Noch jetzt, fast zwei Monate später fällt es mir manchmal schwer zu realisieren, dass ich in China angekommen bin und das Abenteuer, auf das ich so lange drauf hin gefiebert habe schon mitten im Gange ist….
Noch jetzt, fast zwei Monate später fällt es mir manchmal schwer zu realisieren, dass ich in China angekommen bin und das Abenteuer, auf das ich so lange drauf hingefiebert habe schon mitten im Gange ist.
Die letzen Wochen sind wortwörtlich wie im Fluge vergangen.
Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich einen Außenstehenden bestmöglich an meinen Erfahrungen teilhaben lassen kann und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es garnicht mal so einfach ist, die ganzen vielen Eindrücke in einem Text wiederzugeben, aber ich versuche mein Bestes.
Bevor ich anfange möchte ich noch ein kleines Vorwort loswerden, versprochen, dann beginne ich wirklich mit meinen „ersten“ Eindrücken.
In den letzten Wochen habe ich so viele neue Menschen kennengelernt, die mich sehr herzlich aufgenommen haben.
Sie haben mir einmal mehr deutlich gemacht, wie wichtig es ist offen gegenüber diesem Land zu sein, das es wichtig ist seine eigenen Erfahrungen zu machen und den Menschen, der Kultur und der Gesellschaft ohne Vorurteile und Erwartungen gegenüber zu treten und sich auf sie einzulassen.
Alte Kindheitserinnerungen mischen sich mit neuen Erfahrungen
„你吃过饭了吗?“ oder auch „Hast du schon etwas gegessen?“
Das ist mit einer der häufigsten Sätze, die man als Begrüßung zu hören bekommt. Dieser Satz beinhaltet vor allem zwei Intentionen.
Ganz nach dem Motto Liebe geht durch den Magen möchte sich dein gegenüber damit erkundigen, ob du heute schon etwas gegessen hast und ob es dir gut geht.
Sollte das nicht der Fall sein, so wird man entweder immer direkt zum essen eingeladen, oder man bekommt etwas angeboten. Das ist somit die zweite Intention.
Ich finde die Idee dahinter eigentlich echt schön, denn man kommt viel einfacher mit anderen Leuten ins Gespräch, und entdeckt nebenbei auch ganz viele „geheime“ Lokale, die man als nicht-einheimischer nicht gefunden hätte.
Einen großen Teil meiner Kindheit habe ich in China, um genauer zu sein in Yunnan, verbracht, da meine Mama Chinesin ist.
Aus diesem Grund waren meine ersten Eindrücke ein Gemisch aus Altbekannten und neuen Erfahrungen.
Angekommen sind wir in Nanjing, der geschichtlichen Hauptstadt im Osten Chinas, wo unser Vorbereitungsseminar starten sollte.
Insgesamt ging dieses Seminar einen Monat. Drei Wochen davon haben wir in Nanjing verbracht. Eine Woche in der Landeshauptstadt Lanzhou in der Provinz Gansu im Norden Chinas.
Unsere Partnerorganisation ist die Amity Foundation. Sie ist eine unabhängige chinesische Nichtregierungsorganisation, die 1985 auf Initiative chinesischer Christen von Bischof K.H. Ting gegründet wurde, um Bildung, soziale Dienste, Gesundheit, ländliche Entwicklung, Umweltschutz und Katastrophenhilfe von Chinas Küstenprovinz im Osten bis zu den Minderheitengebieten des Westens zu fördern.
Während unserer Zeit dort haben wir nicht nur die Möglichkeit bekommen einige Projekte der Amity näher kennenzulernen indem wir einige Tage einen Blick hinter die Kulissen werfen durften, sondern haben auch einen tollen Einblick in die chinesische Kultur und ihre Traditionen bekommen.
Von Kalligraphie, chinesischer Kunst bis zu Museen und spannenden Präsentationen über Themen wie die muslimische Kultur in China war alles dabei.
In diesem Beitrag alles zu beleuchten würde den Themen und Menschen, die das alles möglich gemacht haben nicht gerecht werden.
Aus diesem Grund möchte ich mich auf drei Erfahrungen beschränken, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind und diese näher erörtern.
Der Kalligraphie Workshop und der Workshop zur chinesischen Kunst.
Auch wenn ich zugeben muss, dass ich kein besonders großer Kunstliebhaber bin, haben mir diese Workshops sehr viel Spaß gemacht. Wir haben nicht nur für uns einzigartige Souvenirs daraus mitgenommen, sondern auch einen tieferen Einblick in die Kultur und Traditionen bekommen.
Das Haolaiwu Home Elderly Care Service Center
Für drei Tage hatte ich die Möglichkeit in einem Altenheim zu helfen und die Menschen bei ihrem Alltag zu begleiten.
Das Altenheim befindet sich momentan in einem Krankenhaus, da das eigentliche Gebäude renoviert wird.
Vorort haben wir kleinere Gymnastikeinheiten geleitet und ich habe auch ein paar Lieder auf meiner Kürbisflöte (ein traditionelles chinesisches Instrument aus Bambus, welches ich seit meiner Kindheit in China spiele) für die Bewohner gespielt.
Das schönste dabei für mich war vor allem mit den Leuten in den Austausch zu kommen und sich mit ihnen zu unterhalten.
Meine Mitfreiwilligen waren aufgrund von einer Grippe, die der Klimaanlage zu schulden ist, krank geworden.
Kleiner Funfact, Nanjing zählt zu den drei größten „Hitzekesseln“ Chinas.
Während unseres Aufenthaltes hatten wir meistens 39 Grad und ein sehr schwüles Wetter, weshalb sich eine Klimaanlage mit nur 32 Grad echt erfrischend angefühlt hat, und ja, ich hätte auch nie gedacht, dass ich das mal sagen werde.
„The Memorial Hall of the Victims in Nanjing Massacre“
Vom 13. Dezember 1937 bis Januar 1938 besetzten japanische Truppen Nanjing, die damalige Hauptstadt Chinas, und massakrierten über 300.000 Zivilisten und Kriegsgefangene.
Dieses blutige Ereignis wurde später der Welt als „Nanjing-Massaker“ bezeichnet.
Das Museum zeigt eine Fülle von historischen Aufzeichnungen, Artefakten und Fotografien, die einen tiefgreifende Gedenkraum schaffen und mich tiefberührt und zum nachdenken angeregt haben.
Nach drei Wochen sind wir dann tausend Kilometer weiter geflogen in die Landeshauptstadt der Provinz Gansu.
Gansu ist eine chinesische Provinz, die zwischen der Wüste Gobi, dem tibetischen Hochplateau und Xinjiang liegt. Sie wird vom Gelben Fluss geprägt und weite Teile der Provinz sind gekennzeichnet durch Wassermangel.
Gansu ist ein zentrales Bindeglied der Seidenstraße, auch deshalb leben dort unterschiedlichste Ethnien und Minderheiten.
Etwas was ich hier an der Stelle nochmal ins Bewusstsein rücken möchte ist, dass Gansu flächentechnisch sogar ein kleines bisschen größer als Deutschland selbst ist.
In Lanzhou haben wir unseren zweiten Teil des Seminars absolviert. Wir haben ein intensives Training rund um das Thema Schule in China bekommen und uns mit den Fragen „Wie gestalte ich eine Unterrichtsstunde?“, „Was für Regeln gibt es an einer chinesischen Schule?“ und vieles mehr beschäftigt.
Das alles ist nun über einen Monat her, aber es fühlt sich für mich an, als wäre es erst gestern gewesen.
Seit einem Monat bin ich nun an meiner Einsatzstelle und jetzt schon fühle ich mich sehr wohl hier und kann es kaum erwarten euch mehr über meinen Alltag und die Menschen um mich herum zu erzählen und sie euch vorzustellen.
Ich möchte mich nun mit der Frage: „你吃过饭了吗?“ verabschieden und bin neidisch auf die Leute dessen Antwort gewesen wäre „ja ich habe gerade Brot gegessen“, denn ich muss zugeben, so langsam vermisse ich Brot welches nicht süß ist.