Einen spannenden Blick nach Estland im Baltikum bot der vergangene Herbstkonvent, der am 07. Oktober im Ökumenewerk der Nordkirche in Hamburg stattfand. Nach einer Begrüßung durch die Vorsitzende des Arbeitsausschusses Christine Radomski stellte sich die neue Europareferentin des ZMÖ Zanda Ohff den Anwesenden mit einer Andacht vor.
Dank der Bemühungen des Arbeitsausschusses, insbesondere durch Henning Halver dank seiner persönlichen Kontakte, konnten wir drei estnische Gesprächspartner*innen der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (EELK) aus unterschiedlichen Kontexten gewinnen, die live aus Estland zugeschaltet waren.
Den Auftakt bildete Katrin Melder, Pröpstin der Diozöse Järva und Mitglied des Konservatoriums ihrer Kirche. Sie führte uns zunächst allgemein in die Gesellschaft und Kultur Estlands ein, bevor sie ausführlich auf die Besonderheiten, Herausforderungen und Chancen der kirchlichen Landschaft in Estland einging und von ihren Erfahrungen aus den Arbeitsbereichen Mission und Jugend erzählte. Die Teilnehmenden des Herbstkonvents interessierte besonders, wie ökumenische Zusammenarbeit vor Ort gestaltet wird und welche Herausforderungen sie mit sich bringt.
Anschließend berichtete Frank Borchers als ausgewanderter Deutscher von seinen Erfahrungen. Er ist Vorsitzender des Kirchengemeinderates der einzigen deutschsprachigen Gemeinde in Estland. Besonders dabei ist, dass es sich nicht um eine Auslandsgemeinde handelt, sondern vielmehr um eine klassische Gemeinde der EELK, die sich insbesondere um die deutschsprachigen Mitglieder kümmert. Er konnte Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zu den Gemeindestrukturen in Deutschland aufzeigen, insbesondere finanzieller und struktureller Art.
Nahtlos anknüpfen konnte Matthias Burghardt, seit 2006 Pastor in dieser Gemeinde und zugleich Ehemann der aktuellen Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes, Anne Burghardt. Direkt aus seinem Gemeindealltag heraus konnte er uns erzählen, wie er als in Deutschland ausgebildeter Theologe und Pastor die pastorale Arbeit wahrnimmt und gestaltet und vor welchen kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen die Kirchengemeinde und das Land Estland steht. Zwischendurch sorgte Aive Bruhn, eine seit vielen Jahren in der Nordkirche lebende Estin, mit estnischen Liedern immer wieder für kurzweilige Unterbrechungen.
Nach dem Mittagessen hörten wir einen lebendigen Vortrag von Tina Balow und Jasmin Schacht. Die beiden Jugendlichen waren Teil einer kirchlichen Begegnungsreise nach Estland, hervorgegangen durch eine Partnerschaft des Kirchenkreises Schleswig Flensburg und der EELK.
Ein Gegenbesuch einer estnischen Jugendgruppe in der Nordkirche,wird hoffentlich bald realisiert werden können. Anschließend gab es genügend Zeit, sich bei Kaffee, Tee und Kuchen mit den beiden jungen Referentinnen auszutauschen und über die vorherigen Themen weiter ins Gespräch zu kommen. Ohnehin konnten wir an diesem Tag feststellen, wie viele Beziehungen und Partnerschaften es zwischen Gemeinden aus der Nordkirche und der EELK gibt. Unser Wunsch ist, diese Beziehungen aufrechtzuerhalten und zu intensivieren, gerade in diesen Zeiten,
Den Abschluss des Konvents bildete ein Bericht des Direktors des ZMÖ, Dr. Christian Wollmann, stellvertretend vorgetragen von Pastor Jörn Möller. Dabei wurde die bevorstehe Namensänderung und insbesondere die Frage, wie mit dem Begriff Mission kritisch umgegangen werden muss, auch bei uns im Missionskonvent, noch einmal kontrovers diskutiert.
Der kommende Frühjahrskonvent wird am Samstag, den 20. April 2024 zum Thema Seemannsmission stattfinden. Der Ort wird zeitnah bekanntgegeben.
Arne Jureczek, Mitglied des Arbeitsausschusses