Wiedermal bin ich zu spät dran mit dem Hochladen, diesesmal allerdings aus besserem Grund: ich lag mit 40° Fieber im Bett, zum Glück war es kein Dengue Fieber, sondern nur ein Mageninfekt und nach einem Krankenhausbesuch und einigen Antibiotika geht es mir schon viel besser.

Wir hatten unser Zwischenseminar in Buenos Aires, wo alle Freiwilligen mit denen wir angekommen waren wiedertrafen. Es war super schön alle wieder zu sehen und wir blieben bis spät in die Nacht wach um mit einander zu reden und uns Auszutauschen. Meine Persönliche Erkenntnis ist vor allem wie froh ich bin hier in der Ciudad gelandet zu sein. Einige erzählten davon wie sie nichts zu tun haben, sich mit ihren Kollegen nicht verstehen, sich ausgeschlossen fühlen oder zu viel von ihnen erwartet wird. Hier habe ich zwar auch meine Probleme, aber im Vergleich fühlen sie sich klein an. Natürlich liebten auch einige ihre Projekte, aber bei ihren Erzählungen habe ich mir meistens gedacht, dass mein Projekt einfach besser zu mir passt. Ich habe die Ciudad lieben gelernt. Sie ist nicht so Glamourös wie andere Städte und es gibt nicht viel zu tun, aber ich habe meine Ecken gefunden, und jetzt sogar eine Mannschaft bei der ich mich wohl fühle. Ich habe meine Kollegen gern und bekomme von ihnen so viel Hilfe und Unterstützung wie ich brauche, ohne mich bemuttert zu fühlen. Hier sind alle Familie, und ich bin froh dass ich aufgenommen worden bin.
Ich bin mittlerweile an dem neuen Standort in St. Ana so richtig angekommen. Einiges läuft hier anders. In der Refuerzo (dem Nachhilfe Teil) sind die Kinder viel fortgeschrittener und selbstständiger, es herrscht weniger Chaos und ich werde nicht so viel gebraucht wie letztes Jahr, dadurch rede ich aber auch weniger mit den Kindern und es ist mir etwas schwerer gefallen zu ihnen einen Draht aufzubauen. Mittlerweile ist sich das aber am Bessern, und ich habe sogar schon einmal alleine den Unterricht geleitet.
Die Cepi hier (der Kindergarten) ist das genaue Gegenteil, und viel Chaotischer als in Km9. Es ist möglich dass das ist weil ich hier den Jahresanfang und dort das Jahresende miterlebt habe, aber es ist auch weil km9 eine ärmere Gegend ist und wir dort viel mehr in das alltägliche Leben der Familien eingebunden sind, und Cindy für viele kleine Kinder eine Art Tante ist, außerdem ist die Erzieherin in St. Ana dieses Jahr neu dazugekommen. Noch ein Unterschied ist das wir in St. Ana mehr Kindergartenkinder mit Behinderung haben. An einigen Stellen bin ich da leider manchmal überfordert, da wir nur zu zweit sind, und sie mehr Aufmerksamkeit brauchen als wir geben können. Über die Wochen hat sich zum Glück auch schon einiges verbessert und etwas beruhigt und ich glaube ich habe viel dazu gelernt. Die kleinen haben mich mittlerweile auch richtig lieb gewonnen, und ich werde mit vielen dicken Umarmungen begrüßt.
Mit meinen neuen Kolleg*innen verstehe ich mich auch schon ganz gut. Als ich krank war haben alle mir im Wechsel Essen nach Hause gebracht und ich gehe wahrscheinlich bald mit einer Kollegin ins Kickboxen, während sie vielleicht in mein Rugby Training mitkommen will. Mit einem Kollegen sind wir als WG vor ein paar Wochen Campen gegangen an einem Fluss. Die Natur dort war wunderschön und hat uns alle motiviert nochmal mehr von Paraguay sehen zu wollen. Am morgen sind wir besonders früh aufgestanden um den Sonnenaufgang zu beobachten, allzu lange konnten wir danach aber nicht mehr schlafen, da man bei paraguayischen Temperaturen im Zelt praktisch gekocht wurde. Helfen tut da nur ein schön kalter Terere zum Trinken. Vor kurzem habe ich mir auch endlich eine Thermo und Guampa gekauft, um das Traditionelle Getränkt auch zuhause zubereiten zu können.
Mit Rugby läuft es gut. Ich habe mittlerweile drei Mal die Woche Training, und herausgefunden warum kaum Frauen zum Training aufgetaucht sind, es gibt nämlich seit anderthalb Monaten auch ein getrenntes Frauentraining am Mittwoch. Ich trainier trotzdem Dienstag und Donnerstag weiterhin bei den Männern, weil ich mich mit einigen dort angefreundet habe, und mir das Training mit ihnen ordentlich herausfordert. Ein Problem habe ich allerdings: Das Rugby Damen Team Area 1 hat eine Spielgemeinschaft mit Foz de Iguazu in Brasilien, und unser Trainer ist Brasilianisch – das heißt das Training und die Gruppe sind auf Portugiesisch, eine Sprache die ich weder lerne noch verstehe. Einiges ist ähnlich, aber nicht genug, dass ich Problemlos dabei bin. Bei fragen über mich habe ich mein Alter genannt anstatt die Stadt aus der ich komme, und ich warte immer ein paar Sekunden extra bevor ich etwas mache um zu schauen was die anderen tun. Einmal ist das Training ausgefallen und ich bin zu einem leeren Rugbyplatz aufgetaucht weil ich die Nachricht nicht richtig verstanden hatte- das war besonders blöd weil ich kein Internet und so jemand fremdes nach einem Hotspot fragen musste damit ich mir einen Bolt nach hause bestellen kann. Alles in allem bin ich aber mehr als glücklich mit dem allen, und habe sogar schon bei zwei Turnieren mit meiner Mannschaft gespielt. Bis jetzt haben wir so gut wie alle unsere Spiele gewonnen und sind in der Tabelle dritter in Paraguay.
Das gute an meiner Krankheit ist dass ich jetzt auch noch von der Osterwoche berichten kann. Am Montag haben die Kinder haben Chipas gemacht, das ist ein Traditionelles paraguayanisches gebäck mit Maismehl und Queso Paraguayo. Mir schmeckt das ganz gut, aber nur in maßen, da sie sehr schnell sehr satt machen. in den ersten Wochen wussten wir das noch nicht und hatten viel zu viele bestellt und gegessen wovon mir übel wurde, weniger ist hier also wirklich mehr.
Am Wochenende kam dann ganz viel Besuch, Freiwillige aus Asuncion, aber auch aus Buenos Aires waren am Start. Am Freitag besuchten die Triple Frontera (Dreiländereck) und wollten am Abend die „Lichtershow“ am Itaipu damm anschauen. Wir warteten drei Stunden für ein etwas enttäuschendes Ergebnis, die Lichtershow bestand nämlich daraus, dass die normalen Abendlichter, von dramatischer Musik begleitet, angemacht wurden. Es war ein ganz witziges Erlebnis, aber weiterempfehlen würde ich es nicht unbedingt. Am Samstag veranstalteten wir ein großes Osterfrühstück für unseren Besuch und am Sonntag versteckte Lea für alle kleine Geschenke und schokoladen Eier. Die suche hat riesen spaß gemacht, auch wenn ich alle anderen Geschenke vor meinen fand. Sie waren besonders einfach zu übersehen, weil sie in kleinen Mülltüten verpackt waren, und so viel weniger auffielen als buntes Geschenkpapier.
„Lichtershow“ Triple frontera Terere darf nicht fehlen
Alles in allem waren die vergangenen Monate einige der schönsten hier, und ich habe das Gefühl endlich angekommen zu sein. Es ist seltsam sich vorzustellen wie bald wir schon wieder zurück nach Deutschland gehen werden, die Zeit rennt uns wirklich davon. Ich will endlich meine Familie und Freunde wiedersehen, aber ich will noch nicht dass meine Zeit hier endet, ich habe noch viel vor und weiß nicht wie ich das in die letzten paar Monate kramen soll. Ich versuche erstmal nicht an die Zukunft zu denken, weil ich auf jeden fall gelernt habe, dass sich auch in so kurzer Zeit so einiges noch ändern kann.