
Tobias Pfeifer, Referent für den Christlich-Jüdischen Dialog und den Mittleren Osten, wurde zum Umgang mit dem Jahrestag des 7. Oktobers 2023 vielfach angefragt und hat daher Informationen und Angebote zusammengestellt zum Gedenken und zur Unterstützung, z. B. für Gottesdienste:
„Vor einem Jahr, am 7. Oktober 2023, verübten Terroristen der radikal-islamistischen Hamas das größte Massaker an Jüdinnen und Juden seit der Shoa. Während ihres Angriffs begingen sie zahlreiche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Zivilistinnen und Zivilisten. Am Jahrestag des 7. Oktober erinnert die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) an vielen Orten an die entsetzlichen Verbrechen und stellt ein Dossier mit Informationen bereit: https://www.nordkirche.de/nachrichten/dossier-israel. Ich bitte die Gemeinden um Anteilnahme am Leid der Angehörigen der Opfer und rufe zum Widerstand gegen jede Art von Judenhass auf.
Der 7. Oktober 2023 markiert einen tiefen Einschnitt im Leben von Jüdinnen und Juden – nicht nur in Israel, sondern weltweit: Die israelische Gesellschaft ist traumatisiert. Mit dem Massaker ist ihr Gefühl der Sicherheit dahin. Furcht und Depression breiten sich aus. Hinzu kommt die quälende Sorge um 101 Israelis, die noch immer als Geiseln im Gazastreifen gefangen gehalten werden. Seit dem 7. Oktober 2023 werden Jüdinnen und Juden überall auf der Welt bedroht und sind in einem seit 1945 nicht dagewesenen Ausmaß Angriffen ausgesetzt, leider verstärkt auch bei uns in Deutschland. Dem müssen wir aktiv entgegentreten.
Der Krieg in Gaza und jetzt auch im Libanon ist entsetzlich. Wir beklagen die vielen Toten, die Verletzten an Leib und Seele, die Not, die Trauer, die Angst der Menschen dort. Auf der Basis unseres christlichen Selbstverständnisses streben wir nach Frieden und hoffen auf ein baldiges Ende dieses Krieges. Er hat auf palästinensischer Seite ebenso zu einer heftigen Traumatisierung vieler Menschen geführt und tut es noch.
Meiner Ansicht nach ist unsere Aufgabe eine doppelte Empathie, die sich weder gegeneinander ausspielen noch aufrechnen lässt: Zum einen für die Menschen in Israel, zum anderen für die Menschen in den palästinensischen Gebieten. Beides braucht seine Zeit und unser Hinschauen, unbedingt, jetzt ist die Zeit!“
Liturgische Texte
Einige Gemeinden haben am oder um den 7. Oktober ein liturgisches Format geplant. Tobias Pfeifer: „Das finde ich sehr angemessen und weiß gleichzeitig, wie schwierig es ist, die richtigen Worte zu finden. Hier finden Sie eine Sammlung mit Vorschlägen für ein Fürbittengebet für das Erntedankfest, das ich allen Gemeinden sehr ans Herz legen möchte, sowie weitere liturgische Formulare aus Gliedkirchen der EKD zur weiteren Verwendung.“
Unterstützungsmöglichkeiten
Trotz des furchtbaren Krieges gibt es auf beiden Seiten viele Menschen, die unermüdlich für den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern eintreten. Diese Menschen sollten wir mit unseren Gebeten, unserem Einsatz und unseren Spenden unterstützen. Die Nordkirche arbeitet seit vielen Jahren mit zwei Organisationen zusammen, Parents Circle und Rabbis for Human Rights. Ich bin mit beiden in intensivem Austausch. Sie sind auch in dieser schwierigen Zeit weiter aktiv und haben sich in den letzten Monaten mit vielen anderen Organisationen vor Ort und weltweit vernetzt:
Zum Spendenprojekt
Facebook
Instagram: theparentscircle
Zum Spendenprojekt
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Instagram: rabbis.for.human.rights
Weiterführende Informationen
Der New Israel Fund bündelt die Arbeit von vielen Friedens- und Menschenrechtsorganisationen und ganz aktuell einen Neujahrsgruß herausgebracht.
Der liberale Rabbiner Gabor Lengyel hat im Mitteilungsblatt der Jüdischen Gemeinde Hamburg einen finde ich eindrücklichen Text verfasst. Sie finden ihn hier:
Das Interreligiöse Forum Hamburg hat zum 7. Oktober ein aktuelles Statement veröffentlicht:
Heiliges Land – für wen und von wem? Religiöse Dimensionen eines politischen Konflikts
Die Referenten für den Christlich-Jüdischen Dialog, Pastor Tobias Pfeifer, und den Christlich-Islamischen Dialog, Pastor Dr. Sönke Lorberg-Fehring, informieren in dieser Online-Veranstaltung über religiöse Hintergründe der Konflikte in Gaza, Palästina und Israel. Sie werden häufig als Religionskrieg zwischen Judentum und Islam dargestellt. Doch diese einseitige Lesart geht oftmals von israelischen als auch palästinensischen Radikalen aus, die Angehörige des Islam bzw. Judentums aus Israel bzw. Palästina vertreiben wollen. Hier zeigt sich, dass die religiöse Aufladung des Konflikts in Wirklichkeit oftmals auf eine religiöse Intoleranz verweist, die in Wirklichkeit nationalistischen Zielen dient. Hier geht es zum youtube-Link.
Die Veröffentlichungen zum 7. Oktober 2023 sind inzwischen sehr zahlreich. Auf drei Bücher möchte ich gerne hinweisen:
- Moshe Zimmermann: Niemals Frieden? Israel am Scheideweg, Berlin 2024, ISBN 978-3-549-10083-7
- David Grossman: Frieden ist die einzige Option, München 2024, ISBN 978-3-446-28156-1
- Gisela Dachs (Hg.): 7. Oktober – Stimmen aus Israel, Berlin 2024, ISBN 978-3-633-54333-5
Wer sich über die Situation der Geiseln, ihrer Angehörigen und Unterstützungsmöglichkeiten informieren möchte, findet hier Informationen.


Informationen über die israelische Künstlerin Zoya Cherkassky-Nnadi, deren Bilder ab dem 7. Oktober in der Hauptkirche St. Petri zu sehen sind.
Hinweise auf Veröffentlichungen und Veranstaltungen
- Unsere Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt wird zu Rosh Hashana, dem jüdischen Neujahrsfest, allen jüdischen Gemeinden in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein schreiben und Sie unserer Solidarität versichern.
- Bischöfin Nora Steen wird ein eindrückliches Gebet auf Instagram veröffentlichen. Ich verweise hierbei auch auf die Aktion #50tagelaut des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
- In der Hauptkirche St. Petri-Kirche in Hamburg gibt es am 7. Oktober um 17:30 Uhr eine Andacht mit Klage, Gedenken und Gebet. Vorher wird um 16:30 Uhr in St. Petri eine Ausstellung mit den eindrücklichen Bildern zum 7. Oktober von Zoya Cherkassky-Nnadi eröffnet.