Einsatzstelle und Freizeitgestaltung

Organisation Callescuela:
Meine Organisation in Paraguay ist die Callescuela, die Organisation hat mehrere Orte in der Stadt Asunción. Es gibt eine Stelle am großen Markt, auf dem Gemüse und Obst verkauft wird dort arbeiten die Kinder und helfen den Eltern beim Verkauf auf der Straße. Zwei weitere Einsatzstellen sind außerhalb von Asunción, einmal in Villa Elisa und San Lorenzo, das sind angrenzende Städte an Asunción. Diese beiden Stellen sind sehr ähnlich aufgebaut und liegen in einem ärmeren Viertel der Stadt. Die Callescuela setzt sich dort seit mehr als 30 Jahren für Kinder und Jugendliche ein, die mit ihrer Arbeit zum Familieneinkommen beitragen müssen. Denn in Paraguay ist es normal, dass bereits Kinder auf der Straße arbeiten und so ihre Familien finanziell unterstützen. Den Schulbesuch könnten viele Familien ohne die Unterstützung der Kinder nicht finanzieren, wenn die Kinder nicht zum Einkommen beitragen würden. So ist die Arbeit für die Kinder also wichtig, um der Armut zu entkommen und sich Perspektiven zu eröffnen.

Einsatzstelle 9 de Marzo:
Meine Einsatzstelle hat montags, mittwochs und freitags immer vormittags einen kleinen Kindergarten, bei dem Kinder im Alter von 2 bis 4 Jahren kommen und ein sorgfältig durchdachtes Programm durchlaufen, bei dem ich mich auch gut einbringen kann. Ich habe jedoch meine freien Tage am Mittwoch und Sonntag, womit ich am Mittwoch nicht beim Kindergarten mithelfe. Wir treffen uns an den Tagen, an denen der Kindergarten ist immer eine Stunde früher und bereiten alles vor. Dazu gehört, den Hof kehren die Spielfläche wischen, Stühle und Tische aufstellen und zum richtigen Platz tragen und die Spielsachen aufbauen. Das Programm beinhaltet eine Reihe von unterschiedlichen Aktivitäten. Am Anfang dürfen die Kinder frei mit den Spielsachen spielen und beispielsweise Legotürme bauen. Danach werden ein paar Dinge erklärt, wie zum Beispiel wie welche Farbe heißt und wie man Formen betitelt. Dabei sitzen wir zusammen mit den Kindern im Kreis. Zu diesen Themen gibt es dann meistens auch eine Bastelaufgabe für die Kinder, bei der sie lernen, wie man mit der Schere, Papier und Kleber umgeht. Am Ende dürfen die Kinder dann auf den kleinen Spielplatz, auf dem eine kleine Rutsche und zwei Schaukeln sind. Nach zwei Stunden bauen wir alles gemeinsam wieder ab und die Kinder werden abgeholt.
Ich liebe diese Arbeit mit den Kindern, auch wenn sie manchmal sehr stur sein können, sind die kleinen Kinder komplett sie selbst. Sie lassen alles raus, was ihnen nicht gefällt. Im einen Moment weinen sie, weil ihnen ein Spielzeug von einem anderen Kind geklaut wurde und im anderen Moment ist alles wieder gut und sie lachen wieder. Die Kinder strahlen eine super ehrliche Energie aus und das ist sehr interessant zu beobachten.


Die zweite Aktivität in meiner Einsatzstelle sind die Refuerzostunden. Das sind die Hausaufgaben-Nachhilfe-Stunden, in denen eine Lehrerin den Kindern Aufgaben gibt oder ihnen bei den Hausaufgaben hilft. Die Kinder kommen immer an unterschiedlichen Uhrzeiten in unterschiedlichen Altersgruppen und machen dann ihre Aufgaben. Manchmal sind es einfache Aufgaben, bei denen ich den jüngeren Kindern helfen kann oder sind mathematische Aufgaben, bei denen ich wenig sprachlich erklären muss und somit auch ein bisschen helfen kann. Oft ist es jedoch so, dass ich aufgrund meiner sprachlichen Unkenntnisse nicht viel tun kann und dann höre ich einfach zu und versuche dabei Vokabeln aufzuschnappen. Dieses Angebot der Callescuela ist für die Kinder sehr wichtig, da sie dort mit einer professionellen Lehrerin ihre Hausaufgaben besprechen oder Themen bearbeiten können, die sie nicht verstanden haben. Da die Eltern meistens viel arbeiten müssen, haben die Kinder in der Einsatzstelle die Möglichkeit für persönliche Nachhilfe.

Am Samstag arbeite ich nur den halben Tag und es ist keine Nachhilfe. Stattdessen machen wir Aktivitäten mit einer kleineren Gruppe von Kindern. Die Aktivitäten bestehen aus Fangen spielen, Karten spielen oder auf dem nahegelegenen Spielplatz Volleyball und Fußball zocken. Ich mag diese Tage sehr, weil man mit den Kindern Sport macht und in Bewegung ist. Doch es ist auch oft sehr heiß und deshalb ist es ziemlich anstrengend raus in die Sonne zu gehen, weshalb diese Aktivitäten nicht immer stattfinden und wir deshalb drinnen sind, wo es eine Klimaanlage gibt und es kühl ist. Dort werden dann oft Aktivitäten angeboten wie Kartenspielen, Malen oder Basteln

Freizeitgestaltung und Kampfaport:
Dadurch, dass ich einen langen Weg zu meiner Einsatzstelle hin und wieder zurück habe, bleibt viel Zeit dabei liegen. Wenn ich zu Hause angekommen bin, gehe ich meist im Park bei uns nebenan trainieren oder treffe mich mit Freunden, welche ich im BJJ kennengelernt habe. Der Park befindet sich ca. 2 Min. zu Fuß von unserem Haus entfernt. Ich trainiere dort mit meinem eigenen Körpergewicht und mache beispielsweise Klimmzüge, Dips und Liegestütze. Der Park grenzt direkt an ein Armenviertel, in diesem Viertel werden auch viele Drogen konsumiert und mir wurde davon abgeraten, dort zu trainieren. Doch mein Gefühl sagt mir, dass es nicht so schlimm ist und ich mag es, dort zu trainieren. Mittlerweile kennen sie mich dort auch und ich hatte auch schon einige nette Gespräche mit Menschen, die mich während des Trainings angesprochen haben. Vor allem kommen aber immer kleine Kinder, die im Park spielen. Die Übungen, die ich mache, versuchen sie dann auch nachzuahmen und währenddessen stellen sie Fragen was ich mache, woher ich komme usw. Während sie die Übungen machen wollen sie immer, dass ich ihnen zuschaue. Manchmal ist es etwas mühsam, aber ich mag es eigentlich, wenn die Kinder die Geräte benutzen, klettern und aktiv sind. Und wenn ich ihnen ein wenig Aufmerksamkeit schenken kann, freut es mich auch.

Der Park hat zwei Fußballfelder und ein Basketballfeld, auf dem meisten auch sehr viel los ist. Vor allem am Wochenende finden auf dem großen Sandplatz Altherrenspiele statt, welche ich mir auch manchmal anschaue. Was interessant ist, dass jede Altersgruppe dort vertreten ist. Jeder, der noch halbwegs laufen kann und den Ball noch sieht, spielt Fußball.


Seit Oktober gehe ich zwei- bis dreimal die Woche ins BJJ (Brasilien Jiu-Jitsu). Das ist eine Kampfsportart, welche eine Abwandlung und Weiterentwicklung der japanischen Kampfkünste Judo und Jiu-Jitsu ist, die den Schwerpunkt auf Bodenkampf legt, wobei im Training zusätzlich Wurftechniken aus dem Stand unterrichtet werden. Mein Plan für den Freiwilligendienst war es, diese Kampfsportart in Paraguay anzufangen, weil ich es schon in Deutschland ausprobiert hatte und es mir sehr gefallen hat. Der Club ist sehr nahe gelegen und ich bin in 15 Min. Fußweg in der Trainingshalle, was super praktisch ist. Das Training gefällt mir sehr gut. Sport ist für mich ein super Ausgleich und ich brauche diese Momente am Tag, an denen ich einfach nur an das, was vor mir liegt denke und das erreiche ich extrem gut durch den Sport. Man ist mit seiner vollen Aufmerksamkeit bei der einen Sache und in dem Moment. Denn BJJ ist auch eine sehr technische Sportart, bei der man jeden Schritt bedacht umsetzen muss. Ich denke in dieser Zeit an nichts anderes. Die ersten Male im Training war ich immer kurz davor, mich zu übergeben, denn diese Art von Belastung war mein Körper überhaupt nicht gewohnt. Dazu kamen noch 30 bis 35 Grad am Abend, aber wie es bei so vielen Dingen ist, gewöhnt sich der Körper daran und mittlerweile sehe ich, wie sehr ich mich an diese Intensität angepasst habe. Ich wurde dort auch sehr gut aufgenommen und integriert. Die Menschen sind echt super lieb und sind immer hilfsbereit und sind auch bereit, alles dreimal zu erklären. Blancos also Weißgurte werden aufrecht behandelt und echt gut in die Thematik eingeführt. Ich gehe dort sehr gerne hin und ich liebe den Ausgleich.

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