Im Gespräch: Pastorin Anne Freudenberg

Hat sich Ihre faktische Arbeit unter Corona-Bedingungen verändert, wenn ja, wie?

Als die Corona-Pandemie in Deutschland begann, waren viele Kirchengemeinden nordkirchenweit gerade dabei, Gottesdienste zum Sonntag Judika vorzubereiten – zum Thema Gerechtigkeit und Welthandel. An über 100 Orten in der Nordkirche waren Gottesdienste geplant. Das konnte so in der Form nicht stattfinden. Kurzfristig haben wir einen Gottesdienst per Video mit den Kolleg*innen in der Christuskirche gestaltet, inhaltlich mit Botschaften und Fürbittenanliegen aus den Partnerkirchen. Das war eine gute Erfahrung.
Unter den Corona-Bedingungen ist langfristiges Planen nicht mehr möglich: Unsere Englandreise, die als Höhepunkt unserer Fortbildungsreise geplant war, mussten wir absagen. Die ÖRK Vollversammlung in Karlsruhe wurde auf 2022 verschoben. Vieles muss kurzfristig geplant und entschieden werden. Treffen, Veranstaltungen finden nun als Videokonferenzen statt.

Was nehmen Sie aus dieser Krise mit?

Diese Krise macht deutlich, dass wir den Einsatz für weltweite Gerechtigkeit nicht aus den Augen verlieren dürfen. Gerade jetzt, wo die Wirtschaftskraft überall einbricht und Menschen um ihre Existenzen bangen – hier wie in den Ländern des globalen Südens – sollten wir innehalten und sehen, dass unsere weltweiten ökonomischen Beziehungen ethische und gerechte Regeln brauchen, die für alle Menschen gelten. Insofern ist es z.B. wichtig, die Initiative Lieferkettengesetz zu unterstützen und sich weiter für gerechte Verhältnisse weltweit zu engagieren.

Gibt es ein neues oder verändertes „Wir-Gefühl“ im globalen Kirche-sein?

Diese Krise kann eine Chance für das „Wir-Gefühl“ sein, denn die Corona-Pandemie zeigt deutlich wie wir weltweit aufeinander angewiesen sind. 1. Korinther 12, 26 nimmt das in dem Bild vom Leib Christi auf: „Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. “Jetzt kommt es darauf an, miteinander zu teilen und gemeinsame Visionen zu entwickeln wie „ein Leben in Fülle für alle“ (Joh 10,10) möglich ist.