Neuer Erzbischof in Lettland – Kirche fühlt Bedrohung und hofft auf Frieden

In der Lettischen Evangelisch-Lutherischen Kirche Weltweit (LELKW) ist Ende April 2025 ein neuer Erzbischof eingeführt worden: Kārlis Žols.

Riga/Hamburg, 5. Mai 2025 (ce) – In der Lettischen Evangelisch-Lutherischen Kirche Weltweit (LELKW) ist Ende April ein neuer Erzbischof eingeführt worden: Kārlis Žols. Er folgt auf Erzbischöfin Lauma Zušēvica. Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche und Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, wirkte durch Worte und Handlungen an der Einführung des Erzbischofs und auch Entpflichtung der scheidenden Erzbischöfin mit. Christian Wollmann, Direktor des Ökumenewerks, und Europareferentin Zanda Ohff gehörten ebenfalls zu den Gästen der feierlichen Zeremonie.

Unter den ökumenischen Gästen trafen wir bei der Einführung auch unser Vorstandsmitglied Leslie Nathaniel. Er hat am Vormittag desselben Tages die Pastorin der LELKW Elīza Zikmane in ihrem Amt als Gemeindepastorin der anglikanischen St. Savior’s Gemeinde in Riga bestätigt.

Die Pressemitteilung der Pressestelle der Nordkirche dazu finden Sie hier.

Hintergrund: Kleine Kirche mit politischer Entstehungsgeschichte

Die Lettische Kirche Weltweit ist klein und hat eine bewegte Entstehungsgeschichte: Die deutsche Armee hatte im Zweiten Weltkrieg den Erzbischof der Kirche, Teodors Grīnbergs, in ein Flüchtlingslager verschleppt. Um ihn herum gründete sich damals die ‚Lettische Evangelisch-Lutherische Kirche im Exil‘. Verschleppte und Geflüchtete gründeten Gemeinden nicht nur in Deutschland, sondern auf allen Kontinenten – vor allem in den USA und Kanada. Als Lettland 1991 unabhängig wurde, benannte sich die Kirche in ‚Lettische Evangelisch-Lutherische Kirche im Ausland‘ um. 

Erst 2016 wurde eine erste Propstei in Lettland selber gegründet, der heute acht Gemeinden und vier Gemeindegründungen angehören. Heute hat die Kirche rund 25.000 Mitglieder und ist in vielen ökumenischen Bündnissen aktiv. 

Die Kirche gründete sich nach dem Zweiten Weltkrieg in einem deutschen Flüchtlingslager und ist heute auf allen Kontinenten vertreten. In Lettland selber gibt es eine Propstei. Diese Vielfalt und die internationalen Beziehungen zeigten sich auch beim Blick auf die anwesenden Gäste bei der Feier. „Salz und Licht ist diese Kirche in Lettland und überall dort, wo sie in der Welt vertreten ist, offensichtlich nicht durch Masse und Finanzkraft. Sie ist es meines Erachtens durch ihre Offenheit und Zugewandtheit, ihre Mitmenschlichkeit“, sagte Christian Wollmann.

Vielfalt und unterschiedliche Perspektiven prägen auch das Leben dieser Kirche: „Mich hat der Satz der scheidenden Erzbischöfin Lauma Zusevica nachdenklich gemacht: Sie sprach von der Erfahrung ihrer Kirche, eine Gemeinschaft zu bilden, ohne dass alle immer einer Meinung sind“, erzählt Europareferentin Zanda Ohff. „Die Kunst im Gespräch zu bleiben, die unterschiedlichen Auffassungen zuzulassen und auszuhalten, das müssen auch wir in unserer Zeit und unserem Kontext üben.“

Die Bedrohung durch den Krieg in der Nachbarschaft wurde in allen Gesprächen mit den Menschen in Lettland deutlich. Die meisten hätten bereits eine Entscheidung für den Fall eines Angriffs durch Russland getroffen, beobachtete Zanda Ohff. Wer sich entschieden habe, in Lettland zu bleiben, bereite sich bewusst vor: Die Männer seien zur Verteidigung des Landes bereit, es würden Strategien für die verschiedenen Szenarien ausgearbeitet, um im Fall des Angriffs Menschen und wichtige Infrastruktur zu schützen. Gleichzeitig hofften alle auf Frieden in ihrem eigenen und in den Nachbarländern. „Die Solidarität mit der Ukraine ist uneingeschränkt“, berichtete Zanda Ohff weiter.