufsständen und kleinen Läden, während immer noch Leute versuchten mit ihren Autos irgendwie durchzukommen. Ein heilloses Chaos mit einer ganz eigenen Dynamik und für mich ganz bestimmt ein unvergessliches Erlebnis.

Von Sao Paulo aus ging es dann weiter in die Cidade Maravilhosa (wunderschöne Stadt), besser bekannt unter dem Namen Rio de Janeiro.  Moritz und ich kamen gegen Abend in der Stadt an und sind zunächst mit der Straßenbahn zur nächsten U-Bahn-Station gefahren, nur um dort festzustellen, dass wir keine Ahnung haben, wie man in Rio an Bahntickets kommt. Denn anders als in Sao Paulo saßen in der U-Bahn-Station keine Mitarbeiter, die uns welche hätten verkaufen können. Als wir zum dritten Mal vergeblich versucht hatten ein Ticket an einem Automaten zu ziehen, kam uns zum Glück eine nette Dame zur Hilfe. Sie erklärte uns, dass wir anstatt ein Ticket zu kaufen auch direkt an den Drehkreuzen mit unserer Kreditkarte bezahlen können. Mit diesem Tipp hat uns die Frau wohl einiges an verschwendeter Zeit an den Ticketautomaten erspart. Ohne weitere Probleme sind wir dann also nach Copacabana zu unserer Airbnb-Unterkunft gefahren. Dort angekommen ließen wir nur fix unsere Sachen fallen und machten uns auf den Weg zum Strand. Das Wasser war angenehm warm, die Lichter der Hochhäuser spiegelten sich im Wasser, es war leichter Wellengang und in der Ferne thronte die Christusstaue über allem. Dieser Moment war bis dahin das absolute Highlight meiner Reise. Ich kann also aus meiner Erfahrung guten Gewissens sagen, dass Rio dem Hype gerecht wird. Auch die Tage danach haben wir viele schöne Orte in Rio besucht wie eines der sieben Weltwunder der Neuzeit, die bereits benannte Christusstatue. Aus der Nähe noch beeindruckender und mit einer unglaublichen Aussicht über die Stadt. Allerdings muss ich sagen, dass es sehr voll war, dort oben, was jedoch die wenigsten überraschen dürfte.
Doch auch deutsche Fußballgeschichte wurde in Rio geschrieben. Die meisten können sich wahrscheinlich noch gut an das WM-Finale 2014 erinnern und den Moment, in welchem uns Mario Götze in der 113 Minute zum Weltmeister geschossen hat. Dieses Spiel fand im Maracana Stadion in Rio statt und natürlich mussten wir uns das anschauen.

Ipanema

Doch auch das Stadion des legendären Halbfinales der WM 2014 Deutschland gegen Brasilien (7:1) wollten wir uns genauer anschauen und so ging es weiter in den Norden nach Belo Horizonte. Neben dem Stadion hatte Belo Horizonte noch ein schönes Stadtzentrum und ein Markt zu bieten, auf dem man von A bis Z wirklich alles kaufen konnte. Außerdem gibt es in Belo Horizonte das einzige Hofbräuhaus Südamerikas. Wir wollten uns die Chance natürlich nicht entgehen lassen zu schauen, wie deutsches Essen in Brasilien so schmeckt, allerdings standen wir leider vor verschlossenen Türen.

Belo Horizonte

Da sich unser Urlaub zu diesem Zeitpunkt auch schon dem Ende zuneigte konnten wir jedoch nicht allzu lange in Belo Horizonte bleiben, denn wir hatten noch einen weiteren Stopp auf unserer Liste: Ouro Preto. Eine Stadt, die im Goldrausch entstanden und sehr schnell zu einigem Reichtum gekommen ist, welchen man der beeindruckenden Altstadt bis heute ansieht. Die gesamte Altstadt ist sehr gut erhalten und wenn man so durch die Straßen schlendert, fühlt es sich fast ein bisschen an, als sei man in der Zeit zurückgereist.

Ouro Preto

Nach drei Tagen in Ouro Preto wurden wir jedoch wieder von der Gegenwart eingeholt und es trennte sich Moritz‘ und mein Weg in Ouro Preto.
Allerdings nicht für allzu lange Zeit, denn beim Karneval in Rio sollten wir uns wieder begegnen. Dazu jedoch mehr beim nächsten Mal.

Vielen Dank fürs Lesen und liebe Grüße nach Deutschland

Euer Jonathan

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