Etwa 20 Prozent aller Menschen in der sog. MENA-Region – damit sind der Mittlere Osten und Nordafrika gemeint – kann weder lesen noch schreiben. Allerdings verfügen fast 85 Prozent aller Haushalte über Satellitenfernsehen. Dieser Umstand brachte den britischen Ingenieur und Mitglied einer Baptistengemeinde Terence Ascott im Jahr 1995 auf die Idee, das christliche Satellitenfernsehen SAT7 zu gründen. Ascott hatte in Beirut studiert und dort viele Jahre im Bereich von Medien gearbeitet. Bei der Konferenz der Partner von SAT7 in Limassol/Zypern, an der ich im März teilnahm, erklärte er sinngemäß: „In den letzten zwei Jahrzehnten haben viele Konflikte die MENA-Region überzogen, insbesondere den Irak und Syrien. Aber diese Konflikte und der Extremismus im Namen der Religion haben den tiefen spirituellen Hunger nach unseren Programmen nur noch verstärkt.“ SAT7 ermögliche es der Kirche, Salz und Licht, eine prophetische Stimme in der Gesellschaft zu sein und einen anderen Weg in die Zukunft aufzuzeigen. Dies sei eine Blütezeit für den Dienst von SAT7 und komme zu einer Zeit, in der der politische Islam diskreditiert wurde und die Menschen nach Antworten auf die Unmenschlichkeit von Menschen gegen Menschen suchten. „Wir wollen ein Evangelium der Liebe, des Friedens, der Hoffnung und der Versöhnung verbreiten“, so Ascott.
Es ist klar, dass das Satelliten-Programm nicht nur Christen, sondern auch Muslime erreicht (und erreichen soll) und zur Konversion bewegt. Das Thema Fürsorge für „isolated believers“ wurde bei der Konferenz mehrfach aufgegriffen. Damit waren Zuschauerinnen oder Zuschauer mit muslimischem Hintergrund gemeint, die zum christlichen Glauben konvertiert sind, sich aber öffentlich nicht zeigen können.
Das Programm, das SAT7 mittlerweile 24 Stunden am Tag über drei Satelliten auf Arabisch, Türkisch und Persisch ausstrahlt, entspricht der Vision von Ascott sehr genau. Es gibt den Christen in der Region eine Stimme, bietet Bildung, soziales Engagement, Aufklärung, Beratung und Lebenshilfe und beschäftigt sich mit aktuellen Konflikten und Krisen. Gleichzeitig strahlt es Gottesdienste, Gebetsveranstaltungen, Bibelarbeiten und Vorträge christlicher Theologen aus. Der Frömmigkeitsstil wirkt manchmal evangelikal, oft kommen aber auch Geistliche und Gelehrte der historischen orientalisch-orthodoxen Kirchen zu Wort. Für die Libanesin Rita Al-Mounayer, Direktorin von SAT7, bilden alle Komponenten eine Einheit. „We have a holistic mission“, sagt sie.
Hanna Lehming, Referentin für den Mittleren Osten im Ökumenewerk der Nordkirche