Unsere indische Partnerkirche im südlichen Teil des Bundesstaats Orissa sieht sich seit Jahren mit einer sich auswachsenden Leitungs- und Strukturkrise konfrontiert. Innere und äußere Konflikte drohen die Kirche zu zerreißen. Die Bemühungen, unserer Partnerkirche mit Konsultationen, Beratungs- und Mediationsangeboten hilfreich zur Seite zu stehen und auch die Schmerzpunkte unserer gemeinsamen kirchlichen Beziehung zu beheben, müssen leider als gescheitert betrachtet werden. Dabei ist die Jeypore-Kirche in ihren Gemeinden und Kirchenkreisen eine überaus dynamische und ressourcenreiche Kirche. Die Gemeinden haben Zulauf, die lebendigen Gottesdienste sind oft so gut besucht, dass zwei hintereinander angeboten werden, an vielen Orten werden neue und häufig auch sehr imposante Kirchengebäude errichtet, ohne dass dafür Spenden und Zuwendungen aus Deutschland fließen.
Daher ist es jetzt wichtig, die zukünftige Ausrichtung der Partnerschaftsbeziehung der Nordkirche mit der Evangelisch-Lutherischen Jeypore-Kirche (JELC) kritisch zu prüfen. Die Stärke und der Reichtum dieser Kirche liegen ganz offensichtlich in ihrer Basis mit ihren mehr als 200.000 Mitgliedern. Wir glauben und hoffen, dass von hier die notwendigen Impulse und Ansätze für Reformen kommen könnten, die der Kirche insgesamt aus ihrer Situation heraushelfen könnten.
Daher liegt das Hauptaugenmerk des Indienreferates seit einiger Zeit vor allem auf der Stärkung des hauptamtlichen Personals und der Ehrenamtlichen in den Gemeinden und Kirchenkreisen der JELC. Vor diesem Hintergrund hat unsere ökumenische Mitarbeiterin Pastorin Anupama Hial zusammen mit unserem Indienreferenten eine 5-tägige Workshop-Reihe organisiert, die beide während ihrer Dienstreise im Februar in Jeypore anbieten konnten.
An jeweils einem Tag wurden unterschiedliche Zielgruppen aus den Gemeinden und Kirchenkreisen der Jeypore-Kirche zu einem Workshop in Jeypore eingeladen, um einen Raum für Begegnung und Diskussion über die Gegenwart und Zukunft der Kirche eröffnen. Jeweils 100 Menschen kamen zusammen, um über ihre Vorstellungen christlicher Leitungsmodelle („Christian Leadership“) zu diskutieren. Für jede der Zielgruppen in Leitungspositionen – Pastor*innen, Frauen, Jugend, ehrenamtlich Leitende, Älteste – stand ein*e Referent*in für Input und Moderation von Seiten der Vereinten Lutherischen Kirche in Indien bzw. vom Nationalen Kirchenrat in Indien bereit.
So kam es an allen Tagen zu sehr angeregten Diskussionen und Austausch zwischen den unterschiedlichen Akteuren, die nur sehr selten diese Gelegenheit haben, sich auf einer gesamtkirchlichen Ebene zu begegnen. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren überaus positiv. Diese Art der Motivation und Stärkung der Haupt- und Ehrenamtlichen an der Basis der Jeypore-Kirche ist sehr vielversprechend und motivierend.
Sehr deutlich wurde der Wunsch nach weiteren Workshops und Trainings in Bereichen wie Leitung, Gottesdienst, Predigt, Seelsorge geäußert. Diesem Wunsch möchten wir nach dieser gelungenen Auftakt-Reihe auch in Zukunft gerne durch Beratungen und aktive Unterstützung bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen nachkommen.
Jörg Ostermann-Ohno, Referent für Indien und Papua-Neuguinea