Ökumenewerk der Nordkirche unterzeichnet offenen Brief gegen Gesetzentwurf für Carbon Capture and Storage (CCS)

Hamburg 21.11.2024. Das Ökumenewerk der Nordkirche hat gemeinsam mit 70 weiteren Organisationen einen offenen Brief unterzeichnet, der sich entschieden gegen den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur unterirdischen Speicherung von CO₂, bekannt als Carbon Capture and Storage (CCS), richtet (Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes). Mit diesem Schritt setzt das Ökumenewerk ein starkes Zeichen für Klimagerechtigkeit und gegen eine Technologie, die mit erheblichen Risiken behaftet ist. 

Was ist Carbon Capture and Storage (CCS)? 

CCS steht für die Abscheidung und unterirdische Speicherung von Kohlendioxid (CO₂), das bei industriellen Prozessen entsteht. Geplant ist, das CO₂ an den Quellen – beispielsweise an Raffinerien, Kraftwerken oder Zementfabriken – abzuscheiden, über ein groß angelegtes Netzwerk aus Pipelines oder per Schiff zu Lagerstätten zu transportieren und dort dauerhaft im Untergrund zu speichern.
Der neue Gesetzesentwurf (CCS-Gesetz) der Bundesregierung soll es ermöglichen, großflächig kommerzielle CO₂-Abscheideanlagen zu errichten. Vorgesehen ist der Bau eines rund 5.000 Kilometer langen CO₂-Pipelinenetzes, das unabhängig davon, ob die Emissionen vermeidbar wären, Emittenten den Zugang zur CO2 Lagerung gewährt. Damit entfällt der Anreiz, CO2 zu vermeiden, was die Unterzeichnenden des offenen Briefes stark kritisieren.

CCS birgt ökologische und gesellschaftliche Risiken

Die geplante CO₂-Deponierung wirft erhebliche Fragen auf – sowohl in ökologischer als auch in gesellschaftlicher Hinsicht.
Laut dem Gesetzesentwurf der Bundesregierung gibt es keine Mengenbegrenzung für die Einlagerung von CO₂ unter der Nordsee. Zudem soll die Speicherung in der Nähe oder direkt unter Meeresschutzgebieten erlaubt werden, falls die Kapazitäten an anderen Orten nicht ausreichen. Dies gefährdet sensible Ökosysteme und wirkt entgegen schon bestehender Schutzmaßnahmen, etwa im Weltnaturerbe Wattenmeer, wo der Bau von CO₂-Pipelines damit ermöglicht werden soll.
Des Weiteren bringt CCS unerforschte und unkalkulierbare Risiken mit sich. Dabei sind langfristigen Folgen der großflächigen CO₂-Speicherung bislang kaum erforscht und können auch im Voraus nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Klar ist jedoch, dass die Gefahr Leckagen, seismische Aktivitäten, sowie Verschmutzung von Trinkwasser und Versauerung und Schädigung von Meereslebensräumen besteht.
Der hohe Wasserverbrauch von CCS-Anlagen steht zudem in direkter Konkurrenz zur Trinkwasserversorgung und landwirtschaftlichen Nutzung, was angesichts zunehmender Wasserknappheit ein drängendes Problem darstellt.

Mehr Kosten – wenig Klimaschutz

Das CCS-Gesetz führt, in seinem jetzigen Entwurf, zu einem Anstieg klimaschädlichen Wirtschaftens. Anstatt Emissionen zu reduzieren, schafft es Anreize, weiterhin fossile Brennstoffe zu fördern und zu verbrennen. Besonders die Industrie profitiert: Subventionen und finanzielle Anreize machen das Modell umso profitabler, je mehr CO₂ entsteht. Dies lenkt dringend benötigte Finanzmittel von effektiven und tatsächlichen Klimaschutzmaßnahmen ab.
CCS ist eine der teuersten Technologien zur Reduktion von CO₂-Emissionen. Der Weltklimarat stuft ihre Wirksamkeit als unsicher ein, was auch internationale Studien aus Norwegen zeigen. Während die Allgemeinheit die Kosten trägt, generieren Industrieunternehmen Milliardengewinne.

Reduktion von Emissionen und Ausbau erneuerbarer Energien

Für das Ökumenewerk der Nordkirche ist klar: Der aktuelle Gesetzentwurf trägt nicht zur Lösung der Klimakrise bei. Die Speicherung von CO2 (CCS) muss auf sehr wenige, aktuell nicht-vermeidbare Restemissionen aus der Industrie beschränkt sein. Und dafür braucht es strenge Standards. Diese spiegeln sich im Gesetzentwurf nicht wieder. Vielmehr eröffnet er der Gasbranche ein Weiter-so mit Aussicht auf CO2 Abscheidung. Es braucht echte Veränderungen, wie die konsequente Reduktion von Emissionen, den Ausbau erneuerbarer Energien und einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einem ressourcenschonenden Lebensstil.
Die Unterzeichnung des offenen Briefs ist Teil des Engagements des Ökumenewerks für weltweite Klimagerechtigkeit.
Möglichkeit der Mitzeichnung
Der offene Brief gegen den Gesetzentwurf kann weiter mitgezeichnet werden und ist hier zu finden:

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