Aufforstung und Nachhaltigkeit: Die Erfahrungen von Hora de Obrar in Argentinien

Delegierte der 27. Weltklimakonferenz des Lutherischen Weltbundes, Foto: LWF/Albin Hillert

Hamburg, 23.01.2025. Das Lateinamerikareferat im Ökumenewerk ist seit vielen Jahren mit der Rio de la Plata Kirche (Iglesia Evangélica de Rio de la Plata), die in Argentinien, Uruguay und Paraguay aktiv ist, sowie ihrer Diakoniestiftung Fundación Hora die Obrar verbunden. Die Stiftung engagiert sich in diakonischen Projekten für Kinder und Jugendliche, für Senior*innen und für Menschen mit Behinderung, sie ist aufnehmende Organisation für zahlreiche Freiwillige aus der Nordkirche sowie einer Fachkraft für Ethnologie in einem Projekt zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Indigenen im Bundesstaat Misiones. Immer öfter engagiert sie sich auch für agrarökologische Projekte, wie dieses Beispiel der Wiederaufforstung in Ruiz de Montoya im Bundesstaat Misiones in Nordargentinien zeigt. Guido Forsthuber von Hora de Obrar schreibt dazu:

Die Aufforstung ist ein entscheidendes Instrument im Kampf gegen den Klimawandel und zur Förderung der Klimaresilienz. In diesem Zusammenhang führt die Diakonie-Stiftung Hora de Obrar (eine Initiative der Evangelischen Kirche am La Plata ein Projekt) durch. Mehr als 370.000 einheimische Bäume wurden schon gepflanzt, hauptsächlich durch agroforstliche Systeme in die Produktion von Yerba Mate (Matetee), eine der wichtigsten Wirtschaftstätigkeiten in der Provinz, von der das Einkommen von 15.000 Kleinbauernfamilien abhängt. Auch wurden Bäume im Land von indigenen Gemeinschaften und Naturreservaten gepflanzt.

Durch die Kombination dieser und weiterer Projekte mit der Teilnahme an nationalen und internationalen Netzwerken, ökumenischen Debatten und globalen Foren wie der COP29 (Weltklimakonferenz in Baku) versucht Hora de Obrar, ein umfassendes Interventionsmodell zu haben. Dieses zielt darauf ab, lokale Realitäten und Bedürfnisse mit der globalen politischen Präsenz zu verbinden.

Foto: Hora de Obrar

Die Klima-Krise in Misiones

Der Paranaense-Regenwald wurde durch die Abholzung erheblich verkleinert und verlor mehr als 92 % seiner ursprünglichen Ausdehnung, die einen Teil der heutigen Länder Paraguay, Brasilien und Argentinien umfasste. Der größte Teil der verbleibenden 8 % entfällt auf die Provinz Misiones im Nordosten Argentiniens.

Dürren sind in der Region zu einem immer wiederkehrenden Problem geworden. Laut dem Bericht der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) stellen wiederkehrende Dürren eine erhebliche Bedrohung für die landwirtschaftliche Produktion in der Region dar, da sie den Wasserhaushalt der Böden erschöpfen, die Ernteerträge verringern und die Qualität der Ernten beeinträchtigen. Insbesondere die Yerba-Mate-Produzenten, die auf stabile Niederschlagsmuster angewiesen sind, haben mit Ertragseinbußen zu kämpfen, was ihre wirtschaftliche Existenz gefährdet. Gleichzeitig haben die vermehrt auftretenden Waldbrände in der Region erhebliche Schäden an den Wäldern und an den landwirtschaftlichen Flächen verursacht. Diese Brände, die oft durch die Kombination von trockenen Perioden und menschlichen Aktivitäten verstärkt werden, verschärfen die bereits schwierige Situation.

Ein weiteres häufig auftretendes Phänomen sind die intensiven Regenfälle, die zu Überschwemmungen führen. Diese Naturereignisse zerstören nicht nur die Ernte, sondern auch die Infrastruktur der Produzenten, was die Widerstandsfähigkeit der betroffenen Gemeinschaften weiter schwächt.

Agroforstsysteme: eine Synergie zwischen Produktion und Umwelt

Agroforstsysteme sind eine Praxis, bei der der Anbau von landwirtschaftlichen Arten mit Bäumen kombiniert wird, um integrierte Ökosysteme zu schaffen, die einen vielfältigen Nutzen bringen. Im Fall der Yerba-Mate-Produktion verbessert die Einbindung einheimischer Bäume nicht nur die Bodenqualität und stellt die Artenvielfalt wieder her, sondern spendet auch ausreichend Schatten für die Pflanzen und schützt sie vor hohen Temperaturen und den immer häufigeren und intensiveren Stürmen, einschließlich Hagel, der ganze Ernten zerstört.

Foto: Hora de Obrar

Hora de Obrar hat diese Methode in wichtigen Anbauregionen umgesetzt und dabei direkt mit Kleinerzeugern und Kooperativen zusammengearbeitet. Durch diese Maßnahmen wurden mehr als 750 Hektar wieder mit 370.000 Bäumen gepflanzt, die Produktivität gesteigert und die Umweltauswirkungen der landwirtschaftlichen Tätigkeiten verringert. Darüber hinaus haben diese Systeme das Umweltbewusstsein der Erzeuger gestärkt und einen Übergang zu nachhaltigeren Praktiken gefördert.

Es ist Zeit zu Handeln: lokal aber auch global

Die Arbeit der Fundación Hora de Obrar beschränkt sich aber nicht nur auf lokale Maßnahmen, denn eine effektive Bekämpfung des Klimawandels und der ökologischen Zerstörung erfordert ein globales Engagement. In diesem Zusammenhang spielt die Teilnahme an internationalen Klimaschutz-Initiativen, wie den jährlichen Klimakonferenzen der Vereinten Nationen (COP), eine wichtige Rolle. Bei diesen Treffen können Erfahrungen ausgetauscht sowie politische Entscheidungen beeinflusst werden, die langfristige Lösungen für den Klimawandel ermöglichen.

Ein weiteres wichtiges Netzwerk ist die “Trinational Network for the Restoration of the Atlantic Forest”, eine Initiative, die Organisationen aus Brasilien, Argentinien und Paraguay vereint, um die Wiederherstellung des atlantischen Regenwaldes zu fördern. Dieses Netzwerk ist von entscheidender Bedeutung, da die ökologischen Herausforderungen in dieser Region grenzüberschreitend sind und nur durch eine enge Zusammenarbeit der beteiligten Länder gelöst werden können.

Die Wiederherstellung von Ökosystemen ist eine der effektivsten Strategien, um die Resilienz gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu stärken und den ökologischen Fußabdruck menschlicher

Aktivitäten zu reduzieren. Das Projekt „Crece Selva Misionera“ ist ein Versuch, einen integrativen Ansatz einzusetzen, der sowohl ökologische als auch soziale Dimensionen berücksichtigt. Durch die Stärkung der landwirtschaftlichen Resilienz und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren – von lokalen Produzenten über indigene Gemeinschaften und lokale Regierungen bis hin zu globalen Netzwerken – können nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels geschaffen werden.

Weitere Informationen über dieses Projekt finden Sie hier.