Hindu-Tempel auf den Ruinen einer Moschee

Im Januar wurde in Ayodhya (einer kleinen Stadt im Norden Indiens) der Ram Tempel eingeweiht. Diese Einweihung ist ein gutes Beispiel für die immer zunehmender Islamfeindlichkeit in Indien. Modi höchstpersönlich ist nach Ayodhya gereist und hat dort den Tempel eingeweiht. Die Tempeleinweihung ist nämlich ein altes Wahlversprechen der BJP (Modis Partei). Mehrere tausend Menschen und viele Prominente haben live zugeschaut und es gab für alle anderen Live-Übertragungen. Am 22.01. dem Tag der Einweihung hatten viele Menschen wegen der Einweihung des Tempels frei. Über all in Nagpur und anderen Städten wurden orange Fahnen aufgehangen. Sie stehen stellvertretend für die Hindutva der BJP. Die Hindutva ist eine alte, faschistische Ideologie. Sie ist eine Mischung aus einem Nationalismus und religiösem Hinduismus, die bewirkt, dass es religiöse Minderheiten in Indien immer schwerer haben, weil sie Indien als diverses Land zu einem reinen Hindustaat umstrukturieren will.Am Abend der Einweihung gab es zur „Feier des besonderen Tages“ ein großes Feuerwerk in unserer Nachbarschaft. Es wird also erkenntlich, dass diese Tempeleinweihung für viele Hinduist*innen ein sehr wichtiges Ereignis war, welches von vielen Menschen groß gefeiert wurde. Für indische Muslim*innen war dieser Tag aber ein weiterer sehr bitterer und schmerzhafter Tag, der stellvertretend für den Hass steht, den sie erleben. Denn das Gelände, auf dem jetzt der Ram-Tempel steht, war vorher das Zuhause der Babri-Moschee. Diese wurde im 16 Jahrhundert von den Moguln erbaut. Viele Hinduist*innen glauben aber, dass die Moschee auf den Ruinen eines Tempels erbaut wurde, der vorher von den Moguln für den Bau der Moschee zerstört wurde. Hinzukommt noch, dass viele glauben, dass Ayodhya der Geburtstort des sehr wichtigen Gottes Ram ist. Somit wurde der angebliche Tempel damals als auch heute zu Ehren des Gottes Ram erbaut. Viele Jahrhunderte stand in Ayodha die Babri-Moschee. 1989 wurde auf dem Gelände der Moschee ein Tempel erbaut. Doch das reichte vielen Hindunationalist*innen nicht aus, sodass sie 1992 auch durch Einfluss der BJP die Babri-Moschee komplett zerstörten. Sie wollten den vermeintlich ursprünglichen Zustand wiederherstellen. Bei diesem Angriff starben in Ayodha, aber auch im ganzen Land insgesamt über zwei Tausend Muslim*innen. 2019 stimmte der Supreme Court dem Bau des Ram-Tempels auf dem früheren Ort der Babri-Moschee zu. Dies war ein Wahlversprechen Modis, welches er dieses Jahr einlösen konnte. Für viele Muslim*innen war deshalb der 22.01.2024 ein sehr schmerzhafter Tag, der mit Verlust und Furcht zu tun hat. Viele Muslim*innen haben sich entweder den Wiederaufbau der Moschee oder die Errichtung eines Mahnmals auf den Ruinen der Moschee gewünscht. Stattdessen wurde ein Tempel erbaut, dessen Einweihung im ganzen Land gefeiert wurde. Die Gewalt von 1992 wurde so legitimiert und die Islamfeindlichkeit nimmt immer mehr zu. Gerade auch wegen diesem Ereignis ist mir noch bewusster geworden wie wichtig die Arbeit des IPC`s ist. Intereligiöser Austausch und dadurch die Förderung des friedlichen Zusammenlebens aller Religionen in Indien sind wahnsinnig wichtig für eine diskriminierungsfreiere indischen Gesellschaft. Denn gerade die vielen unterschiedlichen Religionen machen den Charm Indiens aus.

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