Kurztrip und Weihnachten

Es sind die letzten Tage des Jahres, bald ist Weihnachten, danach Silvester. Seit ich denken kann waren diese beiden Events immer an Ferien geknüpft. An die Schule. Die letzten Arbeiten die geschrieben wurden, manchmal auch noch an den letzten Tagen vor den Ferien, was wir den Lehrern dann doch etwas übel genommen haben. Die Tage wurden dunkler und das Wetter kälter. Ich habe es gehasst zu Schulzeiten aufzustehen, wenn es draußen noch dunkel war und wenn man rausging auch dazu noch kalt. Wenn ich dann nach Hause kam, schon wieder dunkel. Trotzdem ist es irgendwie das was ich gerade vermisse. Aufzustehen wenn es draußen noch dunkel ist, gibt mir das Gefühl von Morgen, dass der Tag beginnt. Hier ist es jedoch meistens taghell, wenn ich aufwache. Und ich vermisse ein wenig die vielen Lichter wenn es, wie zuhause zu dieser Jahreszeit, schon um vier Uhr nachmittags dunkel wird. Dafür hat Weihnachten, zumindest in dem Dorf wo wir sind, einen großen Stellenwert. Ich habe glaube ich noch nie so früh im Jahr einen Weihnachtsbaum geschmückt. Anfang November wurden wir dazu eingeladen. Aber anscheinend ist dann nach Weihnachten, Weihnachten auch schlagartig vorbei. So zumindest habe ich es verstanden. Es wird auf jeden Fall in diesem Jahr merkwürdig für mich sein, Weihnachten nicht in der Kälte zu feiern. Wobei es hier in den letzten Tagen von der Temperatur mal wieder sehr schwankt, zwischen unter 20 und über 30 Grad. Auch komisch wird das erste Mal, Weihnachten ohne Familie für mich sein. Normalerweise ist Weihnachten bei mir immer mit ziemlich viel Familie verbunden, dieses Jahr nicht.

Von letztem Jahr im November

Ende November haben wir es tatsächlich geschafft, das erste Mal einen Kurzurlaub zu machen. Dieses Vorhaben war auf mehrere Arten ein wenig herausfordernd. Zum einen habe ich noch nie selber einen Urlaub geplant. Die ganzen Entscheidungen sind dann doch manchmal etwas überfordernd. Und dann war die Bezahlung schwierig. Hier in Brasilien ist eine der gängigsten Methoden zum Bezahlen Pix. Das ist im Prinzip wie Paypal nur halt an brasilianische Konten gekoppelt. Wenn man sich daher kein brasilianisches Konto anlegen möchte, ist es schwierig mit Pix zu bezahlen. Bei den Busunternehmen wurden aber teilweise Kreditkarten abgelehnt oder es traten Fehlercodes auf. Schlussendlich hat es dann aber zum Glück doch noch geklappt und wir konnten unseren Kurzurlaub starten. Hier in Brasilien gibt es drei unterschiedlichen Klassen von Bussen. Zum Einen die normalen Reisebusse, dann welche in denen man schlafen kann und noch eine dritte Art von Bus, welcher eine Mischung aus den beiden davor ist. Wir hatten so einen. In diesen Bussen hat man mehr Beinfreiheit und kann seinen Sitz sehr weit nach hinten stellen, sodass man dort auch schlafen kann. So gehen Fahrten von sechs, sieben Stunden wie wir sie hatten recht schnell vorbei. Wir hatten dann einige schöne Tage auf Florianopolis, das ist eine kleine Insel vor Südbrasilien. Sie ist vor allem ein Touristenhotspot für Argentinier, wurde uns erzählt und auch wenn wir nicht in der Hauptsaison da waren, so haben wir doch viel Spanisch gehört. Auch Anweisungen waren neben Portugiesisch meist auch nochmal auf Spanisch oder direkt auf Spanisch. Auf jedem Fall eine sehr schöne Reise und trotzdem habe ich mich dann gefreut, als wir nach der etwas zähen Rückreise wieder hier ins unsere Wohnung kamen. Zu dem Zeitpunkt waren rund drei Monate vergangen und in diesem Moment merkte ich, dass ich mich hier wohl eingelebt habe: Ich habe mich gefreut wieder in meinem Bett hier zu schlafen, meine Zimmer mit all meinen Habseligkeiten zu sehen und auch auf ein paar der Kinder im Heim habe ich mich gefreut, als sie freudestrahlend und schreiend auf mich zuliefen. Ich glaube manche von denen haben nicht ganz verstanden, dass wir nur für ein paar Tage Urlaub machen, da es nicht selten vorkommt, dass auch mal Erziehende das Heim verlassen.

Ich habe das Gefühl, dass je mehr man die Kinder kennenlernt und je mehr ich auch portugiesisch mit ihnen sprechen kann, desto mehr respektieren sie mich auch. Und es entstehen manchmal schöne Gespräche mit den Kindern. Vor ein paar Wochen habe ich mit einem drei oder vier Jahre alten Kind, darüber gesprochen was es alles mag und was es nicht mag. Das war sprachlich nicht das Anspruchsvollste, also für uns beide genau richtig.

Anscheinend geht gerade eine Krankheitswelle durch das Heim. Mich hatte es auf jeden Fall auch erwischt. Um einmal abzuklären, dass es sich bei der Krankheit nicht um Denguefieber handelt, bin ich zu dem Arzt hier im Dorf, der in einem unscheinbaren Haus seine Praxis hat. Man kann sich dort einfach ohne einen Termin untersuchen lassen. Bevor man zum Arzt vorgelassen wird, wird man nach seinen Symptomen gefragt und einige Werte werden erhoben, um zu klären ob der Arzt gebraucht wird oder ob man einfach nur ein paar Medikamente braucht. Der Arzt konnte dann sehr gutes Englisch und meinen Übersetzer den ich mir extra mitgenommen hatte, war ein wenig überflüssig. Der Arzt erzählte mir, dass er auch schon mal in Deutschland war. Alles in allem ein sehr sympathischer Besuch.

Jetzt gerade fangen hier im Süden von Brasilien die Sommerferien an. Das heißt für uns, es ist noch mehr los im Kinderheim als sonst. Aber es gibt in den Ferien viele Aktivitäten, also könnte es durchaus auch eine spannende Zeit werden. Ich bin gespannt!

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