Die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche stellt sich vor

Die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche Pastorin Dietlind Jochims (re.) und die Referentin für Flucht und Menschenrechtsfragen Dr. Katherine Braun.

„Gib Rat, schaffe Recht, verbirg die Gejagten und verrate die Flüchtlinge nicht“ (Jesaja 16,3)

Für diese biblische Kurzfassung unseres Auftrags steht ich als Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche. Seit 2014 arbeite ich als Pastorin in dieser Funktion, seit 2020 verstärkt durch Katherine Braun als Referentin. Mitgetragen wird die Arbeit mit Geflüchteten außerdem durch die Flüchtlingsbeauftragten in den Kirchenkreisen, die vielfältigen Akteur:innen in der Zivilgesellschaft und die vielen ehrenamtlich Engagierten in den Gemeinden und darüber hinaus. 

Weniger biblisch ausgedrückt beschreiben die drei Säulen „Advocacy- und Lobbyarbeit“, „Beratung und Rechtshilfe“ sowie „Solidarisches Handeln“ die Ausrichtung unserer Arbeit.

Innerhalb der Nordkirche möchten wir Diskurs und Meinungsbildung zu Themen von Flucht und Asyl anregen und zu einer solidarischen Haltung ermutigen. Dass die Nordkirche etwa Mitglied von „United4Rescue“ ist und sich der Kritik an den jüngst beschlossenen Reformen zum GEAS (Gemeinsames Europäisches Asyl System) angeschlossen hat, sind gute Beispiele. Auch in Dialog und Auseinandersetzung mit behördlichen und staatlichen Stellen beziehen wir Position, etwa zur Abschiebehafteinrichtung in Glückstadt, in Verhandlungen mit dem BAMF über das Kirchenasyl oder im Verfassen von Stellungnahmen. 

Jedes Jahr seit 2015 veröffentlichen wir einen politischen Online-Adventskalender. Mit 24 Geschichten von Geflüchteten und Unterstützenden erhalten große politische Themen wie Seenotrettung, Familie, Kirchenasyl, Afghanistan oder Frieden konkrete Gesichter. Ebenso möchten wir politische Forderungen in den Geschichten unmittelbar greifbar machen: Familien gehören zusammen! Afghanistan ist nicht sicher! Seenotrettung ist nicht verhandelbar!

Requiem für die Rechte der Flüchtlinge

Die Kirchengemeinden, die mit einem Kirchenasyl Geflüchtete schützen, denen bei einer Abschiebung Gefahren für Leib und Leben drohen, werden durch die Flüchtlingsbeauftragten in den Kirchenkreisen beraten und qualifiziert begleitet. Auf der nordkirchlichen Ebene liegt ein weiterer Schwerpunkt in der Kommunikation mit dem BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) und den Innenministerien. Herausfordernd ist, dass die Zahl der Anfragen nach Kirchenasyl stetig weiter zunimmt und das Kirchenasyl als Reparatur dysfunktionaler Asylsysteme überfordert ist. 

Immer wieder verbindet sich in der Arbeit der Flüchtlingsbeauftragten kirchliche und nichtkirchliche Arbeit. So sind auch seit vielen Jahren etablierte Veranstaltungen wie das Requiem für die auf der Flucht an den Grenzen Gestorbenen oder der Kreuzweg für die Rechte der Geflüchteten am Karfreitag Ausdruck solcher Vernetzungen und Zusammenkommen unterschiedlicher Formen: Das Requiem als Gedenken und Prostest, der Kreuzweg als Demonstration und Gottesdienst.

Was braucht es, um diese Arbeit gut tun zu können? Einen langen Atem, eine klare Haltung, das Wissen um die eigenen Grenzen und die Stärkungsquellen – und Mitstreiter*innen.