
Hamburg, 1. Mai 2025 (ce) – Frieden in Europa ist nicht mehr selbstverständlich und der Glaube an Europa als Friedensprojekt auch nicht. Spätestens seit dem Überfall Russland auf die Ukraine fühlen sich die östlichen Nachbarn bedroht. Europakritische und auch europafeindliche Parteien gewinnen Wahlen. Umso wichtiger ist es, gemeinsame Netzwerke zu stärken und in Gebeten Kraft zu tanken. Europareferentin Zanda Ohff lädt deswegen zu einem sechsstündigen Gebet am 8. Mai von 12:00 – 18:00 Uhr ein, in dem jeweils für eine halbe Stunde alle europäischen Partnerkirchen mit ihren Perspektiven, Sorgen und Hoffnungen eine Stimme haben.
Mehr Informationen zum zeitlichen Ablauf und zur Anmeldung finden Sie hier.
Kraft durch Bergpredigt und Liturgie von Coventry
Eine Liturgie für die halben Stunden ist vorgegeben, im Zentrum stehen die Bergpredigt (Matthäus 5) und das Versöhnungsgebet von Coventry. Außerdem ist Raum für Fürbitten oder auch Anliegen der jeweiligen Kirchen und Länder. Zehn unserer europäischen Partnerkirchen werden dabei sein, unter anderem aus England ganz im Westen, aus Schweden im Norden, Vertreter der lutherischen Propstei in Russland, Kirchen aus dem Baltikum und Rumänien sowie aus Kasachstan.
Deutschland und England waren jahrzehntelang verfeindete Nationen. Es war 1940 der Dompropst von Coventry, der angesichts seiner von deutschen Bombern zerstörten Kathedrale zur Versöhnung aufrief. Und so nahm im britischen Coventry die Geschichte der Nagelkreuzgemeinschaft ihren Anfang.
Denn am 14. November 1940 flog die deutsche Luftwaffe des NS-Regimes nicht ihren ersten, aber den folgenreichsten Angriff auf die Stadt rund 150 Kilometer nordwestlich von London. Spreng- und Brandbomben töteten Hunderte Menschen, unzählige Wohnungen sowie die Industrieanlagen der Stadt wurden zerstört – und auch die mittelalterliche Kathedrale.
Dompropst Richard Howard rief in seiner darauffolgenden Weihnachtsbotschaft zur Versöhnung auf. Nicht Hass, sondern der gemeinsame Einsatz für den Frieden sollten die Zukunft prägen. Drei große Zimmermannsnägel aus dem Dachstuhl der zerstörten Kathedrale ließ er bergen und als Kreuz zusammensetzen. Das Versöhnungs- und Friedenszeichen Nagelkreuz war erschaffen.
Europawochen erinnern an Gründung
Der Gebetstag liegt in den diesjährigen Europawochen: Sie werden vom 31. April bis zum 30 Mai in vielen europäischen Ländern begangen und erinnern an den 5. Mai als Gründungstag des Europarates und den 9. Mai als den Tag, an dem der französische Außenminister Robert Schumann 1950 die Grundlage zum EU-Vorläufer Montanunion legte. Beide Daten werden auch als „Europatage“ bezeichnet. Mitten in diesen Europawochen und am Gebetstag, am 8. Mai, liegt in diesem Jahr auch der 80.Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs.
Kirchen für Versöhnung und Frieden
Kirchen haben in Europa eine zentrale Rolle bei der Förderung und Bewahrung des Friedens gespielt. Nach den verheerenden Erfahrungen der beiden Weltkriege stellten sich viele Kirchen selbstkritisch die Frage, warum sie den Krieg nicht verhindern konnten, und entwickelten daraus eine neue Friedensethik. Initiativen wie der Ökumenische Rat der Kirchen oder die internationale Nagelkreuzgemeinschaft von Coventry entstanden und mit der sogenannten „Meissener Erklärung“ verpflichteten sich die Kirche von England und die deutschen Kirchen 1988 zu gegenseitiger Anerkennung und Einheit.
Dabei wurde betont, dass die Nachfolge Jesu mit der Beteiligung an Krieg unvereinbar sei, und es wurden europaweite Netzwerke geschaffen, die sich aktiv für Versöhnung und Gewaltüberwindung engagieren
In der Charta Oecumenica setzen sich 127 europäische Kirchen, darunter auch die Nordkirche, „für ein humanes und soziales Europa ein, in dem die Menschenrechte und Grundrechte des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Toleranz, der Partizipation und der Solidarität zur Geltung kommen.”
Europagottesdienste für Frieden
4. Mai 2025, 11:00 Uhr: St. Pauli Kirche Hamburg. Predigt: Pastor Linards Rozentals aus der lutherischen Kirche in Lettland. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
11. Mai 2025, 10:00 Uhr: Christ-König-Kirche, Hamburg-Lokstedt. Predigt: Pastor Mindaugas Žilinskis aus der lutherischen Kirche in Litauen. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.