Gerade erschienen: Broschüre „Rechte der Indigenen in den Philippinen“
Allgemeines

Die indigene Bevölkerung ist über das gesamte Gebiet des Landes und seine tausenden Inseln verteilt. Manche Gemeinschaften leben in noch sehr ursprünglicher Form, meistens in landschaftlich schwer zugänglichen Regionen; andere sind stärker an die Mehrheitsgesellschaft angepasst und unterscheiden sich in ihrem Lebensstil nur noch durch ihre Trachten und Feste, die sie zu besonderen Gelegenheiten in ihren Gemeinschaften miteinander feiern. Neben den Indigenen auf dem Land, existieren Seenomaden, die in herumziehenden Gemeinschaften auf Schiffen leben. Sie verlagern ihre Aufenthaltsorte zusätzlich zwischen den Philippinen und Malaysia.
Mindanao: Moro und Lumad
Mehr als die Hälfte aller Indigenen lebt auf der Insel Mindanao im Süden der Philippinen. Im Gegensatz zum Rest des Landes, war Mindanao nicht Teil der 333 Jahre währenden spanischen Kolonialherrschaft (1565 – 1898). Zwei Arten von Indigenen gibt es: Vorwiegend in Küstenregionen lebende muslimische Gemeinschaften, genannt Moro, und nicht-muslimische Gemeinschaften, die mehr im Landesinneren angesiedelt sind, und sich selbst kollektiv als Lumad = Ureinwohner bezeichnen. Die Lumad verstehen sich als besonders stolze, widerständige Gemeinschaften, denen es gelungen ist, ihre eigene Lebensart und Unabhängigkeit erfolgreich gegen Invasoren, Siedlungspolitik und Fremdeinwirkung jeder Art zu verteidigen.
Ihre Geschichte wird in diesem Animationsfilm„ The Lumad´s Story“ einprägsam zusammengefasst:
Rechtliche Situation
Das IPRA (Gesetz über die Rechte indigener Völker) wurde 1997 verabschiedet, um die Rechte der indigenen Bevölkerung und ihrer angestammten Gebiete zu schützen. Das Gesetz untermauert die in der philippinischen Verfassung von 1987 verankerten Rechte der indigenen Bevölkerungsgruppen. Es sieht vor, dass indigene kulturelle Gemeinschaften (ICC / Indigenous Cultural Communities) und indigene Völker (IP / Indigenous Peoples) eine entscheidende Rolle bei allen Aktivitäten spielen, die mit der Identifizierung und Abgrenzung der angestammten Gebiete zusammenhängen. Nach dem indigenen Eigentumsbegriff sind angestammte Gebiete privates, aber gemeinschaftliches Eigentum der ICC/IP, das allen Generationen gehört und daher nicht verkauft, veräußert oder zerstört werden kann. Dies gilt auch für nachhaltige traditionelle Ressourcenrechte.
Das IPRA garantiert zum Beispiel (a) das Eigentumsrecht an Land, Gewässern (die traditionell und tatsächlich von ihnen genutzt werden), heiligen Stätten, traditionellen Jagd- und Fischereigründen und an darauf errichteten Bauten; (b) das Recht auf Erschließung von Land und natürlichen Ressourcen, vorbehaltlich bereits bestehender Eigentumsrechte innerhalb der angestammten Gebiete; (c) das Bleiberecht in ihren Gebieten, es sei denn, sie haben in Kenntnis der Sachlage ihre FPIC erteilt, und vorbehaltlich der Enteignungsbefugnis der Philippinen; (d) das Recht, in geeignete Gebiete umgesiedelt zu werden, falls sie durch Naturkatastrophen vertrieben werden; (e) das Recht, die Einreise von Migrant:innen zu regeln; (f) das Recht auf sichere und saubere Luft und Wasser; (g) das Recht, Teile von Reservaten zu beanspruchen; und (h) das Recht, Landkonflikte in Übereinstimmung mit dem Gewohnheitsrecht des Gebiets zu lösen, in dem sich das Land befindet. ICC und IP, die ein angestammtes Land besitzen, das durch einen Nachweis über den Besitz des Ahnenlandes (CADT / Certificate of Ancestral Domain Title) abgesichert ist, sind verantwortlich für die Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts durch den Schutz der Flora und Fauna, der Wassereinzugsgebiete und anderer Reservate.22 Das Gesetz wird als sehr fortschrittlich im Schutz der indigenen Rechte angesehen, während seine Umsetzung problematisch bleibt.
Quelle: Rechte der Indigenen in den Philippinen, philippinenbüro e.V. und Ökumenewerk der Nordkirche, 2024