Heimweh, Höhenluft und Hostelhorror – Mein chaotisch-schöner Argentinien-Trip

Nach Monaten voller Kinderlachen, Alltagsabenteuer und Intensität war es Zeit für eine Pause  – für ein Abenteuer. Ich wollte Argentinien entdecken, Natur, Städte, Menschen, Pferde, Stille, Chaos und ich bekam alles und noch viel mehr.

Silvester in Córdoba – bröckelnder Putz, aber ein Herz aus Gold

Unser Silvester begann in einem ziemlich heruntergekommenem (was noch nett ausgedrückt ist) Hostel in Córdoba, mit knarzenden Betten und Badezimmern, bei denen man lieber nicht so genau hinschaut, aber der Vermieter war ein Schatz! Er lud uns und die Volunteers des Hostels zu einem Silvester-Asado ein, ein argentinisches Barbecue deluxe. Fleischberge, Lachen, Musik, Geschichten. 

Vollgefuttert zogen wir weiter in ein Airbnb mit Dachterrasse, welches Mitfreiwillige sich gemietet hatten. Das Feuerwerk welches um 0 Uhr zusehen war, war klein, aber wunderschön, es glitzerte zwischen den Hochhäusern. Danach ging’s noch in einen Club, die erste Nacht des neues Jahren war lang, laut und leicht.

Wir blieben ein paar Tage in Córdoba und unternahmen eine Wanderung zu einem Wasserfall. Wir waren keine 10 min unterwegs und schon schloss sich uns ein altaussehender Hund an,  grau im Gesicht, aber treu im Blick. Er wich uns nicht von unserer Seite. Wir tauften ihn Cordopi (Córdoba + Opi)  Er begleitete uns die ganze Strecke und zeigte uns den Weg, denn wir wussten garnicht so genau wo wir lang mussten, aber er schien es zu wissen. 

Ein weiteres Highlight, Reiten in den Bergen. Die Aussicht war fast endlos, der Wind in den Haaren befreiend und mein Herz erfüllte. Nach so langer Zeit endlich wieder auf einem Pferd zu sitzen, ließ mich all die Zeit mit meinen Ponys in Deutschland vermissen und gleichzeitig ganz im Moment ankommen.

Nach den ruhigen Tagen in den Bergen wollte ich eine Nacht in Buenos Aires schlafen und am nächsten Tag weiter nach Patagonien fliegen, doch das gebuchte Hostel existierte nicht. Drei Menschen bestätigten mir die Adresse, aber da war einfach nichts.Ohne Internet, völlig verloren, landete ich bei Starbucks, rief meine Familie an, kämpfte gegen Tränen und buchte schließlich ein Hotel für 30 € mehr als geplant. Wenigstens hatte ich eine Dusche und ein Bett und ich glaube es war sogar die beste dusche die ich seit einem halben Jahr hatte. 

El Calafate – Gletscherliebe & Kartendrama

In El Calafate bewunderte ich den berühmten Perito-Moreno-Gletscher, ein Naturwunder, das mich sprachlos machte, aber die Realität holte mich wieder schnell ein. Nach dem Ausflug musste ich natürlich noch bezahlen doch das Kartengerät akzeptierte meine Karte nicht, auf der Zweitkarte war zu wenig Geld. Ich telefonierte mit meiner Mutter, gab ihre Kreditkartennummer an, versuchte zu überweisen, oder irgendwie an Bargeld zu kommen, aber es war zu spät, es brauchte mindestens einen Werktag, heute war da nichts mehr zu machen. 

Am Ende gab ich der Dame mein letztes Bargeld (ein Viertel der Summe) und meinen Personalausweis. Sie willigte ein, sie hatte auch eigentlich keine Wahl. Am nächsten Morgen konnte ich zahlen und meinen Ausweis zurückholen. Die Erleichterung war grenzenlos.

El Chalten- Sturm, alte Freunde und der Fitz Roy

Mit dem Bus ging’s weiter nach El Chaltén, nur um dort zwei Tage lang wegen heftigem Sturm nichts tun zu können. Doch dann, Sonnenschein und alte Freunde. Ich traf Pia aus Brasilien und Hannah aus Paraguay, gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum berühmten Fitz Roy.

Zehn Stunden wandern, lachen, vloggen und staunen. Die Aussicht war atemberaubend. Wir kamen kaputt, aber glücklich alle heil wieder in unseren Hostels an und trafen uns nach einer warmen Dusche noch auf ein Bier, zur Belohnung. 😉

Tür zu & Frida rettet die Nacht

Zurück in Calafate freute ich mich, nach einer ausgelassenen Nacht mit Frida und Jule, auf eine ruhige Nacht, bis ich um 2 Uhr nachts vor verschlossener Tür stand. Der Vermieter hatte vergessen, mir einen Schlüssel zu geben. Keine Rezeption mehr, niemand erreichbar.

Also 30 Minuten zurück zu Frida, die mich in ihr Hostelbett aufnahm. Wir kuschelten uns zu zweit ins Bett. Wenigstens startete der nächste Morgen mit einem schönen Frühstück und einem endlich erhaltenen Schlüssel.

Ushuaia – Dreck, Tränen & doch ein Zuhause

Dann ging es ans Ende der Welt, nach Ushuaia auf Feuerland. Und ich will nicht dramatisieren, aber das Hostel war ein Alptraum, dreckige Küche, schimmeliger Geruch, schwarze Matratzen, stinkende Toiletten. Ich kam an und brach in Tränen aus. Ich rief meine Familie an, suchte nach Flügen früheren zurück nach Montevideo und nach einer anderen Unterkunft, denn ich würde es dort keine Woche aushalten, aber vergeblich, alles ausgebucht oder nur für Unsummen, ich musste also bleiben.

Doch manchmal ist genau das der Wendepunkt. Der Vermieter, ein herzlicher Mann, bot mir eine Fahrt ins Zentrum an. Ich schrieb in einem Café über meine Gefühle; über Heimweh, Überforderung und das Bedürfnis nach einem sicheren Ort.

Zurück im Hostel traf ich Cami, eine Französin, die in Buenos Aires studierte. Wir verstanden uns auf Anhieb. Als wir im Aufenthaltsraum saßen, kamen drei Langzeitbewohner des Hostels und sagten: „Wir machen Pizza, kommt ihr mitessen?“ Dazu gab’s Fernet-Cola, Billard, und sogar eine Art Wii-Spiel. Die Stimmung war locker, schräg aber herzlich.

Ich verbrachte die gesamte Woche mit Cami. Wir gingen mit Volunteers zum Wasserfall, machten eine Bootstour zur Pinguininsel, standen früh auf, um gratis in den Nationalpark zu kommen (vor 8 Uhr ist der Eintritt frei!), wanderten bis zum „Zug am Ende der Welt“ und als Cami sich das Knie verknackte, trampten wir zurück.

Wir verbrachten die nächsten Tage ruhig, spazierten, entdeckten Ushuaia, sprangen sogar ins eiskalte Wasser, tranken Kaffee, Bier und lachten. Es wurde vertraut, fast familiär. Die Hostelbande grillte für uns, und obwohl ich Vegetarierin bin, wurde extra Gemüse für mich gemacht. So süß.

Der Dreck war zwar immer noch da, aber ich lernte, mich mit kleinen Tricks wohlzufühlen. Und am Ende der Woche war ich, dank Cami & Co, so dankbar, geblieben zu sein.

In Buenos Aires die Seele baumeln lassen 

Zurück in Buenos Aires wohnte ich drei Tage bei Frida. Sie zeigte mir Boca und nahm mich mit in ihr Projekt „La Casona“. Dort arbeitete auch Thea, eine gute Freundin von mir. Ich hatte so viel über das Projekt gehört und durfte nun selbst erleben, wie warm, familiär und besonders es war. Ein wunderschöner Abschluss.

Kurzer Zwischenstopp: Zuhause 

Nach über einem Monat war ich wieder in Montevideo. Frisch geduscht, frisch gewaschen, frisch im eigenen Bett. Ich war heilfroh und gleichzeitig voller neuer Erinnerungen. Ich blieb jedoch nicht mal 24 Stunden, bevor ich schon wieder mit alten Kolleginnen weiterzog und mich im Bus wiederfand.  Wohin? Dahin wo die Sterne am besten sieht. 😉

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