
Die Osterbotschaft aus Psalm 116 – „Du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen“ – trifft mitten ins Herz: Ostern bedeutet, dass Jesu Auferstehung auch unsere eigene Hoffnung auf neues Leben ist. Doch wie Maria Magdalena am leeren Grab erleben wir oft selbst Dunkelheit, Trauer und Hoffnungslosigkeit. Ihre Augen sind voller Tränen, ihre Seele gefangen in Schmerz – so wie es auch uns manchmal geht, wenn das Leben schwer wird.
Erst als Jesus sie bei ihrem Namen ruft, erkennt Maria ihn – ein einziges Wort genügt, um Licht in ihre Dunkelheit zu bringen. Diese Begegnung zeigt: Gott sucht uns gerade in unseren tiefsten Krisen und spricht uns persönlich an. Auch wenn wir ihn nicht immer gleich erkennen, ist er da und ruft uns heraus aus der Hoffnungslosigkeit.
Maria will Jesus festhalten, doch er fordert sie auf, loszulassen und die Osterbotschaft weiterzugeben. Fra Angelico hat diese Szene um 1440 auf einem Fresco gemalt, das sich in einer Zelle des Klosters von San Marco (Florenz) befindet. Das berühmte Bild von Fra Angelico zeigt den Moment, in dem Jesus sagt: Halte mich nicht fest. Lass mich los.
In der Hand-Geste Jesu lässt sich die Abwehr erkennen, und doch ist es eine zarte, sanfte Geste. Wie eine Segensgeste sieht es aus. Seine Hand über ihrer. Es sieht fast so aus, als ob er ihr mit dieser Geste etwas in ihre ausgestreckte Hand hineinlegt. Einen Auftrag. Jesus beauftragt sie, die gute Nachricht an die anderen Jünger weiterzugeben, und so wird sie zur ersten Zeugin der Auferstehung. Die Apostelin der Apostel.
Ich finde es wunderschön, wie der Maler die Verwandlung dargestellt hat, die mit Maria vor sich gegangen ist. Die dunkle Höhle des Grabes liegt hinter ihr. Ihr Blick ist klar und nach vorn gerichtet, auf ihrem Gesicht, ihrer Brust, ihren Armen liegt Licht. Jesus wendet sich bereits zum Gehen, so hat es Fra Angelico dargestellt. Er trägt eine Hacke über der Schulter, die mich an die Handhacke (Jembe) erinnert, die ich in Tansania schon oft gesehen habe, wenn Menschen damit aufs Feld gehen. Jesus geht Maria voraus und bereitet, so scheint es mir, das Feld schon einmal vor, auf das er sie geschickt hat. Sie wird ihren Auftrag nicht allein erfüllen.
Deswegen: Das Licht der Auferstehung bleibt nicht im Grab, sondern strahlt in die Welt hinaus. So wie Maria sind auch wir eingeladen, uns von Christus ins Leben rufen zu lassen – und diese Hoffnung mit anderen zu teilen. In aller Dunkelheit bleibt die Zusage: Gott kennt unseren Namen und führt uns ins Licht.
Pastorin Katharina Davis, Afirkareferentin im Ökumenewerk