Die Beauftragte der Nordkirche für den Christlich-Jüdischen Dialog, Hanna Lehming, ist am Freitag in den Ruhestand gegangen. Sie hat über mehr als zwei Jahrzehnte die Kontakte zu jüdischen Gemeinden und Einrichtungen gepflegt und ein differenziertes Bild der Lage im Nahen Osten in der Nordkirche vermittelt.
Hamburg (ce) – Die Beauftragte für den Christlich-Jüdischen Dialog der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Pastorin Hanna Lehming, ist am Freitag (22. März) von ihrem Amt entpflichtet worden. Sie hatte die 2002 von der damaligen nordelbischen Synode geschaffene Beauftragung für eine halbe Stelle seitdem inne. Hanna Lehming scheidet aus Altersgründen aus. Die im Ökumenewerk der Nordkirche angesiedelte Stelle ist derzeit neu ausgeschrieben. Damit verbunden ist die Leitung des Referats Mittlerer Osten, was Hanna Lehming ebenfalls inne hatte.
Christian Wollmann, Direktor des Ökumenewerks, betonte zu ihrer Verabschiedung: „Wir sind dankbar, dass Pastorin Lehming unserer Kirche hoch engagiert, erfahren und kenntnisreich immer wieder die Wahrnehmung der engen Verbundenheit von Juden und Christen ins Bewusstsein gebracht und über die vertrauensvolle Pflege vieler Kontakte in den Nahen und Mittleren Osten unsere Solidarität mit Israelis und Palästinensern ausgedrückt hat.“
Diskussionen und Kritik an der Politik des Staates Israel bestimmten immer wieder Debatten, die Hanna Lehming moderiert hat. „Die Zusammenarbeit mit dem Parents Circle, den israelischen und palästinensischen Familien für Frieden und Versöhnung, sowie mit den Rabbis for Human Rights und vielen weiteren Partnern in Israel hat dazu beigetragen, dass es in der Nordkirche ein faires und humanes Engagement für alle Menschen im Nahen Osten gibt“, betont sie. Statt Polarisierung und Vereinfachung gebe es in der Nordkirche ein differenziertes Bild der Situation.
Rückblickend beschreibt Hanna Lehming zwei Wanderausstellungen, die sie entwickelt hat, als Höhepunkte ihrer Arbeit. Die beiden Ausstellungen „Martin Luther und die Juden“ (2017) und „ASCHKENAS. Jüdisches Leben in Deutschland“ (2021) waren in der gesamten Nordkirche zu Gast, von Greifswald bis Pinneberg, von Lauenburg bis Breklum. „Ich erlebte engagierte Gemeinden und Begleitprogramme“, erinnert sie sich. Der Ausstellungskatalog „ASCHKENAS“ wurde an alle weiterführenden Schulen in Hamburg verteilt, mittlerweile von den Zentralen für politische Bildung nachgedruckt und ist in ganz Deutschland zu erhalten.
Hintergrund: Die Beauftragung für den Christlich-Jüdischen Dialog
Im September 2001 hat die Synode der Nordelbischen Kirche ihre theologische Erklärung „Christen und Juden“ verfasst. Mit der Erklärung hatte die Synode ihr Verhältnis zum Judentum neu ausgerichtet und sich damit zur engen Verbundenheit von Christen und Juden bekannt. Sie beschreibt in sieben Absätzen den Weg einer Erneuerung der Beziehungen zwischen Christen und Juden, angefangen von den Irrtümern und Verbrechen der Vergangenheit bis zu Konsequenzen für die heutige Begegnung. Unter anderem spricht sie sich gegen gezielte Mission an Juden aus und für eine Begegnung „im Respekt vor dem Anderssein des Anderen“.
In diesem Zusammenhang hatte die Synode auch eine Erweiterung der Präambel der Verfassung der Nordelbischen Kirche beschlossen. Als Basis ihrer Theologie bezeugt die Nordkirche seither ihren Glauben an „die Treue Gottes, der an dem Bund mit Israel festhält“ und erkennt Christen und Juden in der Hoffnung „auf die Vollendung der Gottesherrschaft“ miteinander verbunden. Eingerichtet wurde außerdem eine hauptamtliche Beauftragung für den christlich-jüdischen Dialog in der Nordelbischen Kirche.