Runder Tisch im Land der Mitte

Die deutsche Delegation zu Besuch in der Chongwenmen Kirche in Pekting.

Die erste Reise nach China nach der Corona-Pandemie für eine Delegation aus Deutschland war für viele Partner*innen dort der erste Kontakt mit Gästen aus Übersee nach jahrelanger Pause. Umso herzlicher war der Empfang in Peking, Nanjing und Shanghai, umso verbindlicher die Versicherung der gegenseitigen Freundschaft und des Wunsches, ab jetzt wieder enger zusammen zu arbeiten und sich öfter zu sehen. Für Oberkirchenrätin Ute Hedrich von der Evang. Kirche Deutschlands (EKD) und Pastor Dr. Eckhard Zemmrich von der Evang. Mission Weltweit (EMW) war es zwar der erste Aufenthalt in der Volksrepublik China, sie wurden allerdings in der Tradition der langjährigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem nationalen chinesischen Christenrat und den evangelischen Dachverbänden in Deutschland als „alte“ Freunde empfangen.

Shanghai Gospel Church Pudong

Unser Besuch öffnete nach drei Jahren Kontaktsperre im Land auch für den Pastor der deutschsprachigen Gemeinde in Peking, Lorenz Bührmann, erstmals die Türen zu den chinesischen Gemeinden und dem Pekinger Christenrat. In der Chongwenmen Kirche war Gottesdienst am Sonntag Abend, den wir mitfeiern konnten, mit ca. 400 Besuchenden sehr gut besucht. Die Hauptpastorin Liu sagte uns aber, dass sich die Zahl der Gottesdienstteilnehmer*innen nach der Pandemie um die Hälfte reduziert habe. Als Hauptgrund nannte sie einen Wegzug in kleinere Städte und aufs Land. Gerade Kleinunternehmer und Angestellte hätten ihre Existenzgrundlage verloren. Bei anderen seien neue Gewohnheiten entstanden: viele Menschen hätten Alternativen zum Gottesdienstbesuch in ihrem privaten Glaubensleben gefunden. Deswegen rufe die Kirche nun alle Mitglieder dazu auf, aktiv Freunde und Verwandte anzusprechen und herzlich zum Sonntagsgottesdienst einzuladen. In der Kirche hingen große Transparente, die auf diese Kampagne aufmerksam machten.

Begegnung mit der Shanghaier Pastorin Flora Tian. Links Isabel Friemann, Ostasienreferentin des ZMÖ, rechts Pastor Dr. Eckhard Zemmrich von der EMW.

In Shanghai konnten wir Pastorin Flora Tian in der Gospel Kirche wiedersehen. Nachdem sie ein Jahr zuvor bei der Vollversammlung des ÖRK in  Karlsruhe Schwarzwälder Kirschtorte genossen hat, verwöhnte sie uns jetzt mit feinem grünen Tee, Mondkuchen und einem exquisiten Abendessen. Ihre Kirche liegt mitten im Bankenviertel der Stadt, direkt neben der Börse. In der Mittagspause bietet Pastorin Tian gezielte Angebote für gestresste Manager an, die bei einer Andacht inne halten und Ruhe finden können. Die Kirche ist den ganzen Tag lang betreut und geöffnet. Der Konsum von Nachrichten über soziale Medien, bei denen kaum noch längere Texte gelesen werden, hat nach Ansicht von Pastorin Tian die Bereitschaft zu regelmäßiger Bibellektüre reduziert. Speziell für junge Menschen schreibt sie deswegen kurze spirituelle Impulse mit Bezug zu aktuellen Themen in den Nachrichten-Chat der Gemeinde. Da Kindergottesdienste seit Einführung der strengeren Religionsgesetze seit 2018 nicht mehr erlaubt ist, sei es besonders wichtig, die Kirche für den Nachwuchs attraktiv zu machen. Die Arbeit mit Ehrenamtlichen, einem speziellen Jugendchor und die Bereitstellung von Räumen für Aktivitäten kleinerer Gruppen, die zusammen essen, beten und singen, trage bereits sichtbare Früchte.

Einladung der Religionsbehörde in Peking .

Es gab keinen Termin, keine Besprechung, die nicht mit einer Einladung zum Mittag- oder Abendessen abgerundet wurde. Die schier unendliche Vielfalt der Speisen und die oft kunstvolle Art sie ästhetisch schön anzurichten, hat die Wertschätzung sehr eindrücklich zum Ausdruck gebracht, die unserer Gruppe entgegen gebracht wurde. So sind wir sehr erfüllt wieder abgereist und freuen uns auf den nächsten Gang. Für das Frühjahr hat sich eine Delegation des Shanghaier Christenrates zum Besuch in Hamburg angekündigt, zu Fischbrötchen und Scholle Finkenwerder.