Vertreter von Friedensinitiativen aus Nahost in der Nordkirche zu Besuch

Im Pauluszentrum in Schleswig: Anton Goodman, „Rabbis for Human Rights“ (2. v. r.), Omar Haramy, Mitglied der christlich-palästinensischen Organisation „Sabeel“ (2. v. li.). Hier mit Bischöfin Nora Steen und Tobias Pfeifer vom Ökumenewerk der Nordkirche. Foto: A. Wendt

Hamburg/Schleswig (ce, aw), 6. März 2025 – „Es gibt Leuchttürme im Nebel“, beschrieb Rabbi Anton Goodman aus Israel seine Momente der Hoffnung. Seit dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 lebten die Menschen in der Region in einem dauerhaften Trauma. Und doch sehe er diese Leuchttürme: „Das sind die Menschen, die den 7. Oktober überlebt haben, die an diesem Tag nahe Angehörige verloren haben und die trotzdem an unserer Friedensarbeit mitwirken.“

Anton Goodman ist Mitglied der israelischen NGO „Rabbis for Human Rights“ (Rabbiner für Menschenrechte). Er war Anfang März unter anderem im Pauluszentrum in Schleswig zu Gast. Begleitet wurde er von Omar Haramy, einem Mitglied der christlich-palästinensischen Organisation „Sabeel“. „Gerade jetzt sind solche Kontakte und Begegnungen wichtig“, sagte Tobias Pfeifer, Mittelostreferent im Ökumenewerk, der die Kontakte koordiniert und beide Gäste in die Nordkirche eingeladen hat.

„Rabbi Goodman und ich kommen aus einer schwierigen Region. Alle Religionen dort tragen einen schweren Rucksack“, berichtete Omar Haramy in Schleswig. Alle seien in dem Bewusstsein aufgewachsen, Opfer zu sein, alle seien „ängstlich“ und hätte unterschiedliche Auffassungen von Gott und Glauben. Und vor allem „Wir alle haben keinen Raum für die anderen in unserer Theologie. Wir müssen uns erlauben, verschieden zu sein. Das hört sich leicht an, aber es ist sehr, sehr kontrovers.“

„Omar Harany ist für mich ein Prophet – ich sehe mich als Aktivisten“, betonte Rabbi Goodman. Mitglieder seiner Organisation gingen beispielsweise mit Palästinensern im Westjordanland auf ihre Olivenfelder, um sie mit ihrer Anwesenheit beim Pflanzen und Ernten vor den gewalttätigen Racheakten der Siedler zu schützen. „Uns alle eint der Weg der Menschenrechte“, erläuterte er weiter. Obwohl manche Rabbiner der Organisation nicht miteinander beten könnten aufgrund ihrer unterschiedlichen Auslegungen der Schriften, herrsche darüber Einigkeit.

Die Arbeit von Rabbis for Human Rights und Sabeel zeige eindrucksvoll, wie Versöhnung wachsen kann, wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion aufeinander zugehen, betonte Bischöfin Nora Steen in ihrer Begrüßung in Schleswig. „Gerechtigkeit und Frieden sind untrennbar miteinander verbunden – das lehrt uns schon die biblische Verheißung: ‚Gerechtigkeit und Friede küssen sich‘ (Psalm 85,11).“ Omar Haramy ergänzte: „Die Bibel lehrt uns Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und Gewaltfreiheit. Das sind unsere Prinzipien.“

Hintergrund

Die Organisation „Rabbis for Human Rights“ widmet sich seit fast 40 Jahren der Förderung und dem Schutz der Menschenrechte in Israel und den Palästinensischen Gebieten. In ihr arbeiten Rabbiner und Rabbinerstudenten aus verschiedenen jüdischen Traditionen zusammen – darunter Reformierte, Orthodoxe, Konservative und Rekonstruktivisten. Geleitet werden sie von den tiefen jüdischen Werten Gerechtigkeit, Würde und Gleichheit. Anton Goodman ist Koordinator für Partnerschaften bei den „Rabbis for Human Rights“, deren Arbeit seit vielen Jahren vom Ökumenewerk der Nordkirche unterstützt wird.

„Sabeel“ ist eine palästinensische christliche Organisation, die sich der Befreiungstheologie verschrieben hat. Sie steht ein für eine Theologie der Inklusivität, Gerechtigkeit und Gewaltlosigkeit. Sabeel konzentriert sich auf die Förderung theologischer Diskussionen für junge Menschen und Frauen, die interreligiösen Beziehungen und Partnerschaften und verbesserte ökumenische Beziehungen innerhalb christlicher Gemeinschaften. Sabeel hat in über 13 Ländern der Welt eigene Unterstützergruppen von Friends of Sabeel, darunter eine in Deutschland.