Höchste Zeit, reisen zu gehen!

Endlich war es soweit, wir hatten Urlaub. Nach 5 Monaten Arbeit ohne Urlaub ging es endlich los. Diese freie Zeit und die neuen Eindrücke habe ich sehr gebraucht. Ich habe mich lange nicht mehr so auf eine Reise gefreut. Der Januar war besonders hart, da in diesem Monat die meisten anderen Freiwilligen schon frei hatten und tolle Urlaubsbilder geschickt haben. Dadurch, dass unser Projekt ein Heim ist, schließt es nicht über einen gewissen Zeitraum, da die Kinder natürlich nicht einfach gehen können. So mussten wir noch länger arbeiten. Doch unsere Geduld hat sich gelohnt. Wir hatten eine wunderschöne Reisezeit. Los ging es in Natal, von dort sind wir die Küste runter nach Rio de Janeiro gereist.

Natal liegt im Nordosten Brasiliens. Die Stadt ist bekannt für ihre beeindruckenden Sanddünen, von denen wir auch nicht enttäuscht wurden. Direkt am ersten Tag waren wir in einem Nationalpark, der von Dünen umgeben ist. Leider ist der Park nicht so stark besucht, was mich sehr wundert, da man zum einen nur 2 Reais (40 Cent) pro Person Eintritt zahlen muss und dazu die Natur dort einfach wunderschön ist. Als wir ankamen waren wir die einzigen Besucher. Wir waren leider nur etwas spät dort, wodurch wir die eigentliche Wanderung nicht machen konnten, die sonst angeboten wird. Trotzdem wurden wir noch von einer sehr netten Führerin zu den Seen geführt. Der Park hat viele wildlebende Tiere, wodurch wir sogar das Glück hatten, ein Krokodil zu sehen (leider habe ich kein Bild). Zudem haben wir uns eine Festung angeschaut, die am Wasser liegt und im 16. Jahrhundert erbaut wurde. Von der hatte man einen sehr schönen Blick auf den Atlantic aber auch auf die Stadt. Wir wurden auch hier nicht von den Stränden enttäuscht, die einfach nur atemberaubend aussehen. 

Welcher Strand aber noch viel schöner ist, ist der in Maragogi. Maragogi liegt in der Nähe von der Großstadt Recife. Das Wasser war so klar, dass man durch das Wasser die Fische gesehen hat. Die Temperaturen waren perfekt. Dort konnte man einfach nur dankbar sein, dass es solche Orte gibt.

Die ersten Dekorationen

Nach Maragogi waren wir in Recife. Die Stadt ist ca. 5 Stunden südlicher von Natal. Recife gilt auf Grund der ganzen Flüsse und Brücken als das „Venedig von Brasilien“. Von Recife wurden wir jedoch etwas enttäuscht. Die Stadt ist nicht sonderlich schön, hat ein großes Problem mit Müll und riecht nicht sehr gut an vielen Ecken. Das Schöne aber an Recife war, dass wir andere Freiwillige aus Brasilien getroffen haben und mit ihnen Recife erkunden konnten. Sie haben Recife etwas schöner gemacht. Wir waren auch zusammen in einem wilden botanischen Garten, der sehr schöne Pflanzen hat und wo ich meinen ersten Affen in der freien Natur gesehen habe. Wir konnten uns mache Sehenswürdigkeiten nicht ganz so gut anschauen, da auch hier – wie in Natal – schon Vorbereitungen getroffen wurden für den Karneval. Es wurden große Bühnen aufgebaut, historische Gebäude wurden mit Holzplatten geschützt, sodass ein Teil des Gebäudes nicht zu sehen war und manche Dinge hatten sogar komplett geschlossen auf Grund des Karnevals.

Zum Schluss waren wir in Rio De Janeiro. In Rio gibt es eine hohe Kriminalität, wodurch manche Brasilianer noch nicht in Rio waren, weil sie Angst davor haben. Uns wurde auch von vielen unserer Kollegen gesagt, dass wir gut auf unsere Sachen aufpassen sollen. Dadurch, dass es uns so viele Menschen gesagt hatten, habe ich selber etwas Respekt bekommen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass wir gut aufgepasst haben und uns nichts passiert ist und ich es unglaublich cool dort fand. Ich wollte schon immer mal nach Rio, da ich früher den Film „Rio“ geliebt habe und die Stadt im Film so schön aussah. Früher hätte ich nicht gedacht, dass ich wirklich nach Rio komme. Zudem wollte ich den Karneval dort unbedingt miterleben. Diese Träume sind in Erfüllung gegangen. Anfangs hatte ich etwas Angst davor, dass ich enttäuscht werde von meinen Erwartungen, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich dort war.

Am ersten Tag in Rio haben wir uns die Innenstadt angeschaut: die bunten gefliesten Treppen, auch „Escadaria Selarón“ genannt, sind sehr beeindruckend. Spannend war eine Kathedrale, die relativ hässlich ist, aber eine sehr interessante Form. Eigentlich wollten wir uns das Theater von Rio anschauen, weil dieses eine sehr schöne Innarchitektur haben soll, jedoch war es auf Grund des Karnevals geschlossen. Zumindest wurden wir nicht von der Außenarchitektur enttäuscht. Zum Glück hatte der portugiesische, königliche Leseraum nicht geschlossen, den wir uns noch angeschaut haben. Ich glaube, dass war die schönste Bibliothek, die ich bisher in meinem Leben gesehen habe. 

Was natürlich am nächsten Tag nicht fehlen durfte, war die Copacabana. Die Copacabana ist einfach ein sehr schöner Strand, weswegen wir danach noch weitere 2 Male dort waren. Die Wellen sind dort richtig hoch. Gleich beim ersten Mal wurde ich mit voller Wucht von einer Welle umgehauen. Irgendwann hat man den Dreh so ungefähr raus. Wobei ich beim letzten Mal wieder unter eine Welle geraten, da es an dem Tag sehr windig war, wodurch die Wellen noch mehr an Höhe gewonnen haben. Ich kann euch auch sagen, wenn man mal unter so eine Welle gerät, bekommt man kurz Panik. Als ich wieder aufgetaucht bin, habe ich einfach nur das Lachen von einem fremden Mann gehört. Wenn man auch schon an der Copacabana war, muss man auch nach Ipanema gehen. Zum Sonnenuntergang ging es mit der Gondel auf den Zuckerhut. Ich bin der Meinung, dass das der perfekteste Zeitpunkt ist, um auf den Zuckerhut zu fahren. Die Sicht und das Licht dazu waren einfach unbeschreiblich schön. Für diesen Ausblick hat sich das lange Warten gelohnt. 

Wenn man in Rio ist, darf natürlich auch nicht die Christus-Statue fehlen, bei der wir leider nur noch noch länger warten mussten, da wir mit der Bahn hochgefahren sind, die sehr beliebt ist, wodurch es einen großen Andrang gibt. Oben beim Christus hat man auch eine wunderbare Sicht auf die Stadt. Der Platz ist sehr beliebt für Heiratsanträge, von denen wir gleich zwei gesehen haben. Wenn ich mich jedoch entscheiden müsste, wo ich lieber nochmal hoch möchte zum Zuckerhut oder zum Christus, würde ich mich für den Zuckerhut entscheiden, da man von dort die bessere Sicht hat und den Christus sehr gut sehen kann. 

Kommen wir nun zum Karneval. Ich habe mir den Karneval tatsächlich etwas anders vorgestellt, da ich dachte, dass es nur eine einzige lange Parade gibt. Jedoch gibt es an die 7 unterschiedliche Paraden, die jeweils aus 3-5 Wagen bestehen. Nach einer Parade ist dann auch immer eine Pause von ca. 20 min bis die nächste Parade kommt. Wodurch die Veranstaltung relativ lang geht von 21-3 Uhr. Nichtsdestotrotz fand ich es beeindruckend, da die Wagen sehr schön aussahen. Sie passten zu meinen Vorstellungen. Zudem haben wir an einen Tag noch Moritz und Jonathan getroffen, mit denen wir einen tollen Tag verbracht haben.

Was mir allgemein beim Reisen aufgefallen ist, ist das Brasilien zum einen ein sehr großes Land ist. Zum anderen passt Deutschland 23x in Brasilien rein, wobei das Verhältnis der Größe zur Bewohneranzahl nicht so groß ist. Dazu haben die meisten Städte einen Namen, der eine Bedeutung hat, z.B. Porto Alegre = Glücklicher Hafen, Rio de Janeiro = Fluss des Januars, Recife = Riff, Natal = Weihnachten oder Städte haben ein São vor ihren Namen wie São Paulo = Sankt Paulus. Ich finde es sehr interessant, insbesondere weil auch manche Städte nach deutschen Städten benannt werden wie Novo Hamburgo = Neues Hamburg. Zudem ist die Infrastruktur nicht ausgebaut. Meiner Meinung nach ist die Straßenführung nicht so gut, weil wenn man sich einmal verfährt, kann man nicht so leicht, den Fehler wieder beheben, da es viele Einbahnstraßen gibt, die es nicht hergeben zu wenden. Außerdem gibt es hauptsächlich nur Busse in den Städten. Selbst in Rio de Janeiro gibt es nur zwei Bahnlinien. Was aber das Schlimmste ist, ist die Armut. Es gibt so viele Menschen, die auf der Straße wohnen. Das Erschreckende ist, dass manche Menschen, die Sachen auf der Straße verkaufen, mehr verdienen als manche Menschen, die einen festen Job haben. Zum Beispiel gibt es viele Personen, die einfach Decken auf den Boden legen und auf diesen ihre Sachen verkaufen oder es gibt welche, die am Strand herumgehen und versuchen, etwas zu verkaufen. Am Strand kannst du leider nicht einfach nur sitzen und entspannen, weil du alle zwei Minuten angesprochen wirst und gefragt wirst, ob du etwas kaufen möchtest. An sich finde ich Brasilien trotzdem ein wunderschönes Land mit netten Menschen und einer wunderschönen Natur. Ich kann es als Reiseland nur empfehlen!

Ich freue mich schon sehr auf die nächste Reise, mit der ich Brasilien noch weiter kennenlernen kann.

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