Gefühl von Zugehörigkeit

Mein Gedankenchaos

Meine Gedanken kreisten. Noch vor meiner tatsächlichen Ausreise. Viele Fragen kamen in mir auf. Wie wird es Zuhause ohne mich weitergehen? Was wird sich verändern? Ich hatte Sorgen. Familie und Freunde würden Dinge ohne mich erleben. Was, wenn nichts mehr so ist, wie es war, wenn ich zurückkomme?

Doch jetzt denke ich mir: was, wenn es so ist? Ich habe mich verändert. Ich war hier. In einem fremden Land. Ich kannte niemanden. Musste meine Komfortzone verlassen. Ich habe viele neue Leute kennengelernt, Freundschaften gefunden, die hoffentlich für ein Leben lang halten werden. Auf einmal war da so viel neues. Eine neue Kultur; wenn man das so einfach sagen kann.

Ich war neu, musste mich erstmal einfinden. Eindrücke verarbeiten. Neues auf mich zulassen. Es kennenlernen. Ich durfte viel neues wahrnehmen und entdecken. Ich wurde liebevoll aufgenommen. Und doch war ich so fremd.

Ich beherrschte die Sprache nicht. Fühlte mich aussenvor. Alle kannten sich, die Arbeit, das Leben hier. Doch ich? Ich war neu, musste mich erstmal einfinden. Ein neues Gefühl kommt in mir auf. Vermisse zuhause.

Dann fragte ich mich, ´werde ich wohl jemals so richtig dazugehören´?  

Die Antwort ist: Nein, so richtig werde ich wohl nie dazugehören – ist ja auch vollkommen normal. Bin anders aufgewachsen. Kenne ein anderes Leben, andere Menschen. Eine andere Kultur. Und doch fühle ich mich immer mehr danach, hier zu etwas dazuzugehören. Auf eine andere Art und Weise. Ich weiß das ich anders bin. Doch anders gut. Ich kann von anderen lernen; sie von mir. Erzähle von Zuhause, lasse Menschen teilhaben. Ich erfahre von ihrem Zuhause, besuche sie, darf es hautnah erleben. Momente, die mein Jahr hier prägen.

Ich habe hier ein neues Zuhause gefunden. Menschen mit denen ich etwas verbinde. Die ich gern habe! Eine neue Familie im PLCC.

In einem Monat ist es vorbei. Einfach so? Als wäre nichts gewesen? Wie viele Tränen werde ich beim Abschied weinen? 11 Monate, wie schnell die Zeit doch vergeht. Und dass, obwohl es anfangs so unfassbar lang gewirkt hat. Ich will noch nicht. Will mein Leben hier, geliebte Menschen noch nicht zurücklassen. Bin ich denn bereit dafür? Werde ich jemals bereit dafür sein? Ein Kapitel endet fürs erste. Genau so, wie es jetzt war, wird es nie wieder werden. Es entsteht ein Raum für neues.

Es geht nach Deutschland – meinem Zuhause!? Erneut kommen Ängste und Sorgen. Ich habe mich verändert! Wie wird es Zuhause? Können Familie und Freunde mich noch verstehen? Schließlich habe ich mich verändert. Wie wird der Kontakt zu meinen geliebten Menschen verbleiben? Wann werde ich sie wiedersehen? Alles Fragen, auf die ich keine Antworten weiß.

Ein Kapitel endet, ein neues beginnt. Ich stehe gefühlt wieder am Anfang. Und dabei bin ich so viel weiter. Habe mich neu kennengelernt. Bin über mich hinausgewachsen. Ein Jahr, dass ich nie vergessen werde, geht zu Ende. Was bleibt, sind Erinnerungen; Kontakte, die ich pflegen werde; ein neues Zuhause, am anderen Ende der Welt. Es wird nie wieder so wie es war, doch das ist gut. Denn ich will nicht zurück. Will diese Zeit nicht missen, mit all ihren Höhen und Tiefen.

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