
Hamburg/Hannover 5. Mai 2025 (ce) – „Christinnen und Christen vertreten Werte wie Solidarität und Nächstenliebe, die 2.000 Jahre alt sind“, sagte Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck sowie Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, beim Kirchentag. Deswegen sei das Christentum auch eine „öffentliche Angelegenheit“.
Diesen Apell haben tausende Menschen, die den Kirchentag in Hannover vom 30. April bis zum 4. Mai besucht haben, angenommen: Sie diskutierten über Klimagerechtigkeit, Migration oder den Weg zu einer interkulturellen Kirche. An vielen Angeboten, Podien und Informationsständen waren Referent*innen aus dem Ökumenewerk beteiligt. Denn: Gerechtigkeit, Solidarität, Vielfalt und Klimaschutz werden in den Referaten des Werkes bearbeitet.
Herausforderung Klimakrise: Perspektiven aus dem globalen Süden
Eine große Chance ist es auch immer, Menschen mit ihren Perspektiven und Ideen aus anderen Kontexten kennenzulernen. So waren beim Podium „When Home becomes inhabitable“ (übersetzt: „Wenn die Heimat unbewohnbar wird“) Hamira Kobusingye, Gründerin von „Climate Justice Africa“ aus Uganda, Isaiah Toroitich, Head of Global Advocacy beim Lutherischen Weltbund in Genf und Dr. Joseph Mithika Mwenda, Executive Director der Organisation „Pan African Climate Justice“ vertreten. Auch Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und der Umweltminister Schleswig-Holsteins, Tobias Goldschmidt, saßen auf dem Podium.
Kathy Braun, Referentin für Flucht und Menschenrechte im Ökumenewerk, hat die Veranstaltung organisiert. „Der Zusammenhang von Klimakrise, Perspektivlosigkeit, Konflikt und Vertreibung ist den meisten Menschen nicht bewusst“, berichtet sie im Anschluss. Besonders inspirierend waren für sie die Beiträge von Hamira Kobusingye und Mithika Mwenda: „Sie haben sehr deutlich gemacht, dass Flucht als Klimawandelfolge nicht losgelöst betrachtet werden kann von Klimagerechtigkeit. Der globale Norden ist maßgeblich verantwortlich für die Klimakrise, er muss dafür sorgen, dass Menschen in Würde bleiben können aber auch geschützt und in Würde migrieren können, um ihr Überleben zu sichern.“
Mit Minister Tobias Goldschmidt war auch eine Perspektive aus Norddeutschland dabei: „Er hat zum Beispiel über die Halligen gesprochen. Auch diese Inseln sind vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht. Aber sie haben ganz andere Möglichkeiten, sich an den Klimawandel anzupassen und mit Schäden und irreversiblen Verlusten umzugehen“, erzählt Kathy Braun.

Sie hofft, mit solchen Diskursen und Veranstaltungen zu einer sachlichen Diskussionsgrundlage und Aufklärung beizutragen.
Zusammenleben in unserer Gesellschaft

Gegen Rassismus und Ausgrenzung: Auch diese Themen haben die Menschen beim Kirchentag bewegt. Für Gespräche stand unter anderem die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, Dietlind Jochims, am Stand der Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche. Pastorin Jochims ist Referentin im Ökumenewerk und auch Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft.
Nicolas Moumouni, Referent für Interkulturelle Kirchenentwicklung, hatte an einem Barcamp zu diesem Thema teilgenommen: „Cross+Culture – Kirche-Sein mit Geschwistern aus aller Welt“. Die Teilnehmenden haben ihre Ideen auf dem Weg zu einer interkulturellen Kirche diskutiert und Projekte und Modelle von Christ*innen aus internationalen Gemeinden kennengelernt.
„Wir stellten den Prozess der interkulturellen Kirchenentwicklung in der Nordkirche vor“, berichtet Nicolas Moumouni. In Gesprächen mit Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland bis hin nach England wurde deutlich, welche Herausforderungen vor Ort bestehen, welche Lösungsansätze es gibt und was sich Menschen konkret von ihrer Kirche wünschen. „Diese Perspektiven waren für uns besonders wertvoll.“
Auch über das Barcamp hinaus hat das Team des Referates zahlreiche Veranstaltungen und Podien besucht, denn es ging an vielen Stellen um die Themen Migration, Rassismus und Vielfalt sowie Strukturwandel. „Mit vielen neuen Einsichten, Anregungen und Kontakten kehren wir nun zurück nach Hamburg – inspiriert und motiviert, die nächsten Schritte zu gehen“, sagt er.