Das hier wird der erste vernünftige und etwas längere Blogeintrag von mir, da ihr euch bestimmt alle möglichen Fragen stellt. Ich bin ja jetzt tatsächlich schon zwei ganze Tage in Kapstadt und möchte euch ein kleines bisschen mit auf mein Abenteuer nehmen.
Wir waren glaube ich beim Landen stehen geblieben. Glücklicherweise haben wir 4 ziemlich schnell unsere Koffer gefunden und hatten auch keine Probleme beim Einreisen. Das ZMÖ (Ökumenewerk der Nordkirche) hatte uns detailreich auf diesen Prozess vorbereitet, so kamen wir ziemlich schnell mit unseren Visa weiter. Das erste Kennenlernen war entgegen meiner Erwartungen durchaus unspektakulär. Marius hatte uns mit seinem besten Freund und seinem Sohn Dylan am Flughafen abgeholt. Ich dachte es käme ein großes „Willkommen“ oder ein buntes Schild mit unseren Namen oder zumindest Fragen bezüglich unseres Wohlergehens, jedoch war es nur ein kleines, zerknittertes Schild mit den Buchstaben „NWF“ und ein kurzes Händeschütteln. Dann ging es aber auch schon direkt zu den Autos und zur Zimmerverteilung.
„Wieso denn das?“, werdet ihr euch bestimmt fragen. Uns vier Freiwilligen (Ema, Naomi, Johann und ich) wurde kurz vor dem Flug zuteil, dass wir nicht wie zuvor geplant in einer 4er WG, sondern in 2 separaten Wohnungen in einer „gated community“ wohnen würden. So wurde kurzerhand beschlossen, dass Johann und ich als Jungs-WG in eine Wohnung ziehen würden und die Mädels in die andere. Wer welche Wohnung bekam, musste ziemlich schnell und kurzfristig entschieden werden. Die eine Wohnung hat nämlich eine größere Küche, in welcher man besser kochen kann. So wurden kurz die Kochmotivation bei allen gecheckt und wir kamen zu dem Entschluss, dass Johann und ich die begeisterten Köche sind und so haben wir jetzt die tolle Küche ?.
Diese Stelle eignet sich super um eine kurze Wohnungsbeschreibung abzugeben. Wir wohnen ganz oben, also im dritten Stock des riesigen Gebäudes. Man kommt in die Wohnung hinein und sieht direkt unsere „tolle“ Küche. Wir haben zumindest einen großen Kühlschrank, ein kleines Eisfach, einen Herd, einen Ofen und einen Abzug, jedoch fehlt uns leider ziemlich viel Küchenausstattung (ein gutlösbares Problem). Nach der Küche kommen wir ins provisorische Ess- und Wohnzimmer. Die Ausstattung war am Donnerstag noch ziemlich lückenhaft (wir hatten 4 Stühle), nach heutigem Stand haben wir zumindest noch einen Tisch und eine Südafrikakarte (ok, ich stimme zu, super heimisch sieht es noch nicht aus, aber wir sind auch erst zwei Tage hier). Geht man einen Schritt weiter, steht man auch schon fast auf unserem Balkon. Ja, wir haben tatsächlich einen Balkon, mit einer wirklich traumhaften Aussicht auf die von Johann getauften Muizenberge. Stühle und Tische lassen sich fast ohne Probleme raustragen, daher können wir bei gutem Wetter auch sehr gut draußen Essen. Gehen wir in der Wohnung weiter, kommen wir zu unseren Zimmern. Größtes Problem ist hierbei neben den sehr stark knarzenden Betten, dass ich keinen Schrank habe. Die ersten beiden Tage habe ich daher aus dem Koffer heraus gelebt, bis ich auf die Idee kam, all meine Anziehsachen einfach in die riesigen Schränke von Johann zu stecken. Trotz alledem ist mein Zimmer noch ziemlich leer, ein weiteres Problem, das ich demnächst beheben müsste. Johann und ich haben uns dazu entschieden, dass wir die Zimmer nach 6 Monaten tauschen wollen, da er momentan die wirklich schönere Aussicht hat. Kommen wir zum Schluss zum Badezimmer. Auf ein paar Quadratmetern haben wir dort unsere Dusche (am Anfang noch ohne Duschvorhang) und eine kleine Toilette. Auch noch verbesserbar, da ich noch absolut keine Ahnung habe, wo mein Kulturbeutel hinsoll, aber naja, wäre alles perfekt, wäre es wohl langweilig. Aber was ist denn eigentlich passiert in den letzten Tagen?
Um 10:00 Uhr wurden wir von Jan-Niclas (der Freiwillige, der das letzte Jahr in der New World Foundation arbeitete) abgeholt und zur Blue Route Mall gebracht. Dort haben wir uns erstmal um die wirklich überlebenswichtigen Sachen gekümmert, nämlich die SIM-Karte. Das läuft in Südafrika nämlich ein bisschen anders ab, als bei uns in Deutschland. Wir müssen uns „Geeks“ (GB) immer wieder auf unsere Karte herunterladen. Neben Geeks gibt es auch noch „Air Time“ (Telefonie-Zeit), „Nite Data“ (von 24Uhr-6Uhr) und „All time Data“(quasi für den normalen Verbrauch). Gar nicht so billig tatsächlich, daher muss ich mal schauen, wie ich das das nächste Jahr über mache. WLAN habe ich leider auch nicht, daher bin ich äußerst gespannt, wie ich abseits der sozialen Medien überlebe ?.
Danach ging es zum ersten großen Grocery Shopping und wir haben uns mit allem überlebenswichtigen Nahrungsmitteln eingedeckt. Johann ist übrigens Vegetarier, daher schaue ich mal, wie gut ich das nächste Jahr auf Fleisch verzichten kann. Der Supermarkt ist aber wirklich super, da er so riesig ist, dass wir an alles fast problemlos herankommen zu vernünftigen Preisen.
Nach dem ersten richtigen Nachmittag in der eigenen Wohnung ging es abends in die Street Food Garage, und wow, dort wird man von leckeren Gerüchen übermannt. So viel traditionelles Essen war wirklich genial, daher habe ich mich direkt für das „Spicy Cape Food“, eine Mischung aus Curry, Rooti, Reis und anderem (weiß nicht genau, was es war) entschieden. Die Stimmung in dieser riesigen „Garage“ ist wirklich phänomenal. An langen Tischen sitzen die verschiedensten Menschen und plaudern über die Wellen (Muizenberg ist DER Ort für Surfer) oder das Wetter. Abends haben wir dann nochmal Marius (unser Mentor für die kommenden 4 Monate) mit seiner Familie getroffen und die „ehemaligen“ Freiwilligen (also Jackey, Leonie und Jan-Niclas). Und so ging der erste Tag auch schon zu Ende. Was mir bisher schon besonders auffällt ist das südafrikanische, langsame Zeitgefühl und die südafrikanische Mentalität. Die Menschen hier sind so viel offener und freundlicher und genießen die schöne Natur und ihr Leben. Man grüßt sich, redet ein paar Sätze mehr als Small Talk. Eine wirklich schöne Mentalität, wie ich bisher finde.
Am Samstag ging es dann ab 10:00 Uhr mit Marius und Luca (seiner netten, aber auch etwas neckenden Tochter) nach Capetown Downtown. Zuerst hat er uns die Longstreet, eine Haupteinkaufsstraße von Capetown, gezeigt, danach folgten wir unseren Ohren und trafen auf eine Gruppe von Mädchen, die ihre kulturellen Tänze präsentierten. Dort brannte mal wieder eine Diskussion zwischen uns vieren auf, die ethische Vertretbarkeit solcher Präsentationen ging. „Handelt es sich hierbei um eine Kommerzialisierung oder das Teilen der eigenen Kultur?“ Man sieht, wir sind nicht die unkommunikativsten und diskutieren immer wieder gerne.
Danach sind wir zum Green Square Market gegangen, hatten uns zwischendurch was zu essen geholt, und sind anschließend mit dem Auto zur Blue Waterfront gefahren. Diese Mall ist das Tourismuszentrum von Kapstadt. Neben den zahlreichen Geschäften in der Mall kann man sich draußen den Hafen anschauen. Dort gibt es schöne Restaurants, Geschäfte für Touristen, Statuen von Südafrikas Premiers und die tollen Markthallen. Leider hatten wir nicht allzu viel Zeit, daher werden wir innerhalb des nächsten Jahres noch das ein oder andere Mal wiederkommen müssen.
Am Abend wurden wir von Marius zum Essen eingeladen. Einerseits wirklich schön, dass man sich immer wieder „gratis“ den Bauch vollschlagen kann, andererseits hatten wir bisher noch keine wirkliche Gelegenheit zum Kochen. Neben dem sehr leckeren, traditionellen Gemüseeintopf, haben wir ein bisschen Klavier gespielt. Luca hat uns zunächst etwas auf ihrem Keyboard vorgespielt, danach durften Johann und ich dran. An dieser Stelle muss ich leider gestehen, dass der gute Johann als Pianist um Weiten besser ist, als ich. Danach haben wir uns gemütlich mit einem Spier Wein (Grüße an meine Eltern an dieser Stelle) ins Wohnzimmer gesetzt und noch ein paar Stunden gequatscht. Ein wirklich schöner Abend, bei dem wir die Familie Blümel besser kennengelernt haben.
Und jetzt sitze ich hier in meinem kleinen gemütlichen Bett und schreibe diesen Blog. Bisher bin ich von Kapstadt und den Menschen fasziniert und habe eine Menge Spaß. Morgen früh geht es in die Kirche, mal schauen wie dieser Gottesdienst wird. Unser Afrikaans verbessert sich auch von Tag zu Tag und wir hoffen, dass wir das zum Ende der 12 Monate halbwegs flüssig sprechen können.
Grüße an alle, die diesen Blog lesen, ich hoffe, dass ich diesen Blog regelmäßig weiterschrieben kann.
Liebe Grüße aus Kapstadt von Felix ?
P.S.: Um den Blog direkt mitzuverfolgen, könnt ihr auf https://flix-r135.tumblr.com gehen, mich würde es freuen 🙂
*Copyright Emanuela B.