Meine ersten Monate in Kenia – Ankommen irgendwo zwischen Nationalpark und Millionenstadt

Hallo oder auf Swahili Habari zu meinem ersten Blogeintrag,

Es freut mich, dass du auf meinen Blogeintrag gestoßen bist. Erst einmal möchte ich mich vorstellen. Ich heiße Jette Nienburg, bin 19 Jahre alt und komme aus der Nähe von Hamburg. Für mich stand schon lange fest, dass ich mich nach der Schule sowohl gerne sozial engagieren als auch ins Ausland möchte, um viele neue Erfahrungen zu sammeln und neue Leute kennenzulernen. Allerdings bin ich erst im April diesen Jahres über das Nachrückverfahren an meine Stelle im PLCC (Pangani Lutheran Children Centre) in Nairobi gekommen. Doch ich bin unfassbar glücklich, dass es so gekommen ist und ich nun für elf Monate in Kenia leben darf!

Mittlerweile sind schon über zwei Monate vorüber, weshalb ich in diesem Blogeintrag meine ersten Eindrücke aus dieser Zeit schildern möchte.

Lena und ich am Flughafen Hamburg

Es ist es verrückt, wie die Zeit rennt und wie unfassbar viel ich schon in dieser Zeit erleben durfte. Es fühlt sich an, als wäre es schon eine Ewigkeit her, wenn ich an den Abschied in Deutschland von meiner Familie und meinen engsten Freunden denke.
Nach Monaten der intensiven Vorbereitung, bei der mir vor allem die Vorbereitungsseminare extrem geholfen haben, ging es am 08.08.2023 für Lena und mich als erste Freiwillige unseres Freiwilligenjahrgangs los auf die Reise nach Kenia. Mit jeweils drei großen Gepäckstücken waren wir gut bepackt und gerade noch an dem Punkt, dass wir unser Gepäck selber tragen konnten. Aber abgesehen von diesen physischen Gepäck trugen wir jede Menge psychisches „Gepäck“ in Form von Anspannung, Aufregung, langsamer Realisation und vor allem super viel Freude, dass es endlich losgeht, mit uns. Es war ein super komisches Gefühl, aber auch ein einmaliges, was ich nicht hätte missen wollen.

Nach rund 16 Stunden Flug sind wir ohne weitere Zwischenfälle angekommen und wurden am Flughafen auch direkt sehr herzlich von Mitarbeitern unserer Einsatzstelle begrüßt.
Solange hat man sich vorgestellt, wie es wohl in diesem fremden Land sein würde, verspürte Fernweh, hat auf alles hingefiebert und plötzlich war man einfach da. So richtig realisiert habe ich das erst auf der Taxifahrt vom Flughafen zum PLCC. Wir sind am Nationalpark vorbeigekommen, konnten die beeindruckende Landschaft wahrnehmen und haben aufgeregt nach den ersten Tieren Ausschau gehalten. Dann waren da der Linksverkehr, für uns fremd und obendrein super quirlig, und die teilweise sehr verrückten Straßenverhältnisse. Beim Blick aus dem Fenster konnte man erste Eindrücke von Nairobi erhaschen. Es wirkte bunt und laut. Das alles löste in mir Faszination und Freude aus aber gleichzeitig auch ein bisschen Überforderung.

Irgendwie war da ungewollt schon eine gewisse Erwartungshaltung, dass nun alles so wird, wie man sich das vorgestellt hat. Deshalb musste ich mich immer wieder daran erinnern, offen gegenüber allem Neuen und Fremden zu sein und mir Zeit zu geben, anzukommen. Und es hat funktioniert. Mittlerweile löst das Bild der vielen kleine Straßenstände mit Obst und Gemüse und der Motorräder, die sich zwischen den Autos durch schlängeln, kein Gefühl der Fremde mehr in mir aus, sondern eher ein Gefühl des Zuhauseseins. Nun sind es genau diese Aspekte, die ich hier liebe und schätze.

Dieses Beispiel lässt sich auf Vieles übertragen, was mir am Anfang Sorgen bereitet hat und ich mittlerweile entspannt sehe. So huscht mir jetzt zum Beispiel ein Lächeln übers Gesicht, wenn ich daran zurück denke, dass Lena und ich am ersten Abend nur unsere Kopflampen als Beleuchtung benutzt haben, weil wir Angst hatten, dass vom großen Deckenlicht zu viele Mücken ins Haus kommen. Oder auch dass ich am ersten Abend super viel Angst vor Spinnen oder anderen Tieren hatte und mich nur mit Überwindung getraut habe, meine Vorhänge in meinem Zimmer zu schließen. Irgendwie war zu dieser Zeit alles neu und ein bisschen gruselig.

Eines der vielen Matatus Nairobis: Auch in Nairobi gibt es Dortmund Fans:)

Umso glücklicher bin ich, dass uns in unser ersten Woche noch Anna-Lena, eine unserer Vorfreiwilligen, zur Seite stand. Sie hat uns in dieser Zeit Vieles gezeigt und erklärt. Sie hat uns ein bisschen in Nairobi herumgeführt, uns gezeigt wie das digitale Bezahlungssystem, MPesa, über das hier vieles läuft, funktioniert oder auch wie man sich hier am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegt.
Hier ist es üblich, sich in Kleinbussen, den sogenannten Matatus, fortzubewegen. Diese haben allerdings nicht viel mit den öffentlichen Bussen in Deutschland zu tun. Deshalb muss man einiges beachten. Es fängt damit an, dass die Matatus keine feste Abfahrtszeiten haben, sondern immer dann fahren, wenn sie bis auf den letzten Platz voll sind. Aber auch die Fahrt an sich ist sehr abenteuerlich: laute Musik, es ist sehr klein und eng und man muss aufstehen und laut rufen, wenn man aussteigen möchte. Am Anfang war das sehr aufregend. Die Matatus kann man in gewisser Maßen als Metapher für die kenianische Lebensweise sehe. Es ist nicht streng getaktet, es gibt kein wirkliches „zu spät” und es ist oft laut und fröhlich.

Eine weitere Sache, die ich ganz zum Beginn meiner Zeit hier lernen musste, ist, dass es deutlich kälter ist, als ich mir das von Deutschland aus vorgestellt habe. Irgendwie war ich so naiv und dachte, dass es direkt am Äquator immer heiß ist, auch wenn meine Wetterapp etwas anderes gesagt hat. Ich wurde Besserem belehrt. Nairobi liegt auf über 1700 Metern Höhenlage und ist dementsprechend überraschend kühl. Ich habe hier schon öfters gefroren und bereut, dass ich nicht mehr warme Klamotten eingepackt habe. Aber mit viel Tee und dem guten Zwiebellook kommt man gut um die Runden. Irgendwie lernt man doch zu improvisieren, auch wenn es manchmal bedeutet 3 T-Shirts übereinander zu tragen.

Mit der Zeit fällt es mir immer einfacher, Dinge, die ich nicht ändern kann, zu akzeptieren. Auch wenn man bei den Straßenverhältnissen hier teilweise für 20 Minuten durchgeschüttelt wird oder man trotz verabredeter Zeit ein halbe Stunde auf eine Person warten muss. Irgendwie ist es dann so und wird akzeptiert.

Alles in einem bin ich sehr glücklich, hier zu sein und freu mich auf alles, was ich in den nächsten Monaten noch erleben darf.

Kwaheri aus Kenia von Jette:)

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