LWB-Arbeitsgruppe in Amman/Jordanien


v.l.n.r.: Prof. Dr. Esther Menn, (Rivka Schunk, LWB), Dr. Munther Isaac, Steinar Ins, Hanna Lehming, Prof. Dr Jerzy Sojka, Dr. Andreas Wöhle, (Pastor Imad Haddad, Dr. Sivin Kit, LWB), Dr. Jerónimo Granados (nicht im Bild: Task Force Mitglied Ebisse Gudeta Abdissa); Foto: LWF/Sivin Kit.

Jahrhundertelang war Polen(-Litauen) das größte und wichtigste Zentrum jüdischer Kultur in Europa und bis 1939 Heimat von fast 3,5 Millionen Jüdinnen und Juden. Weniger als 500.000 von ihnen überlebten den Völkermord der Nazis. „Spuren dieser jüdischen Präsenz sind bis heute tief verwurzelt“, sagt der polnische Professor Dr. Jerzy Sojka, „sie prägen weiterhin die Identität des Ortes und das Bewusstsein der Menschen in Polen.“

Sojka ist wie ich Mitglied einer Arbeitsgruppe des Lutherischen Weltbunds (LWB), dessen Vollversammlung im September 2023 in Krakau stattfinden wird. Nur 60 Kilometer westlich der Stadt liegt die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau. Angesichts des Tagungsortes will der LWB den Delegierten zur Vollversammlung ein Arbeitsdokument zum christlich-jüdischen Verhältnis zur Verfügung stellen.

Um dieses zu erarbeiten wurden acht Personen aus fünf Kontinenten berufen. Nach zahlreichen Zoom-Sitzungen trafen sich die Mitglieder Ende März zum ersten Mal präsentisch in Amman/Jordanien, um für Delegierte aus der ganzen Welt ein informatives und gleichzeitig verständliches Dokument zu verfassen. Keine leichte Aufgabe, bedenkt man auch den sehr unterschiedlichen Kontext. Während es in den USA, wo nach Israel die größte jüdische Gemeinschaft lebt, eine lange Tradition christlich-jüdischer Begegnung gibt, begegnet man z. B. unter indischen Lutheranern und in Lateinamerika ausgeprägtem Antisemitismus. Wieder anders ist die Situation in Palästina, wo der Nahostkonflikt christlich-jüdische Begegnungen stark belastet.

Wenn es trotzdem gelungen ist, vier Tage lang intensiv und konstruktiv miteinander zu arbeiten, dann ist das vor allem der exzellenten Zusammensetzung der sog. Task Force zu verdanken. Jerzy Sojka schrieb anschließend auf Facebook: „Amazing time in Amman, amazing group of incredibly talented people capable to discuss really difficult things.” Die Arbeit geht jetzt weiter. Im September soll der erste Entwurf des Dokuments fertig sein.

Hanna Lehming, Beauftragte der Nordkirche für den christlich-jüdischen Dialog