Neues aus Papua-Neuguinea

Vom 22. September bis zum 16. Oktober 2023 besuchte Jörg Ostermann-Ohno als Pazifikreferent die Evangelisch-Lutherische Kirche von Papua-Neuguinea (ELCPNG). Er berichtet hier von seinen Erfahrungen auf dieser Dienstreise.

Empfang im Lutheran Highlands College Banz, Papua-Neuguinea

Am Anfang meiner Reise stand zunächst eine Enttäuschung: mein zweifach beantragtes elektronisches Visum für PNG, wie Papua-Neuguinea in Kennerkreisen meist liebevoll abgekürzt wird, fand nicht mehr rechtzeitig den Weg in mein elektronisches Postfach. Einen Tag vor der ursprünglich geplanten Abreise musste ich meine Flüge um eine Woche verschieben. Zum Glück war der dritte Anlauf dann erfolgreich, und so erreichte ich schließlich am 7. Oktober mein Ziel: die Kirchenzentrale Ampo in Lae, die Hauptstadt der Morobe-Provinz. Zwei Nachtflüge lagen da bereits hinter und gut drei spannende Wochen in PNG noch vor mir.

Erdrutsche und weggespülte Straßen oder Brücken nach den Regenfällen in Papua-Neuguinea im Oktober 2023.

Dieses Mal brachte die Regenzeit das, was ihr Name ja vermuten lässt: reichlich Niederschlag. Litt das Land ein Jahr zuvor noch an Dürre und anhaltender Trockenheit, so war davon in diesem Jahr nichts zu spüren. Die „Rainy Season“ brachte ergiebigen, dauerhaften Starkregen, der nahezu pausenlos über mehrere Tage und Nächte anhielt. Es war so viel davon, dass die Regenmassen vielerorts große Probleme verursachten und die ohnehin fragile Infrastruktur Schaden nahm. Erdrutsche und weggespülte Straßen oder Brücken waren die Folge. Das hat durchaus dramatische Folgen für die Menschen in der Region, da die wenigen Straßen Lebensadern sind, über die Menschen aus dem Hinterland ihre Gartenerzeugnisse zum Verkauf auf regionalen Märkten transportieren können.

Straßenmarkt in Banz, Papua-Neuguinea

Am Anfang meines Besuchs standen die alljährlichen Gespräche der Vertreter der internationalen Missionspartner mit der Kirchenleitung der ELCPNG. Das „Partner’s  Forum“ dient dem gegenseitigen Informationsaustausch und den Berichten der beteiligten internationalen Partner, die Lutherischen Kirchen in Australien, den Philippinen, den USA und Deutschland.Es wurden Themen diskutiert, die besonders die gastgebende Kirche beschäftigten. Sie hatte ihre Agenda thematisch unter das biblische Wort aus Mt. 5,13-14 gestellt: „Ihr seid das Salz der Erde…Ihr seid das Licht der Welt.“ Die ELCPNG muss sich großen Herausforderungen stellen in Zeiten, die nicht nur viel Licht, sondern auch viel Schatten mit sich bringen.

Menschen in der Gemeinde Birop, Mendi District

Papua-Neuguinea steht vor gewaltigen Aufgaben. So wird sich das Bevölkerungswachstum weiter verstärken. Lebten vor 30 Jahren noch gut drei Millionen Menschen im Land, sind es heute bereits 10,5 Millionen. Prognosen gehen davon aus, dass die Bevölkerungszahl bis 2050 auf 25 Millionen anwachsen könnte. Dabei liegt der Anteil der Menschen unter 15 Jahren derzeit bei ca. 34 %. Das Problem dabei ist die Verteilung von Land und der Zugang zu den knappen Beschäftigungsmöglichkeiten. Schon jetzt gibt es eine große Zahl junger Menschen mit und ohne Ausbildung, die kaum eine Chance auf einen angemessenen Arbeitsplatz haben, von dem sie leben könnten. Mit all den bunten Verlockungen einer globalisierten Welt vor Augen, die gerade die jungen Menschen über ihre Smartphones erreichen, fällt es ihnen schwer, sich mit dem eher kärglichen Leben in ihren Heimatdörfern zufrieden zu geben. Dem Staat gelingt es jedoch kaum, ihnen eine Chance auf ein vermeintlich modernes Leben zu bieten. Die Zerrissenheit zwischen beiden Welten, die kaum miteinander vereinbar sind, und die unerfüllten Zukunftserwartungen erzeugen Frustration, die sich oft auch in Aggressionen entlädt. Die hohe Kriminalitätsrate gerade in den Städten ist eine Folge davon.

Im Haus Kuk (eine Hütte zum Kochen und Essen) in Birop Parish,

Weiter führte mich meine Reise ins Hochland an die Kirchlichen Colleges in Banz und Ogelbeng sowie in Gemeinden im Mendi-District. Der kleine Ort Ialibu, Sitz des gleichnamigen Kirchenkreises, wird in Kürze Schauplatz eines wichtigen Ereignisses, auf das die ELCPNG sich bereits seit Monaten intensiv vorbereitet: die Wahlsynode im Januar 2024. Für den ausrichtenden Kirchenkreis ist dies eine große logistische Herausforderung; alle Unterkünfte und eine ausreichend große Versammlungshalle sowie die Infrastruktur für Tausende Besucher müssen neu errichtet werden. Viele Spenden kommen zwar aus den Gemeinden der ELCPNG, aber auch aus der Politik, was einer politischen Einflussnahme Tür und Tor öffnet. Denn auf der kommenden Synode wird über den zukünftigen Bischof entschieden. Ob der jetzige Bischof Jack Urame sein Amt weiter wird ausüben können oder ob der Gegenkandidat aus Finschhafen gewählt wird, ist derzeit offen. Sicher ist wohl nur, dass damit eine Richtungsentscheidung ansteht. Als Partner sehen wir dieser Wahl mit großer Spannung entgegen.

Insgesamt schaue ich dankbar auf viele gute Begegnungen während meiner Reise zurück, aber auch mit Sorge im Blick auf die großen sozialen, ökonomischen und ökologischen Probleme, mit denen unsere Partner in PNG umgehen müssen. Unsere Solidarität wird weiter gebraucht und geschätzt.