Weltflüchtlingstag am 20. Juni – Referentin Kathy Braun: Die meisten Menschen wollen nicht migrieren 

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Hamburg, 18. Juni 2025 (ce) – Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag. Dieser von den Vereinten Nationen festgelegte Tag erinnert daran, dass Millionen von Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen.  

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Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen veröffentlicht dazu den jährlichen Bericht „Global Trends“, der die weltweit dramatische Situation in nüchterne Zahlen fasst. Gleichzeitig würdigt der UNHCR die Stärke, den Mut und die Widerstandsfähigkeit, die Flüchtlinge, Binnenvertriebene und Staatenlose täglich aufbringen. Aktuell sind 122 Millionen Menschen auf der Flucht – dies ist die größte Zahl an Vertriebenen, die je registriert wurde. 

„Klimakrise und Klimagerechtigkeit gehören zusammen“ 

Dr. Katherine Braun, Referentin Flucht, Migration und Menschenrechte im Ökumenewerk, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Klimakrise als Fluchtursache. „Dieser Zusammenhang ist vielen nicht klar“, betont sie. In einer aktuellen Publikation der Klima-Allianz Deutschland und des Verbandes Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe hat sie Empfehlungen für unsere neue Regierung erarbeitet. 

Kathy Braun, Referentin Flucht, Migration und Menschenrechte im Ökumenewerk.
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Im Gespräch erläutert sie die wichtigsten Zusammenhänge: 

Wie hängen die Klimakrise und weltweite Migration zusammen? 

Katherine Braun: „Der Zusammenhang von Klimakrise, Perspektivlosigkeit, Konflikt und Vertreibung ist den meisten Menschen nicht bewusst. Die meisten Menschen wollen nicht migrieren und wenn Sie es tun müssen, werden sie oft ausgebeutet.  

Von Kolleg:innen aus Ländern Afrikas hören wir, dass Flucht als Klimawandelfolge nicht losgelöst betrachtet werden kann von Klimagerechtigkeit: der globale Norden ist maßgeblich verantwortlich für die Klimakrise, er muss dafür sorgen, dass Menschen in Würde bleiben können aber auch geschützt und in Würde migrieren können, um ihr Überleben zu sichern.  

Die Folgen der Klimakrise sind auch hier zu spüren. Was können wir gemeinsam lernen?  

„Die betroffenen Regionen gehen alle ganz unterschiedlich mit Klimafolgen um. Der Umweltminister von Schleswig Holstein hat auf dem Kirchentag zum Beispiel über die Halligen gesprochen. Auch diese Inseln sind vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht. Aber sie haben ganz andere Möglichkeiten, sich an den Klimawandel anzupassen und mit Schäden und irreversiblen Verlusten umzugehen, als Länder im globalen Süden. 

Gleichzeitig entstehen aber auch im gobalen Süden innovative Konzepte, um mit Klimafolgen umzugehen: Die ugandische Umweltaktivistin Hamira Kobusingye hat mich beim Kirchentag besonders überzeugt, sie berichtete von inklusiven geschlechtergerechten Projekten, die sowohl den Klimaschutz, als auch Einkommensquellen für Frauen fördern. (Hier geht es zur Podiumsdiskussion mit Hamira Kobusingye.)

Wie können wir uns als Nordkirche dafür engagieren, dass dieses Thema mehr ins Bewusstsein rückt und die Verantwortlichen in Handeln kommen? 

„Für die Nordkirche und das Ökumenwerk arbeite ich schon lange an dem Thema. Ich biete Fortbildungen und Workshops an, arbeite auf politischer Ebene mit Lobbyarbeit. Zum Bespiel führen wir Gespräche mit Ministerien im Rahmen der Klimakonferenz und darüber hinaus, um dringend notwendige Bedarfe der Betroffenen zu adressieren, aber auch über geschützte Fluchtwege zu sprechen.  

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Und da geht es dann auch darum, uns als Kirche für sachliche Diskussionen über Klimakrise, Migration und Flucht zu einzusetzen, trotz oder gerade wegen der populistischen Stimmungsmache und Hetze. Hierfür arbeiten wir auch in Netzwerken, zum Beispiel mit der Klimaallianz.  

Für die Klima-Allianz und das Bündnis VENRO habe ich zum Beispiel gerade Empfehlungen für unsere neue Bundesregierung erarbeitet. Wer sich näher damit beschäftigen möchte; zum Positionspapier geht es hier.

Es ist bedenklich still geworden rund um das Thema Verantwortungsübernahme für Klimafolgen und -schäden. Gleichzeitig werden geltende Grund- und Menschenrechte von Geflüchteten und das Recht auf Asyl ausgehebelt und Migrant:*nnen daran gehindert, Krisengebiete zu verlassen.  

Wir können aber nicht so tun, als hätten Fluchtbewegungen nichts mit der von uns mitverursachten Klimakrise zu tun. Unser Wohlstand, unsere Wirtschaftsleistung und unsere Art zu Leben haben in den Ländern, aus denen heute Menschen fliehen, Lebensgrundlagen und Zukunftsperspektiven vernichtet. Deshalb tragen wir hier eine Verantwortung.