Partnerschaft mit England: Kirche muss Hoffnung geben für alternative Lebensweise

Eine hochrangige Delegation der Kirche von England und der Evangelischen Kirche in Deutschland war vier Tage lang in der Nordkirche zu Gast: Die sogenannte Meissen-Kommission hat vom 16. bis 19. Oktober in Hamburg sowohl über theologische Themen als auch über die Rolle von Kirche im säkularen Raum diskutiert. Foto: Katja Tobias

Hamburg, 21. Oktober 2025 (ce) – Deutschland und England: Zwei Länder in Westeuropa, verbunden nicht nur durch jahrzehntelange politische, wirtschaftliche und kulturelle Verflechtungen, sondern auch durch enge Beziehungen zwischen Kirchen: Diese leben dank des Engagements vieler Ehrenamtlicher in zahlreichen Gemeindepartnerschaften und in Begegnungen zwischen unserer Landeskirche und Partnerdiözesen der Kirche von England, die das Europareferat im Ökumenewerk koordiniert. Und sie leben auch in Fachkommissionen, in denen auf höchster kirchlicher Ebene gemeinsame Herausforderungen diskutiert werden.

So eine Kommission ist die Meissen-Kommission, die im Oktober in der Nordkirche zu Gast war. Sie wird von zwei Bischöf*innen, die jeweils aus Deutschland und England kommen, gemeinsam geleitet. Aktuell sind dies Bischof Jonathan Gibbs aus der Diözese Rochester und Bischöfin Nora Steen aus dem Sprengel Schleswig und Holstein der Nordkirche.

Bischof Gibbs: Keine zweitklassigen Politiker sein

„Wir haben gemeinsam die Zeit reflektiert, in der wir leben. Den zunehmenden Nationalismus in beiden Ländern. Die Verhärtungen in unseren Gesellschaften. Gerade nach dem Brexit ist es wichtig, zusammenzustehen“, sagte Bischöfin Nora Steen nach dem Treffen. Besonders inspiriert hat sie ein Satz in der Predigt von Bischof Gibbs: Aufgabe von Bischöf*innen sei es, „prophetisch in unsere Kultur und Gesellschaft hineinzusprechen, nicht als zweitklassige Politiker, sondern als diejenigen, die beauftragt wurden, der Welt eine alternative Lebensweise anzubieten – eine, die auf Hoffnung gründet – in Jesus Christus – und nicht auf Angst“.

Europareferentin Zanda Ohff betonte, dass die Kirche in England zwar Staatskirche sei, jedoch in ihrer Gemeindearbeit ausschließlich auf Spenden angewiesen ist. „Die Kirche ist sehr nah an den Menschen vor Ort“, erzählt sie. Eine Kirchenmitgliedschaft gebe es nicht, dennoch sei es ihr Auftrag, für alle Menschen auf dem Gebiet einer Gemeinde da zu sein. „Es beeindruckt mich sehr, wie die Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit und Diversität angenommen werden“, sagt sie.

Die Kirchenleitung der Nordkirche hatte die Mitglieder der Kommission zum Beginn der Konferenz zudem zu einem Empfang in die Räume des Ökumenewerks der Nordkirche eingeladen, der von Mitgliedern des Ausschusses „Kirche von England“ gestaltet wurde. „Gemeinsam mit ehrenamtlichen Engagierten haben wir die Kirchenleitung und die Vertreter*innen der Meissen-Kommission bei uns im Haus begrüßt. Gerade dieses Netzwerk an Ehrenamtlichen in den Gemeinden vor Ort stärkt die Beziehungen und hält sie lebendig“, sagte der Direktor des Ökumenewerks, Dr. Christian Wollmann. Das zeige sich auch in den inspirierenden Begegnungen mit den englischen Partner*innen.

Hintergrund

Die Beziehung zwischen England und Deutschland ist geprägt durch die Erfahrung von zwei Weltkriegen, in denen sich die Länder als Feinde gegenüberstanden. Doch bereits früh knüpfte die Kathedrale von Coventry Kontakte zu Gemeinden in Deutschland und gründete im Rahmen ihrer Versöhnungsarbeit die „Nagelkreuzgemeinschaft“. 1947 wurde die Nikolaikirche in Kiel das erste deutsche Mitglied der Nagelkreuzgemeinschaft. „Versöhnung war viele Jahrzehnte ein beherrschendes Thema der Beziehungen“, erläutert Europareferentin Zanda Ohff. Hier hätte beide Kirchen Mut bewiesen und Hoffnung auf eine Zukunft in Frieden gesät.

Ab 1983 gab es Gespräche zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR und der Kirche von England, die zur „Meißener Erklärung: Auf dem Weg zu sichtbarer Einheit“ von 1988 führten. In dem Papier und der Feststellung werden die Übereinstimmungen der beteiligten Kirchen in Glaube und Lehre herausgearbeitet. Die sogenannte „Meißen-Kommission“, zu der Delegierte der Kirche von England und der EKD gehören, arbeitet theologisch an der Weiterentwicklung der Beziehung.

Informationen zum Hintergrund der Meissener Erklärung von 1991 und den Aufgaben der Meissen-Kommission finden Sie auf der Website der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), siehe hier.