Gedanken zur Zeit im Oktober: Vom Wind der Veränderung bewegt

Wir leben in bewegten und auch bewegenden Zeiten. So Vieles wandelt sich, ist im Fluss, verändert sich. Das sehen wir deutlich, wenn wir auf die politische Landschaft in unserem Land nach den jüngsten Wahlen schauen. Viele alte Gewissheiten scheinen derzeit ins Wanken zu geraten. Was bleibt, ist eine wachsende Ungewissheit im Blick auf Gegenwart und Zukunft. Veränderung ist die einzige Konstante, die es noch zu geben scheint. Auch hier im Ökumenewerk, das nun nicht mehr ZMÖ oder gar NMZ heißt. Die Neugründung ist der Versuch, eine konstruktive und zukunftssichere Antwort auf die Veränderungen zu finden, die wir auch in der kirchlich-ökumenischen Landschaft vorfinden. Manche Partner sind in einer tiefen Krise, wie z.B. die Lutherischen Kirchen in der Republik Kongo oder in Indien. Neue Partner kommen hinzu und damit auch neue Themen und neue Aufgaben. Das alles vor dem Hintergrund von Mitgliederschwund und sinkenden Ressourcen in unserer Kirche.

Äußerlich hat sich vielleicht wenig verändert im Agathe-Lasch-Weg 16. Doch das Ökumenewerk heute sieht ganz anders aus als noch das ZMÖ vor 10 oder gar das NMZ vor 20 Jahren. Neue Adressen sind hinzugekommen. Wer schon ein paar Jahre zurückblicken kann, wird feststellen: Alles ist in Bewegung. Alles hat seine Zeit.

So vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar
Dass nichts bleibt, dass nichts bleibt wie es war

So singt Hannes Wader in seinem altbekannten Song. Nichts bleibt, wie es war. Aus Raider wurde Twix – sonst ändert sich nix, so hieß es zwar noch 1991 in der Werbung. Aus heutiger Sicht muss man erwidern: doch, es ändert sich viel. Schon der Philosoph Heraklit wusste: Alles fließt. Die einzige Konstante im Universum ist Veränderung.

Veränderung ist nicht per se gut oder schlecht. Es können sich Dinge zum Besseren verändern oder auch zum Schlechteren. Das ist ja oft Ansichtssache. Manchmal wird Veränderung ersehnt, erhofft, erwünscht. Manchmal auch erkämpft und errungen. Denken wir nur an die friedliche Revolution 1989. Oder an politische Zeitenwenden, an den Ausstieg aus der Atomkraft oder das Ende der Wehrpflicht.

Manchmal werden uns Veränderungen aufgezwungen. Der Überfall Russlands auf die Ukraine stellt uns vor Herausforderungen und Fragen, die alte Gewissheiten erschüttern und die unbequem sind. Der Gaza-Krieg und unsere Haltung dazu ist höchst kontrovers. Auch das hat Auswirkungen auf unsere Beziehungen zu Partnern in der gesamten weltweiten Ökumene.

Manche Veränderungen sind anstrengend, manchmal auch eine Zumutung. Die Umwälzungen, die unser Land derzeit erlebt, machen vielen Menschen Sorge. Hab es selbst so gewollt, singt Hannes Wader. Das trifft wohl nicht immer, nicht auf jeden und nicht auf alles zu. Die Klimakrise bringt Veränderungen mit sich, die unbequem und bedrohlich sind und die niemand wollen kann. Unsere Gesellschaft wird diverser und immer komplexer. Manche Menschen hierzulande scheint das zu überfordern. Fake-News und Online-Hetze sorgen für Verunsicherung und Spaltung. Zunehmend weht uns der Wind der Veränderung ins Gesicht.

Da ist es gut und hilfreich, dass wir in unserer Glaubenstradition einen Schatz an Hoffnung haben, aus dem wir neue Zuversicht gewinnen können. Mit der Trotzkraft unseres Glaubens können wir an der Hoffnung festhalten, dass eine andere Welt nicht nur nötig, sondern auch möglich ist.

Wenn der Wind der Veränderung weht,
bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.

In unserer ökumenischen Arbeit stehen wir gemeinsam auf der Seite derer, die Windmühlen bauen und den Wind der Veränderung konstruktiv aufnehmen: Gottes Geist in unserer Mitte, Jesu Werk in unseren Händen. Das macht mir Mut und Lust auf Veränderung getreu unserem Leitsatz: Miteinander für globale Gerechtigkeit.


Jörg Ostermann-Ohno, Referent für Papua-Neuguinea / Pazifik und Indien