Schwerin/Chennai (sro). Die Pandemie-Situation in Indien ist hochdramatisch – die Behörden melden pro Tag mehr als 350.000 neue Ansteckungen mit dem Corona-Virus. Ärztinnen und Ärzte beklagen den Mangel an Sauerstoff und Beatmungsgeräten. Die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, hat sich angesichts der aktuellen Situation mit Bischöfen, Leitenden Geistlichen, Mitarbeitenden der indischen Partnerkirchen der Nordkirche sowie Ärzten beraten.
„Wir sind alle Glieder des einen Leibes Christi, und wenn ein Glied leidet, leiden alle anderen mit“, sagte sie in der Video-Konferenz. „Ich möchte unsere Verbundenheit und Solidarität zeigen und erfahren, wie wir als Nordkirche unsere Geschwister in Indien unterstützen können.“
Dr. John Cherian Oommen, Arzt im ostindischen Bissamcuttack, schilderte das Ausmaß der humanitären Katastrophe. Der Ansturm der Akutpatient*innen auf das Christliche Krankenhaus sei so groß, dass täglich über 100 Menschen abgewiesen werden müssen, weil die Ressourcen nicht reichten. Und dass, obgleich diese Klinik vor einem Jahr vorausschauend eine eigene Anlage zur Sauerstoff-Produktion beschafft habe. Die Zahl der Todesopfer steige so schnell, dass auf dem Friedhof der Gemeinde kein Platz bleibe, um verstorbene Angehörige würdevoll zu bestatten. Die Pastoren der Gemeinde würden um Beistand gebeten, aber Bestattungen könnten längst nicht mehr geordnet stattfinden. Viele Geistliche erkrankten selbst.
Reverend Samuel Logan erläuterte im Gespräch mit der Landesbischöfin, wie die United Evangelical Lutheran Church in Indien (UELCI) die dringendsten Bedarfe derzeit zu stillen versuche: Kurzfristig verteile sie Hygiene-Sets an hunderte Familien, die Covid-Erkrankte zu Hause versorgen, weil die Krankenhäuser überfüllt seien. „Zwei Ressourcen werden uns hier in Chennai jedoch auch langfristig fehlen: Wasser und Bildung“, so Logan.
Vielen Menschen in ländlichen Regionen in Chennai fehle der Zugang zu Wasser. Zudem seien Smartphones längst nicht so verbreitet wie in der Stadt. Da der Schulunterricht jedoch seit einem Jahr digital stattfinde, seien ausgerechnet die ärmeren Kinder, die Bildung am nötigsten hätten, seit einem Jahr noch weiter abgehängt. Notwendig sei daher eine auf Zukunft angelegte Bildungsinitiative.
Vordergründig würden sich jedoch die Anstrengungen schlicht darauf richten, mit Kranken, Sterbenden und Verstorbenen christlich umzugehen und für deren Hinterbliebene Sorge zu tragen.
„Die Anteilnahme unserer Partner in der Nordkirche tut uns gut“, sagte Bischof Asish Pal aus Jeypore. Viele hätten das Gefühl, „außer mit Gottes Gnade ganz allein zu sein“. Der Bischof bat darum, für die Menschen in Indien zu beten. Der Direktor des Ökumenewerks der Nordkirche, Pastor Dr. Christian Wollmann, sprach von der berührenden Geste, füreinander zu beten: „In der ersten Welle im März 2020 hatten die Partnerkirchen in Indien für alle Patientinnen und Patienten in Deutschland gebetet und Genesungswünsche geschickt. Heute hat die Landesbischöfin für die Nordkirche die Gebete und Genesungswünsche seitens der Nordkirche erwidert.“
Das Gebet und die Fürbitte füreinander seien wichtig, so die Landesbischöfin. Darüber hinaus sicherte sie finanzielle Unterstützung der Nordkirche zu: „Wir sehen, dass unsere Partner*innen im Rahmen der Soforthilfe finanzielle Mittel benötigen, um die medizinische Notlage bekämpfen zu können. Wir wollen deshalb weitere finanzielle Mittel in Höhe von 20.000 Euro bereitstellen. Ich bitte daher herzlich um Spenden für die Corona-Notleidenden in Indien, um unsere Partnerkirchen in dieser so schweren Lage weiterhin auch finanziell unterstützen zu können“, so die Landesbischöfin.
ALTRUJA-PAGE-NHVO