Mit dem Zug durch Tansania

Schon lange vor der Ausreise nach Tansania hatte ich mir vorgenommen, quer durch Tansania mit dem Zug zu fahren. 

Dieses Vorhaben konnte ich nun im Januar 2024 endlich in die Tat umsetzten.

Nachdem ich mit vielen anderen Freiwilligen Silvester auf der Insel Sansibar verbracht hatte, wollte ich mit dem Zug zurück nach Mwanza, dem Ort meiner Einsatzstelle, fahren.

Der Zug ist in Tansania ein eher unpopuläres Fortbewegungsmittel. Niemand mit dem ich sprach ist je damit gefahren oder wusste wann, wo und wie die Züge fahren. 

Auch im Internet fand ich, bis auf ein paar Blogbeiträge, kaum Informationen über die Zugfahrt von Daressalam nach Mwanza. Die Strecke ist fast 1200 km lang und wurde in der Kolonialzeit von Deutschen gebaut. Dies ist nun schon gut 100 Jahre her. Seitdem wurde nicht wirklich neues Geld in das Schienennetz gesteckt. 

Doch seit ein paar Jahren wird an einem neuen, elektrischen Schnellzug gearbeitet, welcher die beiden größten Städte Tansanias, Daressalam und Mwanza, sowie die Hauptstadt Dodoma miteinander verbinden soll. Diese Strecke läuft nahezu parallel zu der alten Strecke und soll schon bald eröffnet werden. 

Nach meiner Rückfahrt mit der Fähre von Sansibar nach Daressalam machte ich mich am nächsten Morgen auf den Weg in Richtung Bahnhof, um herauszufinden wann der nächste Zug Richtung Mwanza startet. Dabei stellte sich heraus, dass der Zug schon zwei Tage zuvor abgefahren war und der nächste Zug erst wieder in einer Woche abfahren würde. Der Mitarbeiter am Schalter meinte dennoch, dass am morgigen Tag ein Zug Richtung Tabora starten würde. Diese Stadt liegt ungefähr 350 km von Mwanza entfernt. 

Ich entschied mich dazu ein Zugticket für die Erste Klasse bis nach Tabora zu kaufen und die restliche Strecke dann noch mit dem Bus zu fahren.

Am nächsten Mittag war es dann endlich so weit, geplante Abfahrtszeit war 15 Uhr. Bereits um 13 Uhr sollte man sich am Bahnhof einfinden. Also war noch genug Zeit, sich mit Proviant einzudecken. Die geschätzten 500 tansanischen Mitreisenden deckten sich hauptsächlich mit Toastbrot ein. Ich verließ mich aber lieber auf das Bord-Bistro bzw. Verkäufer auf der Strecke. Gegen 16 Uhr wurde es plötzlich hektisch und alle strömten in Richtung Zug. Dabei traf ich auch noch den einzigen anderen Mzungu (weiße Person), welcher auch den Zug nahm. Er kam aus Australien und hieß Josh.

Kurz bevor es dann endlich losging, kam ich in meiner Kabine an, in welcher ich in den nächsten zwei Tagen und Nächten meine Zeit verbringen würde. Ich teile mir die Kabine mit einem Bischof aus dem Süden von Tansania. 

In langsamem Tempo verließen wir Daressalam und schon bald wurde die Umgebung immer grüner. Ich genoss den Fahrtwind sowie die schöne Kulisse und lernte schnell andere Passagiere kennen. 

In dem Zug gab es Kabinen der Ersten Klasse, welche mit zwei Betten ausgestattet waren, Kabinen der Zweiten Klasse welche mit sechs Betten ausgestattet waren und die Dritte Klasse, welche nur aus Sitzbänken bestand.

Schon bald wurde es Abend und ich nahm zusammen mit anderen Passagieren mein Abendessen im Bord-Bistro zu mir. Für umgerechnet 1,80€ gab es dort für mich Reis mit Hühnchen. 

Schon bald legte ich mich schlafen und wachte am nächsten Morgen nach einer eher ruckeligen Nacht von geschäftigen Geräuschen auf. 

Wir waren in Dodoma, der Hauptstadt Tansanias angekommen. Neben dem Zug wurden schon fleißig Essensstände aufgebaut und die Zuggäste tranken Tee und aßen Chapati (ein Teigfladen).

Nach einiger Zeit in der wir im Bahnhof standen kam eine Durchsage, dass auf der Strecke ein Güterzug entgleist, und das Bergungsteam schon unterwegs sei. Um 13 Uhr würde es weitergehen.

Dies bedeutete 6 Stunden Aufenthalt in Dodoma. 

Josh, mein Zimmernachbar David und ein Zugbegleiter machten uns auf den Weg, die Haupstadt zu erkunden. Wir besuchten den großen Markt, schlenderten durch die Innenstadt und aßen Rindersuppe. Nach einiger Zeit kehrten wir zurück zum Bahnhof und warteten dann in einem Restaurant, bis es weiterging. 

Als es dann wirklich rechtzeitig um kurz nach Eins weiterging, waren wir positiv überrascht. 

Allerdings kam die Eisenbahn nach einigen Dutzend Kilometern wieder zum Stillstand.

Dort warteten wir weitere zwei Stunden. Mittlerweile waren wir über 24 Stunden unterwegs, die Laune der Passagiere war aber weiterhin gut. Trotz acht Stunden Verspätung hörte ich keine Klagen. 

Als es dann endlich weiterging kamen wir nach einer halben Stunde Fahrtzeit wieder zum Stehen.

Diesmal war der Grund dafür aber ein anderer: Mitten im Nirgendwo hielten wir in der Nähe eines Dorfes. Die Dorfbewohner hatten ein riesiges Outdoor-Buffet aufgebaut und jeder kaufte fleißig sein Abendessen ein. Von Fleischspießen über Pommes, bis hin zu Reis und Bohnen war alles dabei.

Wir stärkten uns an den verschiedenen Essensständen und machten uns anschließend auf den Weg zurück in unser Zugabteil. 

Schon bald wurde es Nacht und die letzte Nacht im Zug stand bevor. In einigen Stunden würde ich Tabora erreichen. 

Am nächsten Morgen um 5:30 Uhr wurde ich durch das rege Geschehen am Bahnhof in Tabora wach. Ich hatte meinen Zielbahnhof erreicht. Der Zug fuhr ab hier ohne mich weiter in Richtung Süden.

Ich packte schnell meine Sachen, stieg aus dem Zug aus und weiter auf ein Motorrad, welches mich direkt zum nächsten Busbahnhof brachte. 

Keine 15 Minuten später saß ich auch schon im Bus Richtung Mwanza, welcher pünktlich um 6 Uhr abfuhr. 

Die letzten 350 km Busfahrt verliefen reibungslos und so kam ich nach 45 Stunden Reise endlich in Mwanza an.

Tags:

Leave a Comment: