Nach Hause kommen

Zuhause

22.07.2023: Es ist die Zeit gekommen. Zeit Abschied zu nehmen. Dabei will ich das noch gar nicht. Heute Abend um 11 Uhr werde ich abheben. So dachte ich. Der Flieger ging auch, doch ich war nicht ganz da. Schließlich habe ich einen Teil von mir hier gelassen. Ein Stück meines Herzens hat hier ein neues Zuhause gefunden, sodass ich es gleich hier lassen werde. 

Der Flug über Nacht war sehr ruhig. Von außen zumindest. Doch von Innen? Meine Gefühle gehen jetzt schon in alle Richtungen. Etwas denke ich an Zuhause, also Deutschland, mein Zuhause? Freue mich darauf, wenn ich meine Liebsten wieder in die Arme schließen darf. 

Doch eigentlich sind meine Gedanken ganz in Kenia! Vermisse schon jetzt, mein geliebtes, alltagtägliches, eher ruhiges Leben hier. Wo ich, ich sein kann. Die Menschen haben mich hier vor 11 Monaten so kennengelernt, wie ich mich ihnen vorgestellt habe. Sie kennen mich nicht mein Leben lang, sodass sie nichts von mir erwarten. Das ich so bin „wie immer“. Veränderungen fallen mir hier leichter.

Der Flieger landet und ich bin hier, in Deutschland. Tatsächlich. Naja so halb eben. Gedankenverloren nehme ich meine Sachen, suche mir den Weg durch die Menschen. Ich werde auf Deutsch angesprochen. Und doch antworte ich auf Englisch. Will es nicht wahrhaben. 

Und doch ist es auch schön. Umarme nicht viel später einige meiner Liebsten und es geht nach Hause. Jedoch nicht nach Rongai. Es gibt kein Gate. Keine Mädchen aus meinem Projekt laufen mir Freude strahlend entgegen. Nein. Es geht in das kleine Dorf aus dem ich komme. In dem ich 19 Jahre lang aufgewachsen bin. Menschen warten zuhause, um mich zu begrüßen. 

Ich fühle mich überfordert. Alles ist hier so gleich. Gefühlt hat sich nichts verändert. Jeder erwartet, dass ich froh bin, wieder hier zu sein. Doch das bin ich nicht. Nicht zu 100%. Denn insgeheim wünsche ich mir, ich könnte zurück. Zurück nach Kenia. Zurück nach Rongai. Wo alles irgendwie einfacher war. Zumindest jetzt am Ende meines Lerndienstes.

Die Tage vergehen so langsam und doch fühle ich mich gleich. Im eigenen Land fühle ich mich nun fremder, wie je zuvor. Jeden Tag schaue ich durch meine Galerie, um mich zu erinnern. Um sicherzugehen, dass ich nicht nur geträumt habe. Es sind die kleinen Momente, die ich zum Glück festgehalten habe. Sie bringen mich zum Lachen und teilweise auch zum weinen. 

Oh Kenia, ich vermisse dich und alles was ich mit dir zusammen erleben durfte!:(

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